Alle im Bundestag vertretenen Fraktionen haben der ecuadorianischen Regierung ihre Unterstützung für eine weltweit bislang einzigartige Initiative zum Schutz des Regenwaldes und der biologischen Vielfalt zugesichert. Unter der Erdoberfläche des Yasuní-Nationalparks in der Amazonas-Region lagern die größten bekannten Erdölvorkommen des Landes. Doch Ecuador will das Erdöl im Boden lassen, wenn internationale Geber einen Ausgleich für die Einnahmeverluste zahlen.
In einem etwa zweistündigen Gespräch informierte der
ecuadorianische Außenminister Fander Falconi am Donnerstag,
18. Juni 2009, den Bundestag über den Stand der Initiative,
auf die Erdölförderung zu verzichten, wenn sich die
internationale Gemeinschaft auf Kompensationszahlungen von
mindestens 50 Prozent der Einnahmeverluste verständigen
könnte.
Schätzungen gehen von einem finanziellen Ausgleich in Höhe von 350 Millionen US-Dollar verteilt über einen Zeitraum von 13 Jahren aus. Damit sollen Umweltschutz- und Sozialprojekte in Ecuador finanziert werden.
Der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dr. Sascha
Raabe, sprach von einem ermutigenden Zeichen der ecuadorianischen
Regierung. Vor allem würdigte er das Versprechen von
Staatspräsident Rafael Correa, die Förderung des
Erdöls in Yasuní-Nationalpark so lange auf Eis zu
legen, bis klar ist, ob und wie die internationale Gemeinschaft das
Projekt unterstützt.
Bereits im Juni vergangenen Jahres und damit als erstes Parlament
weltweit hat der Bundestag einstimmig einen Antrag auf
Unterstützung dieser Umweltinitiative verabschiedet. Dieser
Beschluss sei für die ecuadorianische Regierung entscheidend
gewesen, für vorerst unbefristete Zeit auf die
Erdölförderung zu verzichten, sagte Raabe.
Im Gebiet des Yasuní-Nationalparks sind Erdölvorkommen von mindestens 412 Millionen Barrel entdeckt worden. Andere Schätzungen gehen sogar von 920 Millionen Barrel aus. Auf jedem Hektar wachsen aber so viele verschiedene Gehölze, wie es Arten in ganz Nordamerika gibt. Auch seltene Tiere wie Bergtapir und Braunkopf-Klammeraffe kommen hier vor. Zudem leben mehrere Indianerstämme im Regenwald, völlig isoliert von der Außenwelt.
Raabe sprach sich zudem für einen einfachen
Finanzierungsmechanismus in Form eines Treuhandfonds aus, damit das
Projekt mit Leben erfüllt werden kann. Der Fonds könne
bei großen internationalen Organisationen wie beispielsweise
den Vereinten Nationen angesiedelt sein.
"Ebenso wichtig sind klare Garantien, dass dauerhaft kein
Erdöl gefördert werden soll“, betonte der
SPD-Politiker. Eine unabhängige Expertenkommission müsse
den Wert des Erdöls ermitteln. Nur so könne Transparenz
gesichert werden.