Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble (CDU) hat an die Sportpolitiker des Bundestages appelliert, den Zusammenhalt zwischen Spitzensport, Leistungssport und Breitensport zu bewahren. Darauf hinzuwirken, sei eine große Herausforderungen für den Sportausschuss des Deutschen Bundestages, der am Mittwoch, 1. Juli 2009, mit einem festlichen Empfang im Berliner Reichstagsgebäude seinen 40. Geburtstag feierte.
Mehrfach sagte der Minister als Festredner, dieser Zusammenhalt
dürfe nicht verlorengehen. „Panem et circensem, das ist
nicht unser Sportverständnis“, sagte Schäuble und
bat die Ausschussmitglieder, einer solchen Entwicklung
entgegenzuwirken und den Sport zu unterstützen.
„Der Sport vermittelt Werte“, sagte der Minister. Sowohl der Freizeit- als auch der Senioren- und der Behindertensport erkennten den Wert des Leistungsprinzips. Ohne Regeln gehe es nirgends. Der Sport sei wie kaum ein anderer Lebensbereich in der Lage, Menschen aus allen sozialen Schichten zusammenzubringen.
Im vereinten Deutschland sei der Sport gut zusammengewachsen, sagte
Schäuble. Den Umgang mit der Vergangen im Sport habe man
„noch nicht so hingekriegt“. Der Sport könne
mitwirken, die Verletzungen von 40 Jahren Teilung noch besser zu
bewältigen als bisher.
Schäuble riet auch dazu, nicht aus den Augen zu verlieren, dass für den Sport vorrangig die Bundesländer zuständig sind. Die Mitglieder des Sportausschusses hätten sich immer nicht nur als Sportpolitiker, sondern auch als Sportfreunde, als Lobbyisten des Sports verstanden, betonte der Minister, der dem Ausschuss selbst von 1972 bis 1983 als ordentliches und von 1983 bis 1987 als stellvertretendes Mitglied angehört hatte.
Der Ausschuss habe sich immer dafür eingesetzt, dass das
Potenzial des Sports in allen Lebensbereichen erschlossen worden
sei. Schäuble warb dafür, die Autonomie des Sports im
Sinne der Eigenverantwortung zu wahren: „Der Staat
kann’s nicht.“ Zur Doping-Bekämpfung reicht seiner
Ansicht nach nicht aus, ein stärkeres Netz an strafrechtlichen
Elementen zu schaffen.
Grundsätzliche Skepsis äußerte Schäuble im Hinblick auf die Aufnahme des Sports als Staatsziel ins Grundgesetz. Mit jedem Schritt sei man in Gefahr, die Freiheit des Sports einzuschränken: „Die Politik muss nicht alles regeln.“
Das Parlament habe der Versuchung widerstanden, den Sport
bevormunden zu wollen. Für den Innenminister Schäuble,
der auch für den Sport zuständig ist, sei der Ausschuss
immer ein „verlässlicher Verbündeter“
gewesen.
Am 13. November 1969 hatte der Bundestag einen Sonderausschuss für Sport und Olympische Spiele ins Leben gerufen, der die Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele 1972 in München begleiten sollte. Vorsitzender war Dr. Konrad Kraske (CDU/CSU). Nach der Bundestagswahl 1972 gab es erstmals einen regulären Sportausschuss mit Dr. Hans Evers (CDU/CSU) an der Spitze, der 1980 von Ferdinand Tillmann abgelöst wurde.
Tillmann führte den Sportausschuss bis zu seinem Ausscheiden
aus dem Parlament 1994. Ihm folgte bis Dr. Engelbert Nelle
(CDU/CSU), der 1998 von Friedhelm Julius Beucher (SPD)
abgelöst wurde. Auf Beucher folgte 2002 der jetzige
stellvertretende Ausschussvorsitzende Peter Rauen (CDU/CSU), der
bis 2005 im Amt blieb. Seit 2005 führt Dr. Peter Danckert
(SPD) den Vorsitz im Sportausschuss.
Der Ausschuss verabschiedete drei Mitglieder, die nicht mehr kandidieren: Peter Rauen (CDU/CSU), Wolfgang Grotthaus (SPD) Detlef Parr (FDP).
Klaus Riegert, Obmann der Unionsfraktion im Ausschuss, bedankte
sich bei den mehr als 2,7 Millionen Ehrenamtlichen, die sich im
Sport in Deutschland engagieren. „Unser Anliegen ist es, die
ganze Breite des Spitzensports zu fördern“, sagte
Riegert. SPD-Obfrau Dagmar Freitag betonte, der Wandel in der
öffentlichen Wahrnehmung des Ausschusses habe gut getan, das
Selbstbewusstsein des Ausschusses sei ein anderes geworden.
FDP-Obmann Detlef Parr erinnerte daran, dass vor 40 Jahren Hans-Dietrich Genscher als Innenminister für den Sport zuständig gewesen sei. Parr hofft, dass in der nächsten Wahlperiode der Sport als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen werden kann.
Katrin Kunert, Obfrau der Linken, regte an, bundeseinheitliche
Kriterien für den Schulsport zu entwickeln. Kritisch merkte
sie an, dass es nicht gelungen sei, das positive Erbe des
DDR-Sports aufzunehmen.
Winfried Hermann, Obmann von Bündnis 90/Die Grünen, es sei gut, dass sich der Ausschuss um alle Sportthemen gekümmert habe. Die zentrale Funktion des Sportausschusses sei es, Debatten zu großen Themen wie Schulsport oder Doping zu führen und sie öffentlich zu machen.
„Die Autonomie des Sports in Ehren, es gibt aber auch eine
parlamentarische Verantwortung für die Verwendung
öffentlicher Mittel im Spitzensport“, sagte Hermann.