Die Großtier-Veterinärin Susanne Jaffke-Witt kam 1990 als Kandidatin der ersten demokratisch gewählten Volkskammer der DDR in die Politik und in den Bundestag. Dort wollte die Unionsabgeordnete das machen, wovon sie etwas verstand, nämlich Landwirtschaft. Aber es gab zu viele Mitstreiter, und so ließ sie sich überreden, im Haushaltsausschuss mitzuarbeiten. "Ich war, wie wir alle aus den neuen Ländern, ein absoluter Quereinsteiger", sagt sie, aber "mit viel Starthilfe von den Kollegen" sei es gut voran gegangen. Zudem habe sie "schnell gelernt, dass 'Haushalt' eigentlich ein Machtausschuss ist, denn Politik definiert sich schon über Geld". Seitdem seien fast zwanzig Jahre vergangen. "Also muss ich mich wohl nicht ganz ungeschickt angestellt haben", lächelt sie vergnügt.
Nach ihrer Wiederwahl 2005 war aber für Susanne Jaffke-Witt klar, dass sie nach dieser 16. Legislaturperiode ihre Arbeit in der großen Politik und als Mitglied im Haushaltsausschuss beenden würde. Da traf es sich gut, dass ihr die Mitarbeit in der Kommune und im Kreis - zusätzlich zum Bundestagsmandat - schon immer wichtig gewesen war, "um mit beiden Beinen in der Lebenswirklichkeit zu bleiben". So hatte sie es von 1990 bis 2002 gehalten, bis das nach einer weiteren Vergrößerung des 18. Wahlkreises in Mecklenburg-Vorpommern schwierig wurde.
Als bekannt wurde, sie werde 2009 aufhören, seien sofort die Anfragen gekommen, sich wieder im Kreis zu engagieren. Da habe sie nicht widerstehen können. Eine "normale Mitarbeit im Kreis" und "ein bisschen Ehrenamt", das soll nun reichen, zumindest was die Politik angeht. "Man muss auch loslassen können", betont sie.
Für ihre Nachfolge als MdB hatte sie, rechtzeitig und einvernehmlich mit den Unionskollegen der zwei benachbarten Kreistage, einen jungen Nachfolger "aufgebaut". Aber die Auswahl war wohl zu gut geraten: "Der junge Mann wurde von der Parteispitze abgeworben und ist nun, mit der Auflage, im Landtag zu bleiben, CDU-Landesgeneralsekretär in Mecklenburg-Vorpommern. Sie bedauere das sehr, erklärt Jaffke-Witt, "er hätte doch gut Generalsekretär sein können mit einem Mandat von Berlin aus. So weit liegt Schwerin doch nun wirklich nicht weg von Berlin."
Das schönste und wichtigste Erlebnis sei für sie der Fall der Mauer gewesen und "dass wir wieder zusammengekommen sind und dieses Deutschland aufbauen können", erklärt Jaffke-Witt. Befragt nach dem schönsten Erlebnis der politischen Arbeit, könne sie "ganz klar" sagen: "Das waren die ersten acht Jahre mit Helmut Kohl. Das war eine Zeit, in der man wirklich noch viel aktiv gestalten konnte."
Die eigenen privaten Wünsche für die Zukunft sind eher bescheiden. Etwas mehr Zeit für sich und mit dem Ehemann, mal zuhause sein können, wenn die Kinder aus Hamburg eintrudeln, ein Telefonanschluss, der auch im Telefonbuch steht und ein paar kleinere Reisen innerhalb Deutschlands. "Stellen sie sich mal vor, wir waren noch nicht mal auf der Zugspitze!" Nur nicht allzu lange wegbleiben, denn da sind ja noch die Kühe. 25 sind es jetzt - auf 35 Hektar Wiesen und Acker. Ökologisch einwandfrei ernährt und prächtig im Fleisch. Also kommt eine Kuh pro Jahr in Form vorzüglicher Rindersalamis seit Jahren unters Volk. Kein Schnäppchen, aber den Preis wert. Wer nicht rechtzeitig "gebucht" hat, geht leer aus.