Es stand schon seit einem Jahr fest: "Am Ende dieser Legislaturperiode höre ich auf. Es ist ein idealer Zeitpunkt und passt in meine Lebensplanung", sagt Rainder Steenblock. Sein Alter 60 plus ist erreicht und er möchte über die dritte Phase seines Lebens selbst bestimmen. "Mit 62 Jahren will ich noch einmal etwas neu gestalten", sagt Steenblock. Er findet es wichtig, jungen Politikern eine Chance zu geben. Er hat einen Nachfolger, dem er vertraut, das gibt ihm ein gutes Gefühl.
Rainder Steenblock kandidierte 1994 zum ersten Mal für den Bundestag und schaffte sofort den Einzug ins Parlament. Der Diplom-Psychologe wechselte aber bereits nach zwei Jahren als Umweltminister nach Schleswig-Holstein, wo er das Nationalparkgesetz für den Nationalpark Wattenmeer erarbeitete, das 1999 verabschiedet wurde. Im September 2002 wurde er erneut Spitzenkandidat seiner Partei und gewann das Bundestagsmandat ein zweites Mal.
"Die Arbeit als Abgeordneter war nicht nur spannend, sie hat mir auch sehr viel Freude gemacht. Außerhalb der Rituale des Bundestages - Reden schreiben, Reden halten, Anträge formulieren - sind viele Kontakte entstanden, habe ich sehr viele wirklich interessante Menschen kennengelernt", resümiert Steenblock. Was ihn besonders freut - es sind grüne Netzwerke entstanden.
Als Höhepunkt grüner Politik und seiner Arbeit sieht Steenblock das Ökosteuergesetz. Das haben die Grünen 1996 sehr umfangreich in den Bundestag eingebracht und in der rot-grünen Bundesregierung in den wesentlichen Bestandteilen umgesetzt. Für Steenblock ein großer politischer Erfolg.
Als europapolitischer Sprecher der Bundestagfraktion war für ihn ein wichtiges Ziel, die Abgeordneten parteiübergreifend "europatauglich" zu machen und die Sensibilität der eigenen Fraktion für Europafragen zu stärken. Steenblock sagt: "Wir haben erreicht, dass die Bundesregierung in Fragen der Europapolitik viel enger mit den Abgeordneten zusammengearbeitet hat. Da sind wir in dieser Legislaturperiode ein gutes Stück vorangekommen." Wichtig war für ihn auch der Kampf für den Lissabonvertrag. Denn damit, so Steenblock, wird Europa demokratischer und handlungsfähiger gemacht. "Es wäre schön gewesen, wenn er noch in meiner Zeit als Abgeordneter in Kraft getreten wäre."
Wenn Rainder Steenblock auf seine Arbeit im Deutschen Bundestag zurück blickt, steht für ihn fest, dass das Parlament seine eigenen Interessen viel zu wenig gemeinsam vertritt und das die Regierungsdominanz zu groß ist. "Die Parlamentarier nehmen sich zu wenig von den Rechten, die ihnen zustehen - leider!"
Persönliche Enttäuschungen sind ihm im Bundestag erspart geblieben. Die härtesten Schläge habe er während der Zeit als Minister von der eigenen Partei einstecken und verkraften müssen. Aber das sei bei den Grünen auch ein Stück Streitkultur.
Seine Zukunft sieht Rainder Steenblock zuversichtlich und ganz entspannt.
Für ihn ist der Schritt ins Privatleben ein Schritt ins Reich der Freiheit. "Ich muss mir glücklicherweise keine neue Karriere mehr aufbauen - auch weil ich materiell abgesichert bin. Ich muss nicht Herr Wichtig sein", sagt er lachend. Er möchte nach Patagonien, Südamerika und in den Kaukasus reisen und sich außerdem weiter ehrenamtlich engagieren, zum Beispiel in Osteuropa.
Am 11.Oktober tritt er noch einmal bei den Weltmeisterschaften der Parlamentarier im Marathonlauf in Polen an. Für Steenblock ist das symbolisch. "Am Ende eines langen politischen Laufes am Ziel anzukommen."