"Keine Erkenntnisse über Nutzung deutschen Luftraums durch
CIA"
Rechtausschuss/Innenausschuss - 14.12.2005
Berlin: (hib/BOB/WOL) Der Bundesregierung
liegen keine "hinreichenden Erkenntnisse" vor, dass der deutsche
Luftraum von geheimen Flugzeugen des US-amerikanischen
Geheimdienstes Central Intelligence Agency (CIA) genutzt wurde.
Dies erklärte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) am
Mittwochvormittag im Rechtsausschuss. Wie die Justizministerin und
Vertreter des Verkehrsministeriums weiter ausführten,
müssten sich zwar alle Flüge anmelden, wenn sie deutschen
Luftraum benutzen wollten. Dies sei aber völlig
unabhängig von der Frage, ob solche Flüge auch der
Genehmigungspflicht unterlägen. Privatflugzeuge seien zum
Beispiel genehmigungsfrei. Die Art des Fluges werde vom jeweiligen
Nutzer klassifiziert; dieser sei unter anderem nur verpflichtet,
die Zahl der Passagiere anzugeben. Es gebe aber nur
stichprobenartige Kontrollen, ob diese Angaben auch zuträfen.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) teilte dem
Innenausschuss mit, er habe seinem Vorgänger Otto Schily (SPD)
Vertraulichkeit über mit ihm geführte Gespräche
zugesichert. Daran gedenke er sich auch zu halten. Schäuble
hielt es für glaubwürdig, dass die frühere
Bundesregierung erst nach der Rückkehr des deutschen
Staatsbürgers Khaled al Masri in die Bundesrepublik von seinem
Fall erfahren habe. Al Masri wurde angeblich in Mazedonien
gefangenen genommen und später von der CIA nach Afghanistan
transportiert, wo er fünf Monate im Gefängnis zubrachte.
Zypries lehnte im Rechtsausschuss eine Bewertung des Verhaltens von
Schily ab. Schily hatte laut einem amerikanischen Pressebericht
Ende Mai des Jahres 2004 ein Zusammentreffen mit dem seinerzeitigen
amerikanischen Botschafter Dan Coats, in dem die Entführung
des deutschen Staatsbürgers al Masri zugegeben, der
frühere Bundesinnenminister nach Presseberichten aber gebeten
wurde, Stillschweigen über die Angelegenheit zu bewahren. Die
Justizministerin teilte dem Rechtsausschuss im Übrigen mit,
dass Deutschland sich dieses Jahr wegen des Falls al Masri mit
einem Rechtshilfeersuchen an Mazedonien, Albanien und die USA
gewandt habe. Die Antwort stehe noch aus. Zypries wies
außerdem darauf hin, der Generalbundesanwalt habe
geprüft, ob es sich um politische Verschleppung al Masris im
Sinne des Strafgesetzbuches gehandelt habe - die dann in seine
Zuständigkeit gefallen wäre - und dies verneint. Zypries
gab während der - fast nur von FDP und Bündnis 90/Die
Grünen bestrittenen - Aussprache zu erkennen, dass manche
Aktionen der USA im Kampf gegen den Terrorismus ihrer Meinung nach
nicht auf allgemein anerkannten Rechtsgrundlagen beruhten. Sie
zeigte sich zufrieden, dass die amerikanische Außenministerin
Condoleezza Rice während ihres Europabesuchs erklärt
habe, die USA verurteilten Folter - auch außerhalb ihres
eigenen Staatsgebietes.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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