Berlin: (hib/SAS) Elektronische
Mautsysteme sollen ab 1. Januar 2007 nur die Techniken
Satellitenortung, Mobilfunk nach der GSM/GPRS-Norm oder
Mikrowellentechnik (5,8 Gigahertz) verwenden dürfen. Damit
soll nach dem Willen der Europäischen Kommission ihr
reibungsloses Funktionieren innerhalb des europäischen
Binnenmarktes gewährleistet werden. Ein von der
Bundesregierung dazu eingebrachter Gesetzentwurf über den
Betrieb elektronischer Mautsysteme (Mautsystemgesetz,
16/32) hat der Ausschuss für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung am Mittwochvormittag einvernehmlich und ohne
inhaltliche Änderungen gebilligt. Das Gesetz wird am 15.
Dezember im Bundestag abschließend beraten. Den Vorgaben der
EU-"Interoperabilitätsrichtlinie" entsprechend soll ein
europäischer elektronischer Mautdienst es ermöglichen,
dass die Nutzer aufgrund eines einzigen Vertrages mit einem
Betreiber oder aufgrund eines öffentlich-rechtlichen
Nutzungsverhältnisses Zugang zu allen europäischen
Mautsystemen erhalten. Den Nutzern soll ein Gerät zur
Verfügung gestellt werden, das mit den drei genehmigten
Techniken kommunizieren kann. Während die im Regierungsentwurf
geregelte Art und Weise der Mauterhebung bei den
Ausschussberatungen unstrittig war, wurden Ausweichverkehre und die
Höhe der Mauteinnahmen im ersten Jahr der Erhebung hierzulande
kontrovers erörtert. So äußerten Bündnis
90/Die Grünen Zweifel daran, ob der Bund die anvisierte
Einnahmenhöhe von rund drei Milliarden Euro aus der Maut in
2005 erreichen werde. Sie bezifferten die mögliche
Deckungslücke auf etwa 140 Millionen Euro. Die Regierung
mahnte in ihrer Antwort auf die Frage, wie die mögliche
Deckungslücke aufgefangen werden könnte, die
tatsächliche Einnahmenhöhe abzuwarten. Zurückhaltend
äußerte sie sich auch über Lkw-Ausweichverkehre
nach der Einführung der Maut für Lastwagen ab 12 Tonnen
auf Bundes-Autobahnen. Ihr Argument: die Länder hätten
für die Auswertung der ihnen zur Verfügung gestellten
Daten aus der Beobachtung besonders belasteter Bundesstraßen
um mehr Zeit gebeten. Zuvor hatte die FDP die Informationsbasis
über Ausweichverkehre als "zu dünn" bezeichnet und die
Regierung zu einer Stellungnahme aufgefordert, ob etwa mittels
Straßensperrungen dem Ausweichverkehr begegnet werden
könne. Aus Regierungssicht sind Mautausweichverkehre "kein
Flächenproblem". Bei gut ausgebauten Strecken, die bereits vor
Einführung der Lkw-Maut überdurchschnittliche
Verkehrsbelastungen aufwiesen, komme es jedoch vereinzelt zu
Verkehrsverlagerungen. Hier sieht die Regierung allerdings die
Bundesländer in der Verantwortung, entsprechend den
Notwendigkeiten zu reagieren. Gegen eine Einbeziehung weiterer
Gewichtsklassen in die Lkw-Maut, um die stärkere Nutzung von
Bundesstraßen zu verringern, sprach sich in den Beratungen
die SPD aus, da dies "noch mehr Ausweichverkehre" erwarten lasse.
Zufrieden zeigte sich die Regierung mit der für Anfang 2006
geplanten Umstellung auf eine neue Technologie für die in Lkw
installierten Einbuchungsgeräte (On-Board-Unit, OBU) von OBU 1
auf OBU 2. Dabei werden über eine Luftschnittstelle Betriebs-
sowie Gebietsdaten auf die Software überspielt. Bisher seien
2000 Tests positiv verlaufen; Experten erwarteten, dass der Prozess
auch weiterhin reibungslos verlaufen werde, so wie es bisher bei 75
Prozent der Lkw bereits geschehen sei.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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