Berlin: (hib/VOM) Die Kriterien für den Qualitätstourismus in Deutschland sollten nach Auffassung des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) zwischen den Bundesländern und den Fach- und Dachorganisationen koordiniert werden. Darauf verwies der Präsident des DTV, Thilo Braune, am Mittwochnachmittag in einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses. Braune nannte bereits vorhandene Kennzeichnungen von bundesweiter Verbreitung etwa "Bed & Bike" oder "Viabono". Eine Vielzahl unterschiedlicher Kennzeichnungen, die dem Verbraucher die Orientierung erschwerten, gebe es bei den Wellness-Angeboten. Braune begrüßte einen ersten Schritt der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, sich untereinander auf einheitliche Mindestkriterien für familienfreundliche Angebote zu einigen. Nach Meinung des DTV sollten sich die Tourismusverantwortlichen darauf konzentrieren, die für den Deutschlandtourismus bedeutendsten Zielgruppen und Aktivitäten auf freiwilliger Basis mit bundesweit einheitlichen Kennzeichen zu entwickeln und anzubieten. Man müsse zu einer begrenzten Zahl von Qualitätszeichen kommen.
Veronika Hiebl, Marketing-Koordinatorin des Tourismusverbands Baden-Württemberg, sagte, knapp 40 Prozent der Deutschen hielten Gütesiegel für hilfreich bei der Wahl des Urlaubsortes. Auch sie appellierte daran, zu einer bundesweiten Koordinierung zu kommen, nachdem derzeit acht Bundesländer die baden-württembergische Initiative "Servicequalität" übernommen hätten. Bundesweit seien inzwischen über 5.000 Dienstleister zu "Qualitäts-Coaches" ausgebildet und rund 800 Betriebe mit dem Gütesiegel "Servicequalität" zertifiziert. Stephan Krug, Geschäftsführer des Viabono-Trägervereins, sprach sich für zielgruppenspezifische Qualitätsprogramme aus. Schließlich müsse die erreichte Qualität auch "kommuniziert" werden.
Professor Harald Pechlaner von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt forderte eine "Qualitätsführerschaft" in Deutschland. Als relevantes Qualitätskriterium müsse auch der Preis mit einbezogen werden. An die Politik appellierte er, die Aus- und Weiterbildung zu forcieren, damit die Unternehmen einen entsprechenden Service bieten könnten. Auch könnte die "Gastfreundschaft-Diskussion" von der Politik noch stärker angeschoben werden. Pechlaner wandte sich allerdings dagegen, nur eine einzige Qualitätsinitiative auf Bundesebene anzustreben. Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland, wies auf das Problem der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze für Hotel- und Gaststättendienstleistungen in Europa hin. Dass es hierzulande keinen reduzierten Mehrwertsteuersatz dafür gebe, sei ein erhebliches Hindernis für den Deutschlandtourismus.
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