Neumann: Nofretete wird Berlin nicht verlassen
Ausschuss für Kultur und Medien -
26.04.2007
Berlin: (hib/AW) Die Büste der
altägyptischen Königin Nofretete wird Berlin nicht
verlassen, auch nicht leihweise. Diese Entscheidung
bekräftigte Kulturstaatsminister Bernd Neumann am gestrigen
Mittwoch vor dem Ausschuss für Kultur und Medien. Neumann trat
damit Forderungen nach einer zeitweiligen Ausleihe der
weltbekannten Büste an Ägypten entgegen, die der
Generalsekretär der Ägyptischen Antikenbehörde, Zahi
Hawass, und der deutsche Verein "CulturCooperation" mit der
Kampagne "Nofretete geht auf Reisen" erhoben hatte. Im Vordergrund
seiner Entscheidung, so der Staatsminister, stünden
konservatorische Gründe. Entgegen früherer Annahmen
bestehe die circa 2.300 Jahre alte Büste nicht durchgehend aus
Kalkstein, sondern lediglich aus einem Kalksteinkern, auf den
Gipsauflagen vor allem im Bereich des Gesichts und der Schultern
aufmodelliert worden seien. Röntgenaufnahmen der Büste
zeigten, dass einige Übergangsstellen zwischen Kalkstein und
Gips sehr fragil seien. Dies mache einen Transport zu
gefährlich. Neumann betonte, dass die Nofretete aus diesem
Grund nur noch eine Reise antreten werde: "nämlich die 200
Meter zwischen ihrem jetzigen Standort im Alten Museum in das bis
Oktober 2009 hoffentlich fertiggestellte Neue Museum". Entschieden
trat Neumann Darstellungen entgegen, nach denen die antike
Büste unrechtmäßig in deutschen Besitz gelangt sei.
Von offizieller ägyptischer Seite sei dies auch nie behauptet
worden und Ägypten habe auch nie einen entsprechenden Antrag
auf Rückgabe gestellt. Der Berliner Archäologe Ludwig
Borchardt, der die Büste 1912 in der altägyptischen
Residenzstadt Tell-el-Amarna des Pharaos Echnaton, Nofretetes
Ehemann, ausgegraben hatte, habe über eine entsprechende
Grabungslizenz verfügt. Gemäß der damals
üblichen Abkommen seien die Funde zwischen deutscher und
ägyptischer Seite jeweils zur Hälfte aufgeteilt worde.
Die Ägypter hätten sich damals statt für die
Büste für einen Klappaltar entschieden. Die Behauptung
von Zahi Hawass, die Nofretete sei mit Lehm verschmiert außer
Landes geschaffen worden, treffe nicht zu. Der Kulturausschuss gab
in der nichtöffentlichen Sitzung zwar kein
abschließendes Votum ab, signalisierte aber einstimmig
Unterstützung für die Entscheidung Neumanns.
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