Berlin: (hib/SKE) Die eingeladenen
Sachverständigen waren sich weitgehend einig: Öffentlich
geförderte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
könnte ein Mittel sein, schwer vermittelbaren Arbeitslosen zu
neuen Jobs zu verhelfen - allerdings nur in begrenztem Maße.
Uneinig waren sich die Experten, ob neue gesetzliche Regeln
nötig sind. Während der öffentlichen Anhörung
im Ausschuss für Arbeit und Soziales am Montagmittag
schätzte Kay Senius von der Bundesagentur für Arbeit,
dass 100.000 bis 150.000 Menschen erreicht werden könnten,
sofern man als Maßstäbe Langzeitarbeitslosigkeit,
Krankheit und keine Ausbildung zu Grunde lege. Die beiden
Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen hatten
Anträge eingebracht, in denen sie den Ausbau der
öffentlich geförderten Beschäftigung fordern (
16/2504,
16/2652). Die Linke verlangt von der
Bundesregierung, mindestens 150.000 dieser neuen Arbeitsplätze
zu schaffen, von denen jeder mit mindestens 1400 Euro pro Monat
bezahlt werden solle. Die Grünen halten es für
möglich, den Teilnehmern zum Beispiel Arbeit im Rahmen von
Stadtteilarbeit und kommunaler Kulturarbeit zu verschaffen. "Bei
uns geht es um eine Personengruppe, die anders nicht unterzubringen
ist", so Senius. Wichtig sei, dass die Zielgruppe vor Ort
ausgewählt werde, war er sich mit Vertretern von
Wohlfahrtsverbänden einig. "Ein bundesweiter
Anforderungskatalog wäre nicht sinnvoll", sagte Tina Hofmann
vom Gesamtverband des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Lokale
Entscheidungsträger sollten dagegen gestärkt werden.
Für Anton Senner von der Bundesarbeitsgemeinschaft
Integrationsfirmen war es eindeutig, "ländliche
strukturschwache Regionen haben wahrscheinlich andere Anforderungen
als eine gut entwickelte Großstadt". Alle
Sachverständigen lehnten es jedoch ab, arbeitslose Jugendliche
auf diesem Weg zu integrieren. "Die sollten sich auf den ersten
Arbeitsmarkt konzentrieren, um ihren Lebenslauf nicht schon zu
Anfang zu belasten", sagte Senius. Wichtig war allen ebenfalls,
dass die Jobs dazu führen, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.
Arbeitslose sollten nicht dauerhaft in öffentlich
geförderten Jobs hängen bleiben, sondern über sie
die Möglichkeit bekommen, einen Platz in der Privatwirtschaft
zu finden. Die Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Annelie
Buntenbach und Ingo Kolf, unterstützten die Forderungen der
Linken und der Grünen und forderten den Gesetzgeber zum
Handeln auf. Kay Senius hielt neue Instrumente für "wenig
sinnvoll", sprach sich aber ebenfalls für "flankierende
gesetzgebende Maßnahmen" aus. Entschieden gegen staatlich
finanzierte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sprach
sich Jürgen Wuttke von der Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände aus. "Ein Bärendienst für die
Betroffenen" sei die Idee, denn er sei sich sicher, sie würden
dadurch nicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert, meinte
Wuttke.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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