"Weltwärts" startet 2008 mit 3.000 Plätzen für
junge Entwicklungshelfer
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung - 24.10.2007
Berlin: (hib/BES) Der neue
entwicklungspolitische Freiwilligendienst "weltwärts" wird
2008 mit 3.000 Einsatzstellen für junge Erwachsene im Alter
zwischen 18 und 28 Jahren starten. Mittelfristig ist geplant,
10.000 Jugendlichen jährlich die Chance zu geben,
"entwicklungspolitisch global zu lernen" und sich in armen
Ländern sozial zu engagieren. Dies kündigte eine
Vertreterin des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Fachausschuss am
Mittwochvormittag an. Zur Evaluierung und Begleitung der Arbeit des
neuen Freiwilligendienstes, den Entwicklungshilfeministerin
Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) initiiert hatte, wird
Regierungsangaben zufolge ein Beirat eingerichtet. Für die
Finanzierung sind 70 Millionen Euro jährlich vorgesehen. Rund
200 kommunale Initiativen und Nichtregierungsorganisationen,
darunter auch die großen kirchlichen Hilfswerke, wollen sich
an der Umsetzung beteiligen. Sie werden aus den BMZ-Mitteln mit 580
Euro pro Teilnehmer gefördert, kommen im Gegenzug für
Reisekosten, Unterbringung und 100 Euro Taschengeld monatlich
für die jungen Helfer auf. Der Entwicklungshilfedienst kann
anstelle des Zivildienstes in Deutschland geleistet werden. Der
Anspruch auf das Kindergeld bleibt während des
Auslandsaufenthalts, der zwischen sechs und 24 Monaten dauern kann,
erhalten. Das Interesse an "weltwärts" sei enorm, sage die
BMZ-Vertreterin: Viele Kommunen wollten neue
Städtepartnerschaften schließen, und die Bewerberlage
sei "klasse", wobei ganz unterschiedliche Beweggründe für
das Engagement zu beobachten seien. Für die FDP, die als
einzige Fraktion die Einrichtung des neuen Dienstes
ausdrücklich abgelehnt hat, ist nicht nachvollziehbar, wozu
neben den bestehenden Diensten wie Freiwilliges Soziales oder
Ökologisches Jahr eine "konkurrierende Institution" aufgebaut
wird. Das bedeute zusätzliche Bürokratie. Außerdem
sei die soziale Absicherung der Teilnehmer oder die vorgesehene
Anrechung des Auslandseinsatzes als Zivildienst gesetzlich nicht
geregelt. Die Liberalen schlugen in der Sitzung vor, für die
bestehenden Freiwilligendienste eine gemeinsame gesetzliche
Grundlage zu schaffen und auf "weltwärts" zu verzichten. Mit
diesem Vorschlag ist die FDP aus Sicht der Grünen "im
entwicklungspolitischen Niemandsland gelandet". Die Grünen
zeigten sich "entsetzt", dass sich die Liberalen von "diesem guten
Instrument" distanzieren. Anscheinend gehe es ihnen lediglich ums
Opponieren. Inhaltlich unterstrichen die Grünen, es sei "ganz
wichtig", dass die Trägerorganisationen nicht als ein
"Unterapparat des BMZ" behandelt würden. Es wäre
außerdem zu überlegen, ob der Dienst nicht auch für
drei Monate ermöglicht werden sollte. Wer als junger
Entwicklungshelfer gearbeitet habe, "wird sicher kein Rassist
mehr", so die SPD. Der Dienst bedeute keine Konkurrenz für
bestehende Dienste, sondern eine Ergänzung. Die Linke
äußerte die Sorge, dass das Engagement großer
kirchlicher Hilfsorganisationen bei "weltwärts" Atheisten und
Muslimen den Zugang zu dem neuen Freiwilligendienst erschweren
würde. Dies sei nicht der Fall, erwiderte die BMZ-Vertreterin.
Die Bundesregierung freue sich über die Beteiligung der
Kirchen an "weltwärts", da sie große Erfahrung in
Entwicklungshilfe besitzen. Zudem sei der Zugang für alle
Jugendlichen auch bei diesen Organisationen gesichert.
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