Gabriel: Moderne Kohlekraftwerke sind weiterhin nötig
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union - 13.02.2008
Berlin: (hib/MAP) Das EU-Paket zum
Klimaschutz erfordere auch von Deutschland einige Anstrengungen,
machte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in der Sitzung des
Europaausschusses am Mittwochvormittag deutlich. Dennoch
könnten die gesteckten Ziele erreicht werden. Die
Beschlüsse aus Brüssel sehen vor, dass die EU bis 2020
den Treibhausgasausstoß um 20 Prozent im Vergleich zu 1990
senkt. Demnach muss Deutschland die CO2-Emission um 14 Prozent
unter den Wert von 2005 reduzieren. Diese Pläne seien einer
der wirklich großen Erfolge der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft, so Gabriel. "Die EU hat mit dem Paket
sehr mutige Schritte getan, sie hat sich nicht in die Defensive
bringen lassen", sagte der Minister. Zudem, so der europäische
Wille, könne die Emission von Treibhausgasen innerhalb der EU
um 30 Prozent verringert werden, falls es ein internationales
Klimaabkommen gebe. "Die Stellschrauben sind jetzt vorhanden, aber
noch nicht angezogen", betonte Gabriel. Ein weiteres Thema der
Unterrichtung war der Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten, der
2005 eingeführt wurde. Nach EU-Vorgaben soll die Menge der
Zertifikate für CO2 bis 2020 um 21 Prozent verknappt werden.
Energie- und Industrieunternehmen dürfen nur so viel CO2 an
die Umwelt abgeben, wie ihnen mit Zertifikaten erlaubt ist. Diese
wurden bisher fast ausschließlich kostenlos ausgegeben und
sollen künftig versteigert werden. Die Regelung wirke sich
auch auf den Bau von Kohlekraftwerken aus, sagte Gabriel. "Wir
haben ein marktwirtschaftliches Instrument geschaffen, eine Art
Abfallgebühr für CO2." Daher sei es nicht sinnvoll, den
Bau von Kraftwerken staatlich zu reglementieren. Außerdem
könne der Bedarf an Strom nicht nur durch regenerative
Energien gedeckt werden. "Wir brauchen eine begrenzte Anzahl
modernisierter Kohlekraftwerke", machte der Umweltminister
deutlich. Das EU-Klimapaket sieht zudem vor, dass bis 2020
europaweit knapp ein Fünftel des Stroms aus erneuerbaren
Energien wie Sonne, Wind oder Biomasse bezogen werden soll. 18
Prozent müsse Deutschland erbringen, erläuterte Gabriel.
"Wir halten das für ein Ziel, das erreichbar ist." Allerdings
stehe er dem Verkauf von Zertifikaten von erneuerbaren Energien an
andere Länder kritisch gegenüber: Günstig zu
produzierender Windstrom aus Deutschland könne dann
beispielsweise an Großbritannien verkauft werden und
würde somit in der Bundesrepublik nicht mehr angerechnet. "Das
ist eine teure Veranstaltung", so Gabriel. Das deutsche System an
regenerativen Energien dürfe nicht zerstört werden.
Vertreter der Unionsfraktion bewerteten die Pläne aus
Brüssel als "Ankunft in der Realität". Die Vorgaben
würden zum Handeln zwingen. Für die Automobilindustrie
hätten die Maßnahmen der Kommission allerdings
Nachteile, so die FDP-Fraktion. Besonders bei den Biokraftstoffen
müsse es in Europa eine einheitliche Strategie geben.
Gegenposition bezogen Bündnis 90/Die Grünen und
Linksfraktion: Gerade bei den Grenzwerten für den
CO2-Ausstoß bei Autos dürfe den Wünschen der
Industrie nicht nachgegeben werden, heiß es aus den
Fraktionen.
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