Berlin: (hib/SKE) Der Ausschuss für
Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung hat sich gegen
eine Novelle der Studienfinanzierung ausgesprochen. Mit den Stimmen
der Koalitionsfraktion und gegen die Stimmen der Antragsteller
wurden am Mittwochvormittag Anträge der FDP (
16/8196,
16/8407), der Linksfraktion (
16/8741) und Bündnis 90/Die Grünen (
16/8749) abgelehnt. Eine verbesserte
Finanzierungsberatung für Studierende und eine Ausweitung des
Stipendiensystems mit Hilfe der Wirtschaft forderte die
FDP-Fraktion. Zehn Prozent der Studenten eines Jahrgangs sollten
ein Stipendium erhalten, das leistungsbezogen und unabhängig
von der finanziellen Lage der Eltern vergeben werden müsse.
Derzeit würden nur knapp zwei Prozent der Studenten mit
Stipendien gefördert, so die FDP. Die Linke hatte für
eine Abschaffung der Studiengebühren und für ein
BAföG-Anrecht für alle Studenten plädiert. Die
Grünen forderten eine stärkere Überwachung der
Auswirkungen von Studiengebühren sowie langfristig deren
Abschaffung. Die FDP bekenne sich "ausdrücklich zum
Leistungsbezug der Stipendien", sagten die Liberalen. Wenn es das
Ziel sei, 40 Prozent eines Jahrgangs studieren zu lassen, sei es
"nicht egal, welche 40 Prozent". Außerdem müssten
Studenten und Studierwillige eine bessere Beratung in Finanzfragen
erhalten. Nur ein Viertel der Studierenden erhalte BAföG und
nicht jeder habe einen guten Finanzberater in der Familie. Die
Linke hielt die Beteiligung der Wirtschaft an einem
Stipendiensystem für "sehr gefährlich". Dadurch werde der
Einfluss von Unternehmen auf Hochschulen gesteigert, was zu einer
weiteren Privatisierung der Universitäten führe. Statt
neuer Stipendien plädierte die Linksfraktion für einen
Ausbau des BAföG. Für eine dringende Reform spräche,
dass die Altersgrenze von 30 Jahren nicht mehr aktuell sei und es
Probleme mit dem Darlehen bei der Umstellung von Bachelor auf
Master gebe, so die Abgeordneten der Linksfraktion.
"Studienberatung ist notwendig, aber wenn in Nordrhein-Westfalen
die Gelder für die Studentenwerke gekürzt werden, ist
diese Forderung wenig glaubwürdig", kommentierten die
Grünen den FDP-Antrag. Die Studentenwerke seien traditionell
für die Beratung von Studenten zuständig. Das Ansinnen
der Linksfraktion, ein "BAföG für alle" zu schaffen, sei
aber ebenfalls abzulehnen, weil dadurch "riesige
Luftschlösser" aufgebaut würden. Die Kosten des Projektes
seien nicht bedacht. Die Union bemängelte, dass der Antrag der
Liberalen auf falschen Zahlen basiere. Die FDP gehe von einem
monatlichen Bedarfssatz eines Studenten von 770 Euro aus.
Tatsächlich seien aber nur 640 Euro durch die im Herbst
kommende Erhöhung des BAföGs abgedeckt. Es sei
darüber hinaus schon jetzt nicht einfach, leistungsstarke
Studierende für Stipendien auszuwählen. Eine Ausweitung
des Stipendiensystems mache die Wahl nicht leichter. Die SPD
erinnerte an ein Versprechen von Wirtschaftsverbänden, sich
nach der Einführung von Studiengebühren stärker mit
Stipendien an der Studienfinanzierung zu beteiligen. Dieses
Versprechen sei nun einige Jahre alt, seitdem habe die Wirtschaft
aber nichts getan. Darüber hinaus sprachen sich die
Sozialdemokraten dafür aus, eher das BAföG auszuweiten
als die Zahl der Stipendien zu erhöhen.
Herausgeber
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Uta Martensen (bis 31.03.2008), Saskia Leuenberger
(ab 01.04.2008 )
Redaktion: Dr. Bernard Bode, Götz Hausding, Claudia Heine,
Sandra Ketterer, Michael Klein, Hans-Jürgen Leersch, Johanna
Metz, Dr. Volker Müller, Monika Pilath, Annette Sach,
Bernadette Schweda, Alexander Weinlein, Siegfried F. Wolf