Berlin: (hib/TEP) Dem wissenschaftlichen Nachwuchs müssen im deutschen Wissenschaftssystem attraktivere Perspektiven mit besserer Planbarkeit geboten werden. Darüber bestand unter den Sachverständigen bei der Anhörung im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am Montagnachmittag Einigkeit. Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte berechenbarere Karrierewege. Auch nach der Promotion blieben Nachwuchswissenschaftler oft zu lange im Unklaren darüber, wie ihr Weg in der Wissenschaft weitergeht, so Keller. Das so genannte Tenure Track-Verfahren, der amerikanische Weg in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis an den Hochschulen, könne nach der Promotion oder einer Juniorprofessur ein Weg sein. "Wenn die Karrierewege nicht attraktiver werden, bekommen wir einen Fachkräftemangel", sagte Keller. Ein Grundproblem im Wissenschaftsbetrieb seien allerdings fehlende Stellen.
Matthias Kleiner von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezeichnete den "Tenure Track" als wichtigstes Desiderat. Optionen des "Tenure Track" könnten etwa neben einer Professur auch andere unbefristete Anstellungsverhältnisse sein. Nur durch solche Perspektiven und in Kombination mit einer besseren Bezahlung des wissenschaftlichen Nachwuchses könne das Wissenschaftssystem mit Angeboten aus der Wirtschaft konkurrieren. Marianne Kriszio von der Bundeskonferenz der Frauenbeauftragten wies daraufhin, dass sich Frauen je nach Fachrichtung für oder gegen das Wissenschaftssystem entschieden. "Historikerinnen und Germanistinnen setzen sich eher dem System mit zeitlichen befristeten Verträgen und Unsicherheiten aus als Juristinnen, die in der Wirtschaft weitaus bessere Angebote bekommen", so Kriszio.
Barbara Bludau von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften wies außerdem auf den demografischen Wandel als "wichtigste Rahmenbedingung" hin. In den nächsten fünf Jahren sei ein erster starker Rückgang von Wissenschaftlern zu erwarten. Gegensteuern müsse man vor allem damit, dass man die Nachwuchswissenschaftler besser ausstatte und schneller zum Erfolg bringe. Des Weiteren müssten mehr Frauen und auch ausländischer Nachwuchs angeworben werden, um den demografischen Wandel zu kompensieren.
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