Die CDU wollte in der anschließenden Fragerunde wissen, ob Issing es für realistisch erachte, dass Griechenland die beschlossenen Maßnahmen durchhalte. ”Griechenland hat dazu keine Alternative“, antwortete Issing und betonte in diesem Zusammenhang erneut, dass die Konvergenzkriterien der Währungsunion nicht verändert, sondern konsequent angewendet werden müssten.
Die SPD erklärte, dass sie Issings Meinung nicht teile und bezeichnete ein Einschalten des IWF als ”Schwächeerklärung“. Europa müsse seine Verantwortung selber in die Hand nehmen. Die FDP begrüßte hingegen die Meinung des Wirtschaftsexperten. Man brauche in Griechenland ”Hilfe zur Selbsthilfe“. Gleichzeitig erkundigte sich die Fraktion danach, warum die Überwachungsmechanismen nicht gegriffen hätten. Issing räumte ein, dass die Überwachungsmaßnahmen in der EU, das so genannte Monitoring, weitgehend versagt habe und dabei eine institutionelle Schwäche zum Vorschein gekommen sei. Dabei hob er nochmals hervor, dass das ganze institutionelle Konstrukt auf diesen Mechanismen beruhe, an die sich die Länder aber auch halten müssten.
Die Linke entgegnete, dass, wenn Issing ein Austeritäts- also ein Sparkonzept fordere, auch bedacht werden müsse, dass dies ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt und weniger Steuereinnahmen zur Folge hätte. ”Sie rennen dem Defizit hinterher, werden es aber nicht erwischen“, sagte die Linke. Sie schlug vor, dass die EZB griechische Staatsschuldentitel aufkaufen solle. Die Grünen fragten nach dem Einfluss der Entwicklung des Lohnniveaus in anderen Ländern und wollten wissen, warum Issing eine Unterstützung durch den IWF favorisiere. Die Einschaltung des IWFs, sagte Issing, sei für ihn die ”vorziehenswerte Position“. Denn sie schaffe einen ”Sündenbock“, der nicht Teil des europäischen Systems sei.
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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