Der EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit, Leonard Orban, berichtete den Mitgliedern des Europaausschusses in einer Sondersitzung über die aktuelle Handhabung des EU-Sprachenregimes. Anschließend traf er zu einem Gespräch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert zusammen. Wie auch die Mitglieder des Ausschusses äußerte Lammert bei dem Treffen „unsere anhaltende Unzufriedenheit über das Unvermögen der Kommission, den Anspruch der Gleichberechtigung aller Mitgliedstaaten bei den Übersetzungen einzulösen oder zu einer notwendigen Neuregelung zu kommen.“
Er habe zwar „Verständnis für die objektive Überforderung des EU-Sprachenregimes“, sagte Lammert. Derzeit erfordern die 23 Sprachen der 27 Mitgliedstaaten rund 500 Sprachkombinationen und über 2000 Übersetzer, die heute schon nicht mehr alle Übersetzungen gewährleisten können. „Doch ohne eine Reform des Sprachenregimes ist ein Kollaps absehbar“, erklärte Lammert. Er regte daher gegenüber Orban die Einrichtung einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Kommission und der nationalen Parlamente an, die nach einer überzeugenden Alternative für das geltende Sprachregime suchen sollte.
Orban begrüßte den offenen Dialog mit dem Europaausschuss und dem Präsidenten und äußerte: „Auch mit 23 offiziellen Sprachen kommen wir unseren Verpflichtungen für die Übersetzung von allen Gesetzesvorschlägen nach.“ Er führte weiter aus: „Ich bin davon überzeugt, dass derzeit ein pragmatischer Ansatz, von Fall zu Fall angewandt, den verschiedenen Interessen der Mitgliedsstaaten am besten gerecht wird, auch denen von Deutschland. Allerdings bleibe ich offen für andere Überlegungen. In den Gesprächen wurden verschiedene Varianten skizziert.“