Immer neue Antiterrorvorhaben geistern durch
die Medien. Dabei geht das, was Bundesinnenminister Wolfgang
Schäuble vorhat, weit über jenes hinaus, was ich schon an
den „Sicherheitspaketen” seines Vorgängers Otto
Schily kritisiert habe. Gewiss, jeder einzelne Vorschlag findet
sein Pro und Kontra. Aber insgesamt droht ein Paradigmenwechsel,
weg vom demokratischen Rechtsstaat, hin zum präventiven
Sicherheitsstaat.
Drei Beispiele nur: Computer sollen online ausgespäht werden
können. Mit einer Hausdurchsuchung ist das nicht vergleichbar.
Es wäre der klammheimliche Einbruch in die grundrechtlich
geschützte Privatsphäre und mit Blick auf den Datenschutz
sogar ein Super-GAU. Denn ohne Datenschutz kann es keine Demokratie
geben. Das hatte das Bundesverfassungsgericht bereits im
„Volkszählungsurteil” wohl begründet
festgestellt.
Die Fingerabdrücke aller Bürgerinnen und Bürger
sollen gespeichert werden. Das galt bisher nur für Kriminelle.
Der Rechtsstaat steht Kopf, die Unschuldsvermutung schwindet. Jede
und jeder würde wie potenzielle Verbrecher behandelt. Frei
nach dem Motto: „Man weiß ja nie.”
Mautdaten sollen für Fahndungszwecke freigegeben werden.
Versprochen war eine enge Zweckbindung an die Berechnung von
LKW-Gebühren. Künftig würde jede Fahrt erfasst,
möglicherweise auch auf Landstraßen. Denn längst
gibt es „Wünsche”, das potenzielle
Überwachungssystem von TollCollect auszuweiten. So schafft man
gläserne Verkehrsteilnehmer.
Kommentatoren sprechen schon von „Big Brother”,
keineswegs grundlos. Noch nie war das technische
Überwachungspotenzial so groß und grenzenlos wie heute.
Umso behutsamer müsste die Politik Schranken setzen. Praktisch
aber werden namens vermeintlicher Sicherheit die
vielfältigsten Begierden enthemmt.
E-Mail:
petra.pau@bundestag.de
Website:
www.petrapau.de
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Text: Peter Müller
Aktualisiert am 30. Juni 2008