Ende September wurde in Stendal ein zehnjähriger Schüler auf einem Fahrrad von einem American Bulldog angegriffen und im Rücken- und Nackenbereich lebensgefährlich verletzt. Der Kampfhund hatte sich von der Leine losgerissen und trug keinen Beißkorb - nur einer von zahlreichen Vorfällen mit gefährlichen Vierbeinern. "Diese Beißvorfälle bestätigen die Erforderlichkeit besonderer Rechtsvorschriften zum Schutz der Bevölkerung vor von gefährlichen Hunden ausgehenden Gefahren", begründete Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) vergangene Woche seinen Gesetzentwurf im Landtag. Sachsen-Anhalt ist das letzte Bundesland, das noch keine entsprechenden Regelungen verabschiedet hat. Der nur vier Paragraphen umfassende Entwurf wurde dennoch erbittert debattiert. Er sieht die Erarbeitung von Gefahrenabwehrverordnungen, die Pflicht zur Haftpflichtversicherung des Halters gefährlicher Hunde und eine Regelung von Ordnungswidrigkeiten vor. Lediglich die SPD-Fraktion schien in der Debatte dem Minister zu folgen. Die Linkspartei.PDS, CDU und FDP kritisierten den Entwurf.
Gudrun Tiedge (Die Linkspartei.PDS) sagte, ihre Fraktion werde eine Haftpflichtversicherung für Hundehalter mittragen. Gleichzeitig gab sie zu bedenken, dass es zuallererst wohl darum gehe, derartige Unfälle zu vermeiden. "Ausgangspunkt für konkrete Verhaltensweisen bei den Tieren" sei immer der Mensch - als Züchter oder als Halter von Hunden, so Tiedge.
Entschieden lehnte Guido Kosmehl (FDP) ein Kampfhundegesetz ab: "Die Beißvorfälle der letzten Zeit wären auch mit einem neuen Gesetz nicht verhindert worden", sagte er und wollte vom Minister wissen, wie er künftig die Kontrolle der Maßnahmen vor Ort sicherstellen wolle.
Widerstand gegen den Entwurf spürte der Innenminister aber auch in der eigenen CDU/SPD-Koalition. "Ein genereller Leinen- und Maulkorbzwang führt zu Verhaltensstörungen - dann haben wir gerade das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen", so Jens Kolze (CDU).
Rückendeckung bekam Minister Hövelmann lediglich von Bernward Rothe (SPD): Sachsen-Anhalt müsse eine Rechtslücke schließen und "jetzt endlich handeln".