Dieses Werk offenbart ein peinliches und unnötiges
Versagen von Politik. Mit maximalem Aufwand wurde in
unzähligen Sitzungen das kleinste denkbare Ergebnis erzielt:
ein paar vernünftige Details, die überfällig waren.
Doch das gehört zum ganz normalen parlamentarischen
Alltagsgeschäft des Anpassens, Verbesserns und Vorausdenkens.
Dafür hätte man weder Nachtsitzungen im Kanzleramt
gebraucht, noch einen Verhandlungsmarathon im
Gesundheitsausschuss.
Reform wäre etwas anderes, hieße Mut zum Neuanfang.
Bei allen größeren Vorhaben ist die Politik in die Knie
gegangen: bei einer umfassenden Reform der Finanzierung des
Gesundheitswesens, bei mehr Gerechtigkeit und Ausgleich innerhalb
der Kassensysteme und zwischen privaten und gesetzlichen sowie vor
allem beim Durchgreifen bei den Ausgaben. Daher rührt die
große Enttäuschung - auch in den eigenen Reihen: Weil
selbst dieser größte denkbare Zusammenschluss von
Abgeordneten zweier konträrer Volksparteien in einer Koalition
es nicht vermocht hat, den Lobbyisten und ihren von den
Versicherten oft unabhängigen Partikularinteressen in
entscheidenden Fragen standzuhalten.
Die Regierung meint immer noch, das als Jahrhundertreform
verkaufen zu müssen. Statt dessen hätte sie den Mut haben
sollen, das Wörtchen Gesundheitsreform nach dem ersten
Koalitionsausschuss zu streichen, bei dem früh klar war, dass
man nicht zusammenkommen wird. Und besser nur von einzelnen
gesetzlichen Verbesserungen zu sprechen.