Verona Pooth, als "Dummchen der Nation" bekannt geworden, soll
sich als klug outen - und wehrt lachend ab. "Das kann ich leider
nicht, sonst wäre ja mein Image ruiniert", witzelt die
38-Jährige erst, meint dann aber doch: "Ja, ich halte mich
für intelligent." Die "Dummchen"-Rolle sei ihr zugeflogen.
"Ich gebe aber zu, mit diesem Image gespielt und damit kokettiert
zu haben", gesteht sie in dem Buch "Medienmenschen". Pooth ist eine
von 30 Prominenten, mit denen Hamburger Journalistik-Studenten
über ihr Verhältnis zu den Medien gesprochen haben.
"Wer prominent wird, gibt auf dem Weg zum Ruhm einen Teil
seiner Persönlichkeit ab; sie wird zu einer fiktiven Figur im
medialen Spiel und tritt ihm in dieser Gestalt wieder entgegen",
schreiben die Herausgeber, Journalistik-Professor Bernhard
Pörksen und Journalist Jens Bergmann. "Zu Beginn der
jeweiligen Medienkarriere hat der Prominente noch Einfluss auf das,
was über ihn und die Seinen veröffentlicht wird", meinen
sie. Doch dann verliere er an Autonomie und Kontrolle über
sein öffentliches Bild. "Wenn die Medien erst einmal einen
Happen von einem haben, dann wollen sie mehr", bestätigt
Andrea Nahles. Die ehemalige Juso-Vorsitzende ist im Umgang mit
Medien vorsichtig, denn die "gucken nicht nur hin, wenn es dir gut
geht, sondern auch dann, wenn du am Boden liegst. Dann sagen sie:
,Wir haben dich groß gemacht, jetzt machen wir dich
klein!'"
Alle Interviewten haben nach Beobachtung der Studenten
gemeinsam, "dass sie Medien als mächtig, teilweise sogar
allmächtig erleben". Schweigen sei allerdings keine
Alternative in der Mediengesellschaft. Schauspieler Mathieu
Carrière beschreibt dies als einen "Pakt mit dem Teufel".
"Wenn ich nicht hingehe, schreiben sie, was sie wollen»,
erklärt er und ist sich sicher: "Alles, was Sie in der Zeitung
lesen oder im Fernsehen sehen, ist ein Produkt. Dieses Produkt
gestalte ich mit."
Die Prominenten waren teilweise erst nach hartnäckigen
Nachfragen zu den Interviews bereit: "Denn es liegt in der Natur
der Inszenierungsgesellschaft, dass sich ihre Protagonisten nur
ungern in die Karten schauen lassen", erklären die Herausgeber
und betonen, dass es keine inszenierungsfreie Zone gebe. "Hinter
jeder entlarvten Inszenierung steckt womöglich eine
weitere."
Jens Bergmann, Bernhard Pörksen (Hg.):
Medienmenschen. Wie man Wirklichkeit inszeniert
Solibro-Verlag, Münster 2007; 352 S.,
19,80 €