Umweltgruppen
Für Palmölsprit werden unter anderem in Südostasien die letzten primären Regenwälder vernichtet. Wie Naturschutzverbände versuchen, die Wälder zu retten
Manchmal sind es die ganz einfachen Dinge, die fehlen: beispielsweise Fahrräder für den Regenwald. Wozu man dort einen Drahtesel braucht? Die Mitarbeiter der Umweltorganisation "Pro Regenwald" benötigen die geländetüchtigen Räder im Südosten Kameruns, um Siedlungen in den Regenwäldern zu erreichen. Pygmäen, Bantus und Siedler - die dort lebenden Menschen sollen über ihre Rechte und Möglichkeiten des Regenwaldschutzes informiert werden. Ob Funksprechgeräte für Indianer in Venezuela, Aufforstungsarbeiten in Brasilien oder Wiederbewaldung in Costa Rica - die Projektliste von "Pro Regenwald" zeigt, wie konkret der Schutz aussehen kann und vor allem, wie sich Schulklassen, Vereine oder Firmen aktiv engagieren können.
Die Organisation "Rettet den Regenwald" konzentriert sich zurzeit auf ein ganz anderes Thema: Bio-Kraftstoffe. "Seit gut anderthalb Jahren setzen wir hier den Schwerpunkt", erklärt Reinhard Behrend, Gründer von "Rettet den Regenwald". In diesem Jahr wolle man erreichen, dass das Verbrennen von Palmöl, Soja und anderen Nahrungsmitteln in Kraftwerken nicht weiter subventioniert werde. "Volle Tanks und leere Teller sind eine Katastrophe", resümiert Behrend. Für Palmölsprit werden unter anderem in Südostasien die letzten primären Regenwälder vernichtet. Erst im Sommer 2007 gingen schockierende Aufnahmen durch die Medien: Tote Orang-Utans mit Einschusslöchern in den Köpfen und verletzte Tiere, die von Mitarbeitern vom indonesischen "Zentrum für Orang-Utan-Schutz" gerettet werden konnten. Die Menschenaffen suchen Nahrung in den Plantagen, weil ihre Wälder zerstört wurden. Die Plantagenarbeiter wiederum töten die Orang-Utans, um Ernteausfälle zu vermeiden.
Seit 1986 kämpfen Behrend und seine Mitstreiter für den Erhalt der Regenwälder. Die Protestform habe sich mit den Jahren verändert: Gab es früher häufiger Aktionen wie die Besetzung von Baumärkten, um einen Tropenholzboykott zu erreichen, gehören heute Protestschreiben in Form von E-Mails an die Politiker zum "Alltagsgeschäft". Aber auch die Unterstützung argentinischer Radioprogramme gegen die Politik der Agrarkonzerne und zur Aufklärung der Landbevölkerung, Aktionen der brasilianischen Landfrauen gegen Sojaproduzenten sowie die Kampagne gegen die Umleitung des Rio São Francisco in Südamerika stehen auf der Kampagnenliste 2008.
Auch für "Robin Wood" ist neben Themen wie Energie, Wald, Papier und Verkehr der Tropenwald ein Schwerpunkt. Der Verein wendet sich mit konkreten Vorschlägen an den Verbraucher: Diese sollen beispielsweise auf Teakholzmöbel und Kosmetikprodukte, die Palmöl enthalten, verzichten.
Gemeinsam mit elf weiteren Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden initiierte "Robin Wood" 2007 die Aktion "Papiersparen statt Papierberge": Die Bundesregierung wurde aufgefordert, etwas zu tun, um den Papierverbrauch in Deutschland um 50 Prozent zu senken. Bundes- und Landesregierungen sowie kommunale Entscheidungsträger sollten per Nationalem Aktionsplan mit gutem Beispiel vorangehen und Einsparquoten verankern: Dazu gehört nach den Vorstellungen der Umweltverbände die doppelseitige Voreinstellung am Drucker und der Einsatz von Recyclingpapier.
"Diese Forderungen zu stellen, das ist nur der erste Schritt", sagt Angelika Krumm von "Robin Wood". Nun müssten Taten folgen. Erste Gespräche mit Abgeordneten und Fraktionen hätten bereits stattgefunden, Bündnis 90/Die Grünen hätten immerhin im Bundestag schon zwei Anfragen zum Thema gestellt. Gefordert wurde eine Bestandsanalyse, wie viel Papier tatsächlich von der Regierung verbraucht werde, um sinnvolle Ansatzpunkte zum Papier- sparen zu finden. Sowohl das Umweltbundesamt als auch das Bundesumweltministerium stehen laut Krumm dem Memorandum sehr offen gegenüber - "in den anderen Ministerien herrschen bisweilen etwas andere Einstellungen. Dort muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden", sagt sie.