Thema
Wolfgang Behringer
Überleben
Der Mensch hat bewiesen, dass er sich an veränderte
Umweltbedingungen anpassen kann
Die globale Erwärmung bestimmt
seit Monaten die öffentliche Diskussion. In bunten Farben
werden die Gefahren ausgemalt, denen Flora und Fauna in weiterer
Zukunft ausgesetzt sein könnten. Darüber geht das
Bewusstsein dafür verloren, dass die Menschheit in nicht allzu
ferner Vergangenheit eine viel ...
Elke Binder
Indianer
Was eine Prophezeiung der Cree über deren
Naturverständnis aussagt
Viele Umweltaktivisten sind davon
überzeugt, dass Indianer die Natur von Natur aus achten. Wohl
jeder kennt die in den 80er-Jahren weit verbreitete, dem Volk der
Cree zugeordnete Prophezeiung: "Erst wenn der letzte Baum gerodet,
der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gegessen ist,
werdet ...
Josef Reichholf
Ursachen des Artensterbens
Die Viehhaltung ist eine Hauptbelastung für die Umwelt
Wie viele verschiedene Arten von
Tieren und Pflanzen es gibt, wissen wir nicht. Wissenschaftlich
erfasst sind etwa 1,8 Millionen. Geschätzt werden zwischen
zehn und über 50 Millionen; die Mikroben und Pilze gar nicht
eingerechnet. Laut den "Roten Listen der gefährdeten Arten"
ist fast die Hälfte ...
Annette Sach/Sebastian Hille
POSITIONEN
Die Fraktionen im Bundestag setzen auf verschiedene
Instrumente
Über die Bedeutung
biologischer Vielfalt sind sich alle fünf Fraktionen im
Bundestag sachgemäß einig. Doch sie setzen
unterschiedliche Schwerpunkte bei der Frage, was zu tun ist:
CDU/CSU Die Union setzt beim Thema Biodiversität auf einen
Interessensausgleich zwischen Nutzung und Schutz der Umwelt. ...
Claudia Heine
RoTe Liste
Seit 2002 ist die Zahl der bedrohten Arten um 44 Prozent
gestiegen
"Das Artensterben eskaliert" oder
"Immer weniger Arten bevölkern die Erde" - so verkündeten
es die Schlagzeilen im September 2007. Die Weltnaturschutzunion
(IUCN) hatte gerade die aktuelle Rote Liste der weltweit bedrohten
Tier- und Pflanzenarten veröffentlicht. Hinter uns lag das
Jahr, in dem der ...
Georg Rüschemeyer
Klimawandel
Wissenschaftler streiten nicht über das Ob, sondern
über das Wie der Gefahren für die Biodiversität
Der Eisbär blickt in eine
unsichere Zukunft. Auf der Roten Liste findet er sich zwar erst
seit 2006. Doch die Aufnahme in das berüchtigte Verzeichnis
der vom Aussterben bedrohten Tierarten machte die arktischen
Räuber schnell zum Symbol für die Gefahren des globalen
Klimawandels für Fauna und Flora. ...
Arnd Petry
Feuer
Die Auswirkungen auf Ökosysteme unterscheiden sich
Auf den ersten Blick ist es immer
eine Katastrophe: Wo Flammen einen Wald gefressen haben, dominieren
Tod und Trostlosigkeit. Ein Besuch nach Wochen zeigt dann jedoch
meist, dass ein Waldbrand nicht immer eine Katastrophe ist. Im
Gegenteil: Manche Waldtypen sind auf gelegentliche Feuer geradezu
...
Ulrike Schuler
Friedensnobelpreis
Der IPCC und Al Gore gewürdigt
"Er ist der große
Kommunikator", lobte ihn das norwegische Friedensnobelpreiskomitee
2007. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore sei einer der
führenden Umweltpolitiker der Welt. Warum jedoch der
renommierteste Friedenspreis für den Naturschützer und
den Weltklimarat (IPCC)? Die klimatischen ...
Imke Rosebrock
UN-NaturschutzKOnferenz
Die Frage des gerechten Zugangs zu genetischen Ressourcen birgt
Konfliktstoff
Der Affe wirkt entspannt. Er hockt
im Baum, hält sich mit seinen langen Armen an zwei Ästen
fest, sein rotbraunes Fell hängt in zotteligen Strähnen
herunter, er scheint zu dösen. Wenn er einen Begriff von sich,
der Welt und seiner Existenz hätte, wäre es mit seiner
Gelassenheit wohl vorbei. ...
Interview
Martin Kaiser
Der politische Koordinator für Biodiversität bei
Greenpeace kritisiert die negative Klimabilanz von Biosprit
Herr Kaiser, mit welchen
Forderungen gehen die Nichtregierungsorganisationen in die
Vertragsstaatenkonferenz? Die letzten intakten Urwälder machen
nur noch ein Fünftel ihrer ursprünglichen Fläche
aus. Sie gilt es dauerhaft zu schützen. Ein erster Schritt
wäre ein sofortiges Moratorium für neue ...
Jonas Siehoff
Deutschland
Die nationale Strategie zum Schutz der Arten
Der Titel ist nicht besonders
eingängig: "Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt",
lautet er und beschreibt ein Werk, das man ebenfalls nicht als
leichte Kost bezeichnen kann. Auf rund 250 Seiten definiert es 330
Teilziele und 440 Maßnahmen zum Erreichen des einen,
großen Gesamtziels: des ...
Interview
ACHIM STEINER
Der UNEP-Chef kämpft gegen den Mythos, dass sich
Wirtschafts- und Umweltpolitik ausschließen
Ende Februar wurde in Norwegen ein
Lager für Samen von bis zu 4,5 Millionen Nutzpflanzen
eröffnet - scherzhaft "Tresor des jüngsten Gerichts"
genannt. Zeichen des Fortschritts oder Science Fiction-Vision? Es
ist ein ernüchterndes Ereignis, wenn sich die Welt so einen
Tresor für nachkommende ...
Katja Lüers
Meere
In Asien werden für ein Kilogramm Haifischflossen über
100 Dollar bezahlt. In der Nordsee stirbt der Kabeljau. Doch in
Schutzgebieten vor der Karibikküste konnten sich die
Fischbestände wieder erholen
Dieser Fisch ist eine Delikatesse:
Ob als deutsche Schillerlocke oder dänischer Seeaal, als
Bestandteil der britischen "Fish and Chips" oder der chinesischen
Haiflossensuppe - für Gourmets ist der Dornhai ein
Leckerbissen. Feinschmeckern mit ökologischem Gewissen
allerdings dürfte der Happen im ...
Sandra Ketterer
WEINBAU
Längere Sonnen- und Regenperioden verändern die Arbeit
der deutschen Winzer - eine Umstellung auf neue Rebsorten ist aber
noch nicht zwingend notwendig
Es ist ein dickes blaues Heft im
Bücherregal hinter dem Schreibtisch; schlicht und
unauffällig. Mit dem Kugelschreiber sind viele Daten
handschriftlich eingetragen. Dieses Heft enthält lokale
Indizien für den Klimawandel, genau wie die anderen Hefte, die
neben ihm im Regal stehen. Es sind die ...
Heidi Wittmer/Uta Berghöfer
HUngerbekämpfung
Nicht der »Reis der Armen« bedroht den Schutz der
Natur - ein Plädoyer dafür, sich von falschen Annahmen zu
trennen
Im Januar 2008 hat die Nachricht
über die wieder angestiegene Abholzung des brasilianischen
Regenwaldes erneut die Welt alarmiert. Doch der Kampf gegen die
wachsende Zerstörung von Lebensräumen wird nicht nur am
Amazonas geführt. Mit den acht Millenniums-Entwicklungszielen
haben sich die Vereinten ...
Bert Schulz
Getreide
Wie Genbanken die Artenvielfalt bewahren
Man kann sich wohl kaum eine
unwirtlichere Umgebung für das weltgrößte
Pflanzenasyl vorstellen. In einem stollenartigen Bunker auf der
norwegischen Polarinsel Spitzbergen sollen alle bekannten
Pflanzensamen der Welt für die nächsten 1.000 Jahre
gesichert werden - eingelagert bei minus 18 Grad ...
Walter Willems
SÜdafrika
»Food an Trees for Africa« erhielt
UN-Umweltpreis
Der vielleicht bemerkenswerteste
Glückwunsch kam aus den USA. Gerade war Jeunesse Park, die
Gründerin der südafrikanischen Organisation Food &
Trees for Africa (FTFA), vom UN-Umweltprogramm (UNEP) 2007 mit dem
renommierten Sasakawa-Preis ausgezeichnet worden, da gratulierte
Arnold Schwarzenegger mit ...
Walter Willems
Verbreitung fremder Arten
Zweitgrößte Bedrohung der Biodiversität oder
natürlicher Prozess?
Als Christoph Kolumbus aus der
Neuen Welt zurückkehrte, brachte er viele bis dato unbekannte
Arten nach Europa. Am spanischen Hof präsentierte der
Seefahrer exotische Pflanzen und bunte Papageien. Aber die Schiffe
transportierten auch blinde Passagiere wie etwa
Schiffsbohrmuscheln, die unter dem ...
Joachim Müller-Jung
Arterhaltung Durch Klonen
Die Erfolge sind in den vergangenen Jahren ausgeblieben
Es begann alles wie ein
Märchen, und endet vorerst, wenn der biotechnische Knoten
nicht doch noch schnell platzen sollte, mit derselben Pointe:
Ausgang offen. Der Anfang liegt ziemlich genau zehn Jahre
zurück. Es war das Jahr eins nach "Dolly". So hieß das
berühmte Schaf aus dem Roslin-Institut vor ...
Sebastian Hille
AREALVERSCHIEBUNG
Nicht nur Eisbären müssen sich einen neuen Lebensraum
suchen
Wenn das Eisbärmädchen
"Flocke" den Nürnberger Zoo verlassen müsste - aus
welchem Grund auch immer -, dann wären die Folgen klar:
drastische Einnahmeverluste, kein mediales Interesse mehr, die
Stadt verlöre eine Attraktion. Wenn Flockes Artgenossen in
freier Wildbahn gezwungen sind, ihre angestammte ...
Sepp Friedhuber
Krieg gegen Affen
Militärische Konflikte, großflächige Abholzungen
und Wilderei bedrohen den Lebensraum der Gorillas im Kongo. In
Ruanda dagegen gibt es Zeichen der Hoffnung
World Press Award 2008: Das
Siegerbild von Brent Stirton zeigt den Abtransport eines toten
Berggorillas aus dem Virunga Nationalpark im Kongo. Es ist es der
Silberrücken Senkwekwe, der gemeinsam mit fünf weiteren
Gorillas im Juli 2007 getötet wurde. Deutlicher und
erschütternder kann die Situation ...
Carl D. Goerdeler
schmuggel
Gefährliche Jagd auf seltene Tiere und Pflanzen
Sie wollten nur ihre Aquarien
füllen. Aber Tierschmuggel ist kein Kavaliersdelikt. Das
bekamen Tino Hummel und Dirk Helmut Reinecke zu spüren. Die
Hobby-Ichthyologen (Fischkundler) wurden im Februar 2004 im
brasilianischen Manaus verhaftet, als sie gerade ihr Flugzeug
bestiegen. Was die Zöllner im ...
Katja Lüers
Umweltgruppen
Für Palmölsprit werden unter anderem in
Südostasien die letzten primären Regenwälder
vernichtet. Wie Naturschutzverbände versuchen, die Wälder
zu retten
Manchmal sind es die ganz einfachen
Dinge, die fehlen: beispielsweise Fahrräder für den
Regenwald. Wozu man dort einen Drahtesel braucht? Die Mitarbeiter
der Umweltorganisation "Pro Regenwald" benötigen die
geländetüchtigen Räder im Südosten Kameruns, um
Siedlungen in den Regenwäldern zu erreichen. ...
Jens Mutke
Deutschland
Wildblumen sind heute rar. Der Jahrtausende alte Wandel der
biologischen Vielfalt hatte aber auch Vorteile
Knut sei Dank? Neun von zehn
Europäern halten den Verlust biologischer Vielfalt für
ein schwerwiegendes Problem. 70 Prozent der Deutschen kennen nicht
nur den Begriff Biodiversität, sondern geben auch an, ihn
erklären zu können - doppelt so viele wie im
EU-Durchschnitt. Allerdings wird biologische ...
Wildpferd Nach der letzten Eiszeit
bewohnten verschiedene Wildpferdarten die Steppen und offenen
Wälder von Spanien bis zur Mongolei. Vor etwa 5.000 Jahren
begannen Steinzeitjäger, Pferde zu domestizieren; die
zunehmende Bewaldung in Deutschland vor 2.000 bis 3.000 Jahren
verschlechterte die ...
Markus Franken
Wirtschaftsfaktor
Ein Hektar artenreicher Regenwald ist weniger Wert als ein
Maisfeld
Als die Deutschen noch Kolonien
hatten, beobachtete der Soldat Mehnert in Namibia, wie ein
Medizinmann schwere Fleischwunden mit einer geheimnisvollen Pflanze
heilte. Mehnert schickte seinen Hund auf die Fährte und stahl
die viel versprechende Pflanze. So geht zumindest die Legende.
Sicher ist, dass ...
Manuela Röver
KartoffelSorten
Im Herbst wird entschieden, ob »Linda« eine Zukunft
hat
Ein Aufschrei hallte durch den
Medienwald: "Rettet die Linda!" Vor knapp drei Jahren wurde diese
Kartoffelsorte über Nacht zum Star und zum Symbol einer
Bewegung, die sich formierte, um die Kartoffelvielfalt zu retten.
Die Firma Europlant hatte Ende 2004 die Zulassung der "Linda"
zurückgenommen. ...
Monika Pilath
Wolf
Isegrim ist nach 150 Jahren zurück in Deutschland. Die
Rudelbildung ist nicht sein einziges Problem
Ilka Reinhardt hat keine Peilung.
Doch das soll sich ändern. Im Wildbiologischen Institut Lupus,
das Reinhardt mit Gesa Kluth im sächsischen Spreewitz
betreibt, warten sechs nagelneue GPS-Geräte auf ihren Einsatz.
Mit Hilfe des satellitengestützten Navigationssystems wollen
die beiden Biologinnen ...
Claudia Haas
Wildkatze
Grüne Korridore sollen die Wanderung zwischen den Biotopen
ermöglichen
Der Plan ist ehrgeizig und nicht
ohne Risiko, denn die Hauptfigur ist extrem scheu und schwer
berechenbar. Es geht um die Wildkatze, eine der besonders bedrohten
Tierarten in Deutschland. Der Plan sieht vor, dass sie sich auf
Wanderschaft begibt: Vom Nationalpark Hainich in den nahegelegenen
...
Claudia Heine
Die Bedeutung der Zoos
Gezielte Züchtungen helfen, ausgestorbene Tiere in der
Natur wieder anzusiedeln
Auch die Liebe zu Eisbären hat
ihre Grenze. Liegt sie vielleicht bei 50 oder doch erst bei 100
Kilogramm? Knut jedenfalls, der kleine flauschig-weiße Held
des vergangenen Jahres, wiegt heute, mehr als ein Jahr nach seiner
Geburt im Zoologischen Garten Berlins, ganze 130 Kilogramm. Und das
ist auf ...
Sandra Ketterer
AMPHIBIEN
Kermit und Co. sind vom Aussterben bedroht - Zuchtprogramme
sollen die Arten erhalten
Was hat Kermit nicht alles
erreicht: Als "Sesamstraßen"-Reporter hat der leuchtend
grüne Frosch im grauen Trenchcoat seine jungen Zuschauer
über Formen und Farben aufgeklärt und sich dabei nicht
durch seinen tolpatschigen Assistenten Grobi und das ewig Kekse
futternde Krümelmonster entmutigen ...
Georg Rüschemeyer
Erfassung der Arten
Wie viele Spezies gibt es wirklich?
Die Wissenschaftler an Bord des
deutschen Forschungsschiffs "Polarstern" staunten nicht schlecht,
als sie während dreier Expeditionen in das antarktische
Weddell-Meer ihre Netze und Sedimentstecher aus über 6.000
Metern Tiefe zurück an Deck hievten. "In unseren Proben
wimmelte es nur so von bis dato ...