AMPHIBIEN
Kermit und Co. sind vom Aussterben bedroht - Zuchtprogramme sollen die Arten erhalten
Was hat Kermit nicht alles erreicht: Als "Sesamstraßen"-Reporter hat der leuchtend grüne Frosch im grauen Trenchcoat seine jungen Zuschauer über Formen und Farben aufgeklärt und sich dabei nicht durch seinen tolpatschigen Assistenten Grobi und das ewig Kekse futternde Krümelmonster entmutigen lassen. Ihre Prominenz hat der Stoffpuppe sogar einen Stern auf dem "Walk of Fame" in Hollywood eingebracht, auf dem berühmte Persönlichkeiten geehrt werden.
Kermits Probleme mit seinen Gehilfen erscheinen klein, wenn man sie mit denen seiner Artgenossen vergleicht. In der Natur haben viele Froscharten aufgrund der Abholzung der Regenwälder, Klimawandel und einer mysteriösen Pilzkrankheit große Probleme zu überleben. Um auf diese dramatische Entwicklung aufmerksam zu machen, haben der Welt-Zoo-Verband (WAZA) und die Weltnaturschutz- union (IUCN) 2008 zum "Jahr des Frosches" erklärt.
Die IUCN hat einen Aktionsplan zum Amphibienschutz entwickelt, denn sie sieht 30 bis 50 Prozent der Arten als akut gefährdet an. Zusammen mit der WAZA hat sie das Projekt "Amphibian Arc", eine Art Arche Noah für Frösche, Kröten, Salamander und Molche, ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich vor allem um Zuchtprogramme von Zoos, Aquarien und Privatpersonen, die helfen sollen den Bestand der Tierarten zu erhalten. Eine Pflege der Tiere in Terrarien hat vor allem bei der Bekämpfung des Chytridpilzes, einer tödlichen und sich schnell ausbreitenden Hautkrankheit von Fröschen, den Vorteil, dass der Pilz effektiver bekämpft werden kann als in der Natur. Doch die Tierschützer fordern auch den Erhalt von Lebensräumen. Laut einer Studie der IUCN leiden die Amphibienbestände in tropischen Gebieten am stärksten, was vor allem durch die Abholzung der Regenwälder und die Trockenlegung von Tümpeln verursacht wird. Aber auch in Deutschland sind von 21 bekannten Amphibienarten nur fünf nicht bundesweit bedroht.
"Frösche fressen für uns Menschen gefährliche Insekten, etwa Mücken, die Malaria auslösen können", nennt Birgit Benzing von der Stiftung Artenschutz einen Grund, warum die rund 5.500 bekannten Froscharten - Forscher vermuten 3.000 weitere, die bisher unentdeckt sind - unbedingt geschützt werden müssen. "Alles Leben ist miteinander verbunden, sie fressen Insekten, dienen aber anderen als Nahrung. Würden sie verschwinden, müssten andere ihre Nahrung umstellen - mit unabsehbaren Konsequenzen für das Ökosystem." Amphibien sind darüber hinaus wichtige Indikatoren für die Qualität der Umwelt. Mittels ihrer durchlässigen Haut können sie leichter Gifte aufnehmen als Menschen. "Wenn Frösche in einem See plötzlich sterben, kann das ein Hinweis auf Schadstoffe im Wasser sein. Wenn es sich etwa um einen Badesee für Menschen handelt, ist dieser Indikator auch wichtig für unsere eigene Gesundheit", so Benzing.
Nicht zuletzt sind Frösche bedeutend für die Medizin. Das Wachstum von Escherichia coli-Bakterien wird mit Wirkstoffen gehemmt, die von der Haut des Südafrikanischen Krallenfrosches stammen. Hinter den quakenden Zeitgenossen steckt also doch viel mehr, als Kermit in der Sesamstraße vermuten lässt.