EUROPATAG
Erstmals wehte am 9. Mai die Europafahne auf dem Reichstagsgebäude
Der Wind stand am Morgen des 9. Mai nicht wirklich günstig für Europa: So recht mochte das gelb-blaue Sternenbanner nicht wehen, das anlässlich des Europatages erstmals auf dem Südostturm des Reichstages gehisst wurde. Doch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zeigte sich trotzdem zufrieden. Er wolle mit der Flagge auch äußerlich die Zugehörigkeit Deutschlands zur Europäischen Union zeigen. "Ich finde es folgerichtig, wenn wir das, was wir im Plenarsaal vollziehen, auch im äußeren Erscheinungsbild deutlich machen", sagte Lammert. Im Inneren des Bundestages, im Plenarsaal, hat die Europafahne schon lange ihren angestammten Platz.
Der 9. Mai wird in der Europäischen Union als Europatag gefeiert. Vor 58 Jahren hatte der damalige französische Außenminister Robert Schuman in einer gleichnamigen Erklärung die Gründung einer Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorgeschlagen - einer der Grundsteine für die heutige Europäische Union. Lammert nannte die Schuman-Erklärung einen "historischen Vorschlag", der in Europa einen Neuanfang ermöglicht habe. "Daraus ist ein Gebilde entstanden", so Lammert weiter, "das sich damals niemand hätte vorstellen können."
Seit 1985 begehen die europäischen Staaten den Europatag mit Festen und Veranstaltungen. Zum Europatag fanden mit Unterstützung der Vertretungen der Europäischen Kommission allein in diesem Jahr über 500 Veranstaltungen statt. Hauptthema in diesem Jahr war der interkulturelle Dialog - "in Vielfalt vereint". Auch die Vizepräsidentin der Europäischen Union, Margot Wallström, nutzte den Tag, um den oftmals kritischen Bürgern Informationen über Europa zu vermitteln: "Der Europatag ist eine Gelegenheit für die EU-Institutionen ihr menschliches Gesicht zu zeigen, und eine Gelegenheit für die Bürger zu sehen, dass es bei Europa um Menschen und nicht nur um Institutionen oder Rechtsvorschriften geht", sagte Wallström. Entsprechend war auch das Motto, unter das die Veranstalter diesen besonderen Tag gestellt hatten: "Es sind nicht Sie und wir, es sind Du und ich". Höhepunkt der Veranstaltungsreihe war diesmal ein Jugendevent in Sachsen-Anhalt. Mit einem Schiff wurden fünf verschiedene Elbhäfen angesteuert. Täglich konnten dann rund 150 Jugendliche an Bord gehen und sich in Workshops und Podiumsdiskussionen über die Union informieren. Der Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering, nannte die Europawoche einen "lebendigen Ausdruck dafür, dass die europäische Einigung nicht von oben verordnet werden kann, sondern von unten wächst". Und für EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso bedeutet sie vor allem eins: ein Europa zum Anfassen zu erleben.