Wenn alle Baumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Umzug von Bundesregierung und Parlament so langsam vorangegangen wären wie der Bau der so genanten "Kanzler-U-Bahn", dann würde heute noch kein Paul-Löbe- oder Jakob-Kaiser-Haus stehen, vielleicht auch noch kein Kanzleramt. Seit zwölf Jahren wird nun zwischen dem neuen Hauptbahnhof und dem Brandenburger Tor für die U-Bahn gegraben. Es handelt sich um eine Strecke von 1,8 Kilometern Länge, sodass der Baufortschritt pro Jahr immerhin 150 Meter betragen hat. Die Strecke soll nun, wenn man dem Berliner Senat glauben soll, endlich im Jahr 2009 befahren werden. Das hat man schon mehrfach versprochen. Zur Fußballweltmeisterschaft sollten die Züge schon Fans zur Fanmeile bringen, zur Europameisterschaft auch. Doch kein Zug fuhr. Vermisst hat die Kurz-Bahn eigentlich auch fast niemand, denn das kurze Stück vom Reichstag zum Hauptbahnhof kann man, Gesundheit vorausgesetzt, genau so gut zu Fuß gehen.
Richtigen Sinn ergibt das Bahn-Projekt denn auch erst, wenn die Verlängerung vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz fertiggestellt worden ist. Dann würde es eine durchgehende Verbindung von Hönow im Osten Berlins bis zur Friedrichstraße und in das Regierungsviertel ohne lästiges Umsteigen geben. Die geschätzten täglich 155.000 Fahrgäste auf dieser Linie würden dadurch pro Tag zehn Minuten Umsteigen am "Alex" sparen, was ein Gewinn von insgesamt 25.000 Stunden wäre.
Doch man ahnt schon das Ende vom Lied. Baubeginn für die Strecke, so heißt es bisher offiziell, soll 2010 sein, als Fertigstellungstermin wird das Jahr 2017 genannt. Das erscheint aufgrund der bisherigen Erfahrungen sehr optimistisch. Denn bei 150 Metern Baufortschritt pro Jahr ist frühestens 2028 mit der Fertigstellung zu rechnen. Hans-Jürgen Leersch