Grundgesetz
Peter Zollings gelungene Einführung
Manche Autoren machen es einem erfeulich einfach, wenn es darum geht, ihr neuestes publizistisches Werk zu beurteilen. Der Journalist Peter Zolling gehört zu ihnen. Sein Buch "Das Grundgesetz. Unsere Verfassung - wie sie entstand und was sie ist" verdient ein kurzes, aber aufrichtiges "Bravo". Es ist die perfekte Einstiegslektüre in all die umfassenden Werke, die der Buchmarkt anlässlich des 60. Geburtstags des Grundgesetzes am 23. Mai dieses Jahres hervorbringen wird. Und Zolling beweist, dass eine einfache und allgemein verständliche Darstellung einer komplexen Materie nicht zwangsläufig zu Lasten des Niveaus gehen muss. Auch dann nicht, wenn es um vermeintlich trockenes Verfassungsrecht geht.
Im ersten Teil seines Buches verschafft Zolling einen knappen aber präzisen Überblick zur Entstehungsgeschichte der Verfassung. Die bis heute gültige Bezeichnung "Grundgesetz" sollte den ursprünglich provisorischen Charakter der sich bildenden Bundesrepublik Deutschland betonen.
Im zweiten Teil präsentiert Zolling "Herz und Krone" der Verfassung - die 19 Grundrechte: "Krone, weil sie über allem anderen und deshalb am Anfang des Grundgesetzes stehen, Herz, weil sie der innere Motor dieser Spielanleitung für das politische und soziale Zusammenleben der Deutschen sind." Da der Journalist weiß, dass der Buchstabe des Gesetzes das eine, die gelebte Wirklichkeit aber etwas anderes sein kann, erklärt er nicht nur Sinn und Zweck der Artikel, sondern zeigt auch, in welchen Bereichen des täglichen Lebens ihnen Bedeutung zukommt und wann das Bundesverfassungsgericht in den letzten Jahren immer mal wieder Gesetze stoppte, weil sie nicht mit dem Geiste der Verfassung übereinstimmten. Im dritten Teil folgt eine intensive Beschäftigung mit Artikel 20 des Grundgesetzes, der jene Säulen beschreibt, auf denen der deutsche Staat ruht: Republik, Demokratie, Rechtstaat, Bundesstaat und Sozialstaat. Aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen greift Zolling zudem in den Kapiteln über den europäischen Einigungsprozess und den sich daraus ergebenden verfassungsrechtlichen Konsequenzen, über die Verfassung als Ordnungsmacht in einer entfesselten Weltwirtschaft und über den vermeintlichen Konflikt zwischen Freiheitsrechten und innerer Sicherheit im Zuge der Terrorbekämpfung auf.
Peter Zolling macht keinen Hehl aus seiner Zuneigung zum Grundgesetz. Für ihn ist es der "Kompass" für die gesamte Gesellschaft. Sein Buch ist eine gelunge Hilfe, diesen auch zu gebrauchen.
Das Grundgesetz. Unsere Verfassung - wie sie entstand und was sie ist.
Carl Hanser Verlag, München 2009; 199 S., 14,90 ¤