Individualisierte Medizin darf nicht zu einem "Zwang zur Gesundheit" führen. Das sagte Regine Kollek, Professorin für Technikfolgenabschätzung an der Universität Hamburg, am 27. Mai bei einem Expertengespräch zum Thema "Individualisierte Medizin und Gesundheitssystem". Kollek wies bei der Diskussion über den gleichnamigen Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag ( 16/12000) darauf hin, dass individualisierte Medizin viel mehr Eigenverantwortung der Patienten verlangen werde. "Da entwickelt sich schnell ein Wunsch, ein Anspruch und dann auch eine Pflicht zur Gesundheitsvorsorge."
Die Experten warnten vor den Konnotationen, die der Begriff hervorrufe. Es gehe eben nicht in erster Linie um eine "Hinwendung zum Individuum", sagte Kollek. Vielmehr sei mit individualisiert eine auf den Einzelnen ausgerichtete Arzneimedizin gemeint, sagte Hugo Katus, Professor für Innere Medizin an der Universität Heidelberg: "Individualisierte Medizin hat nichts mit ganzheitlicher Behandlung zu tun."
Ivar Roots, Professor für Pharmakologie an der Charité in Berlin, sagte, dass individualisierte Medizin etwa in der Brustkrebsbehandlung ein Vorteil sei.