EU-PARLAMENTSPRÄSIDENT
Jerzy Buzek hat beste Chancen, die Wahl am 14. Juli zu gewinnen
Kompetent, fleißig und kompromissbereit: Wenn man dieser Tage Porträts über Jerzy Buzek liest, sind sich Politiker und Journalisten einig wie selten. Seit der 69-jährige Pole am 7. Juli von der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) zum Kandidaten für das Amt des EU-Parlamentspräsidenten nominiert wurde, gibt es allseits nur Lob. Buzek sei ein engagierter und dialogbereiter Politiker, betonte die neue Grünen-Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms und kündigte an, für Buzek zu stimmen. Die Wahl eines Osteuropäers an die Spitze des Parlaments sei zudem "überfällig". Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok bezeichnte die Nominierung Buzeks als "wichtiges politisches Signal" an die neuen EU-Mitgliedsländer in Mittel- und Osteuropa.
Tatsächlich wäre Buzek der erste Osteuropäer in einem Spitzenamt der EU - und er hat beste Aussichten, am 14. Juli auch gewählt zu werden. Außerhalb des Parlaments kennen ihn nur wenige, was auch daran liegen mag, dass er als eher still gilt. Dabei blickt Buzek auf eine beeindruckende politische Karriere zurück: Der frühere Chemieprofessor aus Oberschlesien schloss sich in den 1980er-Jahren der Solidarnosc-Bewegung an und lebte nach dem Verbot der Gewerkschaft 1981 im Untergrund. Seine Tochter Agata, auch in Deutschland eine bekannte Schauspielerin, erinnerte sich 2007 in einem Interview: "Es gab Zeiten, da hat meine Mutter jedes Mal, wenn mein Vater aus dem Haus ging, lange am Fenster gestanden und gebetet, dass er zurückkommt."
Nach der Wende wurde Buzek 1997 als Chef der "Wahlaktion Solidarnosc" Ministerpräsident Polens. Als erster Premier hielt er zwar eine ganze Legislaturperiode durch und führte Polen erfolgreich in die Nato. Doch nach vier Jahren schaffte es seine Partei nicht mehr ins Parlament. Buzeks politische Laufbahn schien beendet.
Mit dem Beitritt Polens zur EU im Jahr 2004 machte Buzek den Sprung ins EU-Parlament und engagierte sich dort im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie. Bei der Europawahl am 7. Juni gaben ihm fast 400.000 Polen ihre Stimme - ein Rekordergebnis. Nun freuen sich viele seiner Landsleute darüber, dass ein Pole einen so bedeutenden EU-Posten bekommen könnte. Formal betrachtet, tirillierte die polnische Zeitschrift "Polityka" bereits, könnte Buzek bald "der seit dem Tod Johannes Paul II. wichtigste Pole der Welt sein".