Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Datenhandbuch > 7. Plenum > 7.18 Gedenksitzungen und Sonderveranstaltungen
Stand: 31.3.2010
Der Staatsakt ist Ausdruck höchster Würdigung von Anlässen oder von Personen durch die obersten Repräsentanten des Gemeinwesens. Der Staat richtet eine Feierlichkeit aus, wodurch er dem Anlass eine besondere politische Bedeutung verleiht. Gleichwohl fällt das Zeremoniell in der Bundesrepublik Deutschland vergleichsweise bescheiden aus. Weitaus häufiger als zu bedeutenden Ereignissen werden in Deutschland vom Bundespräsidenten Staatsakte zu Ehren von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angeordnet. Obwohl auf Bundesebene nur er befugt ist, die Durchführung eines Staatsaktes, Trauerstaatsaktes oder Staatsbegräbnisses anzuordnen, findet dennoch eine Abstimmung mit anderen Verfassungsorganen statt. In der „Anordnung über Staatsbegräbnisse und Staatsakte“ vom 2. Juni 1966 ist festgelegt, dass die Durchführung von Staatsakten dem Bundesminister des Innern obliegt. Für Mitglieder des Bundestages, des Bundesrates und des Bundesverfassungsgerichts kann der Bundespräsident den Präsidenten dieser Verfassungsorgane die Durchführung übertragen (so geschehen bei den Staatsakten für Richard Stücklen 2002, Rainer Barzel 2006 und Annemarie Renger 2008, die vom Bundestag durchgeführt wurden).
Datum des Trauerstaatsaktes1 | Name | Todestag |
---|---|---|
17.10.1992 (Bonn) | Bundeskanzler a. D. Willy Brandt (SPD) | 8.10.1992 |
23.8.1994 (Bonn) | Bundesminister a. D. und NATO-Generalsekretär Manfred Wörner (CDU) | 13.8.1994 |
2.12.1996 (Bonn) | Bundestagsvizepräsident Hans Klein (CSU) | 26.11.1996 |
16.5.1997 (Bonn) | Bundesminister a. D. und Bundestagspräsident a. D. Kai-Uwe von Hassel (CDU) | 8.5.1997 |
15.5.1998 (Bonn) | Bundesminister a. D. Erich Mende (CDU) | 6.5.1998 |
25.5.1998 (Bonn) | Bundestagsvizepräsident a. D. Richard Jaeger (CSU) | 14.5.1998 |
19.11.1998 (Bonn) | Bundesminister a. D. und Bundestagsvizepräsident a. D. Heinz Westphal (SPD) | 30.10.1998 |
7.11.2000 | Letzter Reichstagsabgeordneter und ehemaliger Bundestagsabgeordneter Josef Felder(SPD) | 28.10.2000 |
30.11.2000 | Bundesminister a. D. Josef Ertl (FDP) | 16.11.2000 |
15.5.2002 | Bundestagspräsident a. D. Richard Stücklen (CSU) | 2.5.2002 |
22.9.2006 | Bundestagspräsident a. D. Rainer Barzel (CDU) | 26.8.2006 |
27.3.2008 | Bundestagspräsidentin a. D. Annemarie Renger (SPD) | 3.3.2008 |
Datum der Sitzung3 | Anlass |
---|---|
30.10.1992 (Bonn) | Festakt zur Einweihung des neuen Plenarsaals |
9.11.1993 (Bonn)4 | Plenarsitzung [zum Gedenken an die Geschehnisse am 9.11.1938 und am 9.11, 1989] |
28.4.1995 (Bonn)5 | Gedenken des Deutschen Bundestages und des Bundesrates an das Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft |
3.12.1996 (Bonn)6 | Feierstunde des Deutschen Bundestages mit der Carlo-Schmid-Stiftung am 100. Geburtstag seines früheren Vizepräsidenten Prof. Dr. Carlo Schmid7 |
1.9.1998 (Bonn)8 | Festakt „50 Jahre Parlamentarischer Rat“ |
19.4.1999 | Festakt „Einweihung des neuen Plenarbereichs Reichstagsgebäude“ |
7.9.1999 | Festakt „50 Jahre Deutscher Bundestag“ |
8.9.1999 | „Parlamentarierinnen in 50 Jahren Deutscher Bundestag“ – Sonderveranstaltung mit Parlamentarierinnen der „Ersten Stunde“ |
9.11.1999 | „10. Jahrestag des Falls der Mauer“ – Sonderveranstaltung des Deutschen Bundestages |
17.3.2000 | Erinnerung an die freie Wahl zur Volkskammer der DDR vor 10 Jahren |
17.6.2003 | Gedenkstunde des Deutschen Bundestages: „50. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953“ |
20.10.2004 | Feierstunde aus Anlass des 100. Geburtstages des ehemaligen Bundestagspräsidenten Hermann Ehlers |
25.10.2006 | Feierstunde aus Anlass des 100. Geburtstages des ehemaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier |
6.9.2008 (Bonn)9 | Feierstunde des Deutschen Bundestages aus Anlass des 60. Jahrestages der konstituierende Sitzung des Parlamentarischen Rates 1948 |
10.4.2009 | Gedenkstunde des Deutschen Bundestages aus Anlass der vor 75 Jahren am 23. März stattgefundenen Sitzung des Reichstages zur Verabschiedung des Gesetzes „zur Behebung der Not von Volk und Reich“ (sog. Ermächtigungsgesetz) |
17.6.2009 | Gedenkstunde des Deutschen Bundestages zum 56. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 |
7.9.2009 (Bonn) | Feierstunde des Deutschen Bundestages aus Anlass des 60. Jahrestages der Konstituierung des Ersten Deutschen Bundestages am 7. September 1949 |
18.3.2010 | Feierstunde: 20. Jahrestag der freien Volkskammerwahlen am 18. März 1990 |
Auf Vorschlag des Deutschen Bundestages und nach Abstimmung mit den Ländern hat Bundespräsident Roman Herzog am 3. Januar 1996 den 27. Januar zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus proklamiert. Am 27. Januar 1945 wurden die Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz von russischen Soldaten befreit. Auschwitz steht wie kein anderes Konzentrationslager als Symbol für den millionenfachen Mord vor allem an Juden, aber auch an anderen Volksgruppen, sowie an Personen, die wegen ihrer konträren Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus Verfolgte waren. Zur Erinnerung an die Opfer wurde der Tag der Befreiung der Überlebenden des Konzentrationslagers in Auschwitz 1996 zum ersten Mal als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Der 27. Januar soll, wie es Bundespräsident Roman Herzog in seiner Rede am 19. Januar 1996 in der ersten Gedenkstunde des Deutschen Bundestages ausdrückte, als zentraler Gedenktag „aus der Erinnerung immer wieder lebendige Zukunft werden lassen“. Aus Anlass des Gedenktages lädt der Deutsche Bundestag seit 1997 Jugendliche aus Deutschland, den Nachbarländern, den Vereinigten Staaten von Amerika und Israel ein, die sich zuvor in Projekten und Initiativen mit der Geschichte des Nationalsozialismus befasst oder gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus engagiert haben. Die Jugendlichen werden von Opfergruppen, Organisationen, die sich im Sinne der Gedenkveranstaltung engagieren, Gedenkstätten, Jugendverbänden und Schulen vorgeschlagen.
Wahl- periode | Datum | Redner | Begleitende Veranstaltungen des Deutschen Bundestages im Zusammenhang mit der Gedenkstunde |
---|---|---|---|
13. WP | 19.1.1996 | Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog | – |
27.1.1997 | Bundesminister a. D. und ehemaliger Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Klaus von Dohnanyi | Jugendbegegnung: Diskussionsforum im ehemaligen Ersatzplenarsaal „Wasserwerk“ in Bonn: „Was gehen uns als junge Menschen heute noch die Verbrechen des Nationalsozialismus und der Holocaust an?“ | |
27.1.1998 | Direktor des International Center for Holocaust Studies in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem, Prof. Dr. Yehuda Bauer | Ausstellung „Shoa in Lettland“ vom Jugendbegegnung vom 25.1. bis 27.1.1998 | |
14. WP | 27.1.1999 | Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog | „Requiem für einen polnischen Jungen“ von Dietrich Lohoff nach Texten von Opfern des Faschismus, entstanden im Rahmen der Gedenkveranstaltung 1997 Jugendbegegnung vom 25.1. bis 27.1.1999 Ausstellung über die Aktivitäten der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“: „Der Traum von einem anderen Deutschland“ Ausstellung der Kinderzeichnungen von Helga Weissová-Hoskowá: „Zeichne was Du siehst“ |
27.1.2000 | Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger Prof. Elie Wiesel/Universität Boston | Uraufführung des Musikstückes „Love“ von Giora Feidman im Rahmen der Gedenkveranstaltung Jugendbegegnung vom 25.1. bis 26.1.2000: | |
26.1.2001 | Bundespräsident Dr. Johannes Rau | Jugendbegegnung vom 24.1. bis 26.1.2000: Gesprächsforum: „Was lehrt uns die Geschichte – Wie können wir heute Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus entgegentreten?“ Lesung eines Dialogs aus dem Buch der französischen Historikerin Anette Wieviorka: „Mama, was ist Auschwitz?“ durch die Schauspielerin Iris Berben und ihren Sohn Oliver Berben | |
28.1.2002 | Ehemaliger Außenminister der Republik Polen und Träger des Karlspreises zu Aachen 1998, Prof. Dr. Bronislaw Geremek | Jugendbegegnung vom 26.1. bis 28.1.2002: Gesprächsforum „Erinnern und Zukunft“ – Deutsche und Polen als Nachbarn und Partner in Europa Ausstellung über das Krankenrevier des befreiten KZ Sachsenhausen 1945: „Befreier – Befreite – Besiegte“ | |
15. WP | 27.1.2003 | Ehemaliger Kulturminister des Königreichs Spanien und Träger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1994, Dr. h.c. Jorge Semprún | Jugendbegegnung vom 25.1.bis 27.1.2003: Besuch der Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald; dort Lesung von Texten ehemaliger Häftlinge aus Buchenwald (publiziert in dem Werk „Stimmen aus Buchenwald“) sowie Zeitzeugengespräche Gesprächsforum: Rolle und Konzeption von Gedenkstättenarbeit für Jugendliche an den Beispielen Yad Vashem und Buchenwald |
27.1.2004 | Ehemalige französische Ministerin und ehemalige Präsidentin des Europäischen Parlaments Simone Veil | Jugendbegegnung vom 22. bis 27.1.2004: Besuch der Gedenkstätten in Auschwitz und Izieu sowie Zeitzeugengespräche Gesprächsforum: Fragen der Gedenkstättenarbeit | |
27.1.2005 | Deutscher Historiker Prof. Dr. h.c. Arno Lustiger | Gesang von Wolf Biermann Jugendbegegnung vom 24.1. bis 27.1.2005: | |
16. WP | 27.1.2006 | Journalist und Vorstandsvorsitzender der Axel Springer Stiftung, Prof. e.h. Dr. h.c. Ernst J. Cramer | Jugendbegegnung vom 22. bis 27.1.2006 Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück Gesprächsforum: Täter im Nationalsozialismus |
29.1.2007 | Träger des Nobelpreises für Literatur 2002 Imre Kertész | Jugendbegegnung am 24. bis 29.1.2007: Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück sowie des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen Gesprächsforum | |
25.1.2008 | Tschechische Schriftstellerin und Journalistin Lenka Reinerová10 | Ausstellung: „Die Mädchen von Zimmer 28“ im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages Jugendbegegnung vom 21. bis 25.1.2008: | |
27.1.2009 | Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler | Lesung: „Kinder über den Holocaust“ Jugendbegegnung vom 21. bis 27.1.2009: | |
17. WP | 27.1.2010 | Präsident des Staates Israel Shimon Perez und der ehemaliger Direktor des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau Prof. Dr. Feliks Tych | Ausstellung: „Eine Familie“ mit Bildern der Fotokünstlerin Vardi Kahana im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages Jugendbegegnung vom 22.1. bis 27.1.2010: Vortragsveranstaltungen und Zeitzeugengespräche sowie Besuche des Museums des Warschauer Aufstandes und des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) in Warschau sowie Besuch des ehemaligen Vernichtungslagers Treblinka |
1 Die aufgeführten Staatstrauerakte fanden, soweit nicht anders angegebe im Reichstagsgebäude in Berlin statt. – In der nachfolgenden Aufstellung sind die Trauerstaatsakte für verstorbene Politiker, die außerhalb des Bonner oder Berliner Plenarsaals des Deutschen Bundestages stattfanden, nicht enthalten. Diese waren: Präsident der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder am 10. April 1991 in Berlin, Bundespräsident a. D. Karl Carstens am 4. Juni 1992 in Bremen, Bundesminister a. D. Karl Schiller am 12. Januar 1995 in Hamburg, Bundesminister a. D. Kurt Schmücker am 12. Januar 1996 in Löningen, Bundesminister a. D. Hans Katzer am 29. Juli 1996 in Köln und Bundesministerin a. D. Aenne Brauksiepe am 13. Januar 1997 in Oelde, Bundespräsident a. D. Johannes Rau am 7. Februar 2006 im Berliner Dom.
2 Vgl. dazu auch Kapitel 7.5: Reden ausländischer Gäste vor dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat.
3 Die Feierstunden fanden, soweit nicht anders angegeben, im Reichstagsgebäude in Berlin statt.
4 Die Feierstunde fand im neuen Plenarsaal in Bonn statt.
5 Die Feierstunde fand im neuen Plenarsaal in Bonn statt.
6 Die Feierstunde fand nicht im bereits eingeweihten neuen Plenarsaal in Bonn, sondern im „Wasserwerk“ statt.
7 Im Rahmen der Feierstunde wurde dem ehemaligen Präsidenten der EU-Kommission Jacques Delors der Carlo-Schmid-Preis verliehen.
8 Die Feierstunde fand im großen Saal des Zoologischen Museums Alexander Koenig in Bonn statt.
9 Die Feierstunde fand im großen Saal des Zoologischen Museums Alexander Koenig in Bonn statt.
10 Da Lenka Reinerová aus gesundheitlichen Gründen an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, wurde ihre Rede und ihre Erzählung „Der Ausflug zum Schwanensee“ aus dem Buch „Das Traumcafé einer Pragerin“ von der Schauspielerin Angelika Winkler vorgetragen.
Angaben für den Zeitraum bis 1990 s. Datenhandbuch 1949 – 1999, Kapitel 8.24.