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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Die neuen Europäer
Gültig ab: 08.05.2007 09:19
Autor: Kathrin Gerlof
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Die neuen Europäer

Einleitung

Am Anfang war Rom, die Ewige Stadt. Vor 50 Jahren legten die Vertreter der Regierungen von Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden und Deutschland mit den Römischen Verträgen dort den Grundstein für die Europäische Union. Was zunächst nur ein Werk weitsichtiger Politiker wie dem Franzosen Robert Schuman, dem Italiener Alcide de Gasperi und dem Deutschen Konrad Adenauer war, ist heute Alltag von fast 500 Millionen Menschen in der Europäischen Union.

Nach zwei Weltkriegen, die Europa beinahe zerstörten, und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs leben die Menschen zwischen Lissabon und Tallinn, zwischen Nikosia und London in bisher ungeahnter Freiheit in einem friedlichen Europa. Und in der Vielfalt Europas entdecken seine Bürgerinnen und Bürger den großen Reichtum, in mehreren Sprachen zu leben, zu denken und zu lieben.

Menschen mit den Flaggen von EU-Ländern auf T-Shirts und der EU-Flagge in der Hand.
© DBT/studio kohlmeier

Und es gibt immer mehr dieser neuen Europäer. Wir finden sie vor allem in den Haupt- und Universitätsstädten, wo sich Nationen und Sprachen mischen. Natürlich in Brüssel, auch in Coimbra, in Helsinki, in Rom, in Krakau. Und in Berlin.

Zum Beispiel Uliana Dinewa-Schuld, die als Tochter bulgarischer Eltern in Berlin geboren wurde, in Sofia die Oberschule besuchte, in den Hauptstädten Bulgariens und der DDR studiert hat, einen Sohn bekommen hat, der heute in Spanien lebt, und die einen deutschen Mann geheiratet hat.

Oder Gisela Karm, die Tochter eines Deutschen, der als Funker auf einem Walfangschiff arbeitete, die in Schweden geboren und später in das Land ihres Vaters gezogen ist, wo sie ein Kinderbuch über ihren Vater geschrieben hat.

Oder Roksana Lichte. Die Polin hat die zehnte Schulklasse in Dänemark absolviert, beiderseits der deutsch-polnischen Grenze studiert, in ihrer Magisterarbeit das Vereinsrecht beider Länder verglichen und einen deutschen Mann geheiratet. Ihr Kind kommt in Berlin zur Welt.

Oder Christopher Todd. Als Sohn englischer Eltern in Portsmouth geboren und dort die ersten zehn Lebensjahre verbracht, in Deutschland zum Krankenpfleger ausgebildet, Kunstwissenschaft und Malerei studiert. Er arbeitet in einer Potsdamer Diakoniestation und zugleich als Maler.

Vier von den fast 500 Millionen Einwohnern, die die Europäische Union seit dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens am 1. Januar 2007 zählt. Sie sind Menschen, deren Vita nicht mehr allein vom Geburtsland des Vaters und der Mutter bestimmt wird, sondern zunehmend von anderen Ländern in Europa, vom Heimatland des Partners, vom Nachbarland, in der die Kinder studieren und arbeiten. Muttersprache und Vaterland behalten für sie ihren heimatlichen Wert, doch die Wertesysteme von immer mehr Menschen werden grenzüberschreitend geprägt.

Neugier und Partnerschaft

Tausende junge Menschen gehen jedes Jahr zum Studium ins europäische Ausland. Die Programme Erasmus und Sokrates, benannt nach zwei großen Europäern, helfen ihnen dabei. Sprachbarrieren fallen. Ausbildungsgänge werden europaweit anerkannt. An der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) können junge Menschen deutsches und polnisches Recht studieren und auch die in beiden Ländern nötigen ersten Examen ablegen. Fünf Studenten haben bereits beides geschafft, sowohl den polnischen Magisterabschluss als auch das deutsche Erste Juristische Staatsexamen.

Nicht nur Arbeitslosigkeit im Heimatland und bessere Arbeitsbedingungen in einem anderen Land der Europäischen Union, sondern auch Neugier oder schlicht die Liebe zieht immer mehr junge Menschen über die Grenzen. 2004 zogen fast 10.000 Deutsche nach Polen, 8.500 nach Österreich und jeweils mehr als 7.000 nach Großbritannien, Frankreich und Spanien. 5.500 suchten ihr Glück in den Niederlanden. Bei jedem zwanzigsten Ehepaar in Deutschland ist ein Partner ein Ausländer, bei einem Drittel davon kommt er aus einem anderen EU-Staat.

Menschen mit den Flaggen von EU-Ländern auf T-Shirts und der EU-Flagge in der Hand.
© DBT/studio kohlmeier

Kennengelernt haben sie sich vielleicht bei Airbus in Toulouse oder Hamburg, einem Fraunhofer-Projekt in Jönköping (Schweden) oder bei einem Konzert des Jugendorchesters der Europäischen Union in Dublin. Die immer enger werdenden wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen sorgen für immer mehr Begegnungen von Menschen der verschiedenen Nationalitäten. Sie gehören heute zum europäischen Alltag.

Europäischer Alltag gehört auch zum Deutschen Bundestag. Was aus Brüssel kommt oder nach Brüssel geht, wird in Berlin von den Abgeordneten des Bundestages beraten, vorbereitet, diskutiert und mitentschieden. So wie das in den 26 anderen Hauptstädten der Europäischen Union die Kolleginnen und Kollegen der Parlamente dort auch tun. Damit diese Arbeit auch effizient und wirklich europäisch abläuft, tauschen sich die Abgeordneten über Parlaments- und Ländergrenzen hinweg aus.

Den Abgeordneten des Deutschen Bundestages bieten dafür zum Beispiel die Parlamentariergruppen eine Plattform. Bundestagsabgeordnete, die durch ihre Mitgliedschaft in einer Parlamentariergruppe ein Land der Europäischen Union besonders gut kennen, tragen zum Verständnis dieses Landes, seiner Menschen und seiner speziellen Probleme bei. Dies gilt umgekehrt auch für die Mitglieder der anderen 26 Parlamente, die — auch unabhängig vom Stand der Regierungsbeziehungen — in ihrer Heimat für Verständnis für die Probleme Deutschlands und der anderen Nachbarn in Europa werben.

Begegnungen fruchtbar machen

Und so arbeiten viele Parlamentarier in ganz Europa daran, dass die neuen Europäer in der Union miteinander leben, arbeiten und lieben können, damit aus Richtlinien und Gesetzen gelebter europäischer Alltag wird.

Wie europäische Identität sich heute in Leben und Alltag widerspiegelt, davon konnten sich 26 Abgeordnete des Deutschen Bundestages bei Begegnungen mit 26 neuen Europäerinnen und Europäern in Berlin ein Bild machen. Berührungspunkte ergaben sich schnell. Das konnten Legosteine sein, der Geschmack von Königinnenpastete oder Erfahrungen mit Besuchen in europäischen Städten — gemeinsamer kultureller und sozialer Hintergrund hilft, europäische Begegnungen fruchtbar zu machen.

Was mit wenigen 1957 in Rom begann, ist heute das Leben von vielen. Ob in Alltag oder Politik, ob in Berlin oder anderswo in Europa. Und in dieser Sonderausgabe des Blickpunkt Bundestag.

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Text: Klaus Lantermann
Erschienen am 11. Mai 2007


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