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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Bulgarien
Gültig ab: 08.05.2007 09:19
Autor: Kathrin Gerlof
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Bulgarien

Flagge Bulgarien


Uliana Dinewa-Schuld.
Uliana Dinewa-Schuld.
© DBT/studio kohlmeier


Roland Claus (Die Linke.).
Roland Claus (Die Linke.).
© DBT/studio kohlmeier


Roland Claus trifft Uliana Dinewa-Schuld in ihrem Büro in der Berliner Schumannstraße

Uliana Dinewa-Schuld ist eine waschechte Bulgarin und 1952 in Ost-Berlin, der Hauptstadt der DDR, zur Welt gekommen. Erst als sie zehn Jahre alt war, ging ihre Familie nach Sofia zurück. Ihr ganzes Leben lang hat sich Uliana Dinewa in der Welt und durch die Welt bewegt. Aufwachsen in der DDR, Abitur in Sofia, Mathematikstudium in Sofia, Studium an der DDR-Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst, Arbeit in der Zentralverwaltung der Archive in Bulgarien, dann einige Jahre in der Reisebranche tätig, Welt- und Weitblick gewonnen. Einen Sohn bekommen, der heute in Spanien lebt. 1977 einen deutschen Mann geheiratet, der noch immer als Reiseleiter arbeitet. Die deutschen Wendezeiten im Westen Berlins miterlebt. In Berlin geblieben. Eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin gemacht. In dem Beruf gearbeitet und irgendwann erfahren, dass der DDR-Studienabschluss doch anerkannt wird. Dadurch die Möglichkeit erhalten, Steuerberaterin zu werden. Selbstständig gemacht mit 40 Jahren. Heute Arbeit als Steuerberaterin in Berlin-Mitte — mit einem Büro gleich neben dem Deutschen Theater.

Die Frau mit den kurzen dunklen Haaren und der randlosen Brille hat sich ihr Büro so eingerichtet, wie es zu ihr passt. Ein völlig eigenwilliges System ist dabei herausgekommen. Zwar stehen in hohen Regalen in Reih und Glied Aktenordner neben der einschlägigen und somit sehr umfangreichen deutschen Steuerliteratur, aber der Schreibtisch ist eine einzige Kreativwerkstatt. Man fühlt sich sofort aufgehoben bei der Frau mit dem eher nüchternen Beruf, die so laut und herzlich lachen kann, dass ein spontaner Wechsel von kalter zu warmer Jahreszeit nicht ausgeschlossen scheint. Uliana Dinewa-Schuld hat überall im Büro ihre kleinen persönlichen Zeichen hinterlassen. Eines ihrer liebsten ist die Gipsfigur auf dem Fensterbrett — ein Mann mit dunkler Sonnenbrille, der sich bequem auf einem Sessel räkelt und aussieht wie einer von den Blues Brothers. „Ist aber mein Mann”, sagt sie und lacht laut. „So leben Reiseleiter. Und hier”, sagt sie und zeigt eine Wasserflasche aus Plastik voller Sand und Muscheln, „ist meine Heimat drin.” Heimat kann überall sein.

Gereist ist der Abgeordnete Roland Claus von der Fraktion die Linke. an diesem Morgen auch schon. Von seinem Wahlkreis in Sachsen-Anhalt nach Berlin zu einem sehr früh anberaumten Termin. Der sei nicht allzu erfolgreich gewesen, bekundet der 1954 in Hettstedt geborene Politiker, als er Uliana Dinewa-Schuld begrüßt. Er legt seinen Mantel ab, schaltet das Handy aus und signalisiert damit, dass unerfreuliche Dinge jetzt eine Stunde lang keine Chance haben sollen. Die Steuerberaterin bietet ihm einen Hocker an. „Für Menschen, die viel sitzen müssen, ist der ideal”, sagt sie und outet sich als mitfühlende Seele. Das Eis ist ein bisschen gebrochen.

Roland Claus trifft Uliana Dinewa-Schuld in ihrem Büro in der Berliner Schumannstraße (
Roland Claus trifft Uliana Dinewa-Schuld in ihrem Büro in der Berliner Schumannstraße (© DBT/studio kohlmeier)

Der Abgeordnete Claus hat eine lange und sehr enge Beziehung zu Bulgarien. Die begann während seines Studiums an der TH in Merseburg. „Mathematik habe ich als Diplom-Ingenieurökonom auch mal studiert”, sagt er und die einstige Mathematikstudentin Dinewa freut sich. Während des Studiums organisierte Roland Claus internationale Studentenbrigaden. Und es gab Partnerschulen in Sofia und Burgas. „Studentenbrigaden, das kenne ich auch”, sagt Uliana Dinewa und lacht bei der Erinnerung. „Wir haben Tomaten sortiert und Zwiebeln geschält.” „Und wir mit Schippen und Hacken auf den Baustellen unserer Chemiebaukombinate gearbeitet”, antwortet Roland Claus. So kommen die beiden im Gespräch auf die langen und abenteuerlichen Zugfahrten nach Bulgarien. Dabei entstanden die wahren Freundschaften.

Roland Claus sagt, er habe in Berlin Bulgarisch gelernt und auch einige Zeit in Bulgarien gelebt. Das knüpft ein neues kleines Band. Roland Claus spricht ein paar Worte Bulgarisch und dann redet man kurz über die großen Unterschiede zwischen russischer und bulgarischer Sprache. „Ganz andere Grammatik”, sagt der Abgeordnete und die Steuerberaterin pflichtet ihm bei.

In all den Jahren als Politiker der PDS und jetzt der Linkspartei hat Roland Claus für die und an den bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Bulgarien gearbeitet. Sie waren ihm immer wichtig. Er hat sich für den Beitritt Bulgariens zur EU eingesetzt und ist heute Mitglied der Deutsch-Bulgarischen Parlamentariergruppe. Die Deutschen, sagt er, seien den osteuropäischen Ländern gegenüber oft zu lehrmeisterhaft. Im Vordergrund müsse aber stehen, dass jedes dazugekommene Land eine Bereicherung für die EU sei. Das stimme, sagt die Steuerberaterin, beide Seiten müssten da noch einiges lernen. In ihrem Heimatland sei man gegenwärtig dabei, Demokratie zu lernen. „Für die Jugend in Bulgarien ist der Beitritt zur EU wichtig und gut. Ältere Menschen haben mit dem Neuen oft Probleme. Es ist für sie schwierig, sich umzugewöhnen, und auch ein Kampf, nicht auf der Strecke zu bleiben.”

Der Abgeordnete schaltet sein Handy an. Die Steuerberaterin sagt, nun müsse sie sich auch wieder an die Arbeit machen. Wenn man jetzt noch ein wenig in beiden Landessprachen miteinander reden könnte, wäre das auch nicht schlecht. Aber die Zeit ist knapp. Vielleicht irgendwann einmal.

Republik Bulgarien

Rot-weiße Stoffanhänger.
© DBT/studio kohlmeier


Fläche: 110.994 Quadratkilometer
Einwohner: rund 7,7 Millionen
Währung: Lew
Hauptstadt: Sofia
Amtssprache: Bulgarisch
Staatsform: Republik
Nationalhymne: Mila Rodino („Liebe Heimat”)
Kfz-Kennzeichen: BG
Telefonvorwahl: +359
EU-Mitglied seit: 1. Januar 2007
Nationalfeiertag: 3. März (Tag der Befreiung von der türkischen Herrschaft 1878)
Interessant: Marteniza ist ein bulgarischer Brauch, bei dem am 1. März kleine rot-weiße Stoffanhänger oder Armbänder (Martenizi) verschenkt werden. Sie sollen getragen werden, bis man den ersten Storch sieht, dann bindet man sie an einen Baum und kann sich etwas wünschen.

Roland Claus

Roland Claus (Die Linke.)
© DBT/studio kohlmeier

Fraktion: Die Linke.
Geboren: 18. Dezember 1954 in Hettstedt (Sachsen-Anhalt)
Wohnort: Schönebeck (Sachsen-Anhalt)
Ausbildung: Studium an der Technischen Hochschule
Beruf: Diplom-Ingenieurökonom
Familie: getrennt lebend, zwei Kinder

Stv. Vorsitzender der Deutsch-Bulgarischen Parlamentariergruppe

roland.claus@bundestag.de
www.linksfraktion.de/mdb_claus.php

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Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007


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