Brunhilde Irber trifft Manfred Piepho in dem Laden „Der Berg ruft” in Berlin-Kreuzberg
Manfred Piepho bewegt sich zwischen Skiern, Snowboards, Inlineskates, Ausrüstungen und Sportswear wie einer, der die Dinge alle schon einmal ausprobiert hat. Hat er wahrscheinlich auch. Draußen regnet es Hunde und Katzen und hier drinnen im Laden kann man sich hoch auf einen Berg träumen und unter eine warme Sonne.
Manfred Piepho arbeitet seit 18 Jahren in dem Laden, der nach einem Film mit Luis Trenker benannt ist. Der Berg ruft mitten in Berlin, und viele Menschen folgen dem Ruf nur allzu gern. „Die Berliner”, sagt der Österreicher lächelnd, „sind eine große Skifahrernation.” Gerade erst hat Manfred Piepho für einige Tage als Skilehrer gearbeitet und wo er war, schien die Sonne und hat ihm Farbe ins Gesicht gemalt. Der 46-jährige Salzburger erzählt, in Österreich wisse man inzwischen, dass auch Ötzi ein Skilehrer gewesen sei. Braun im Gesicht und kein Geld in der Tasche.
Darüber kann die SPD-Abgeordnete Brunhilde Irber lachen. Sie berichtet von einem Skikurs, bei dem ein ganz reizendes kleines Mädchen mit großer Charmoffensive versuchte, den Skilehrer Maxl zu betören.
So finden der Österreicher und die Niederbayerin leicht ins Gespräch. Zumal sie miteinander reden können — „Sie kommen aus Salzburg, ja da san mir net weit auseinander” — wie gute Nachbarn eben. Sind sie auch. Nur lebt Manfred Piepho schon seit 1980 in Berlin. Er kam damals des Films wegen. Hatte zwar in Salzburg eine Ausbildung als Vermessungs-techniker abgeschlossen, aber auch die Hauptrolle in einem österreichischen Fernsehfilm gespielt. Der Regisseur des Films „Auf freiem Fuß” holte Manfred — damals Lindlbauer — nach Berlin, und es hätte der Beginn einer Schauspielerkarriere sein können. In dem einen und anderen Film spielte der junge Österreicher auch mit, spannender aber fand er, sich in anderen Bereichen zu versuchen. Er gründete in einem der besetzten Häuser eine Theatergruppe, er malte, organisierte Ausstellungen, verdiente mit verschiedenen Jobs seinen Lebensunterhalt, mochte die Stadt und liebte sie für all die Möglichkeiten des Tuns und Seins, die sie einem gab. Er lernte seine Frau kennen, mit der er inzwischen zwanzig Jahre zusammen ist und drei Kinder hat, die bereits erwachsen sind. Fast könnte man die Metapher von den Jahren benutzen, die wie im Flug vergehen. „Dass ich schon 18 Jahre hier in dem Laden arbeite, ist auch so ein Ding”, sagt Manfred Piepho und lacht. „Das Geschäft war damals direkt neben meiner Wohnung. Ich suchte einen Job und bin da mal nachfragen gegangen. Die dachten wahrscheinlich, ein Österreicher passt zu Skiausrüstungen. Nach einer Stunde und vier Tassen Kaffee war ich eingestellt.”
Brunhilde Irber trifft Manfred Piepho in dem Laden „Der Berg ruft” in Berlin-Kreuzberg (© DBT/studio kohlmeier)
Brunhilde Irber lebt knapp 40 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Vielleicht entsteht schon so natürliche Zuneigung. Die 1948 im Kreis Passau geborene SPD-Abgeordnete arbeitet seit 1994 in der Deutsch-Österreichischen Parlamentariergruppe mit. „Mit Österreich verbindet mich viel, meine Eltern haben während des Krieges dort gelebt. Aber jenseits der Familiengeschichte ist es einfach so, dass wir unglaublich viel grenzüberschreitend miteinander zu tun haben und arbeiten. Ich finde es seit jeher gut, wenn man sich an einen Tisch setzt und über die Dinge redet, die beide Länder betreffen oder länderübergreifende europäische Angelegenheiten sind. Mit einer bereits erarbeiteten gemeinsamen Position lässt sich auch in Brüssel besser argumentieren.” Brunhilde Irber erzählt von der seit langem geführten Diskussion um den Ausbau einer weiteren Donau-Staustufe in Niederbayern, da wo die Isar in die Donau fließt und mitten in einem Naturschutzgebiet. Will man das nicht verwirklicht sehen, braucht es Verbündete. Im eigenen Bundesland und im Nachbarland Österreich. „Ich bin einmal mit dem Ballon über diese wunderbare Landschaft gefahren. Sieht aus wie ein Urwald und sollte nicht angefasst werden, finde ich.” Das sagt die Abgeordnete, und bei den Österreichern hat sie dafür auch Mitstreiter gefunden.
„Was verkaufen Sie eigentlich im Sommer”, fragt sie, nachdem man von der Staustufe zum Naturschutzgebiet und zur Natur überhaupt und von da zum Thema, wie man sich in und durch die Natur bewegt, gekommen war, was logischerweise zum Donau-Radweg führte. „Ich werde zu Pfingsten wieder eine Radtour machen, aber dieses Jahr nach Tschechien, das kenne ich noch nicht”, erzählt Brunhilde Irber. „Der Berg ruft” habe schon lange auch seine Sommernischen gefunden, erklärt Manfred Piepho. Man verkaufe rund ums Trekking, Wandern, Inlineskaten. Da drüben stünden Boards für die Wellenreiter, und er selbst erteile im Winter hin und wieder Skiunterricht, und im Sommer gebe er Kurse im Inlineskaten. „Aber wenn Sie immer zu Pfingsten eine Radtour machen, können Sie ja nie zum Karneval der Kulturen in Berlin sein”, bedauert der österreichische Wahlberliner. Und erzählt, dass es vor zwei Jahren, als die Kälte alles im Griff hatte, zum Karnevalsumzug warme Caipirinha gegeben habe.
Das könnte eine ausgefallene Konkurrenz gegen eine Radtour sein. Auch wenn die Abgeordnete Irber sich erst einmal skeptisch gibt.
Fläche: 83.871 Quadratkilometer
Einwohner: rund 8,2 Millionen
Währung: Euro
Hauptstadt: Wien
Amtssprache: Deutsch (regional Kroatisch, Slowenisch, Ungarisch)
Staatsform: Republik
Nationalhymne: Land der Berge, Land am Strome
Kfz-Kennzeichen: A
Telefonvorwahl: +43
EU-Mitglied seit: 1995
Nationalfeiertag: 26. Oktober (Erklärung der Immer-währenden Neutralität 1955)
Interessant: Das Wiener Kipfel war — so eine Legende — im Gepäck von Maria Antonia, Tochter von Kaiserin Maria Theresia. Als Marie Antoinette wurde sie die Frau von Ludwig XVI. und aus dem Kipfel wurde das Croissant. Tu felix Austria nube et coque!
Fraktion: SPD
Geboren: 27. Juli 1947 in Pleinting (Bayern)
Wohnort: Osterhofen (Bayern)
Ausbildung: Verwaltungsschule, Fremdsprachenschule
Beruf: Verwaltungsangestellte, Fremdsprachenkorrespondentin
Familie: verheiratet, ein Sohn
Stv. Vorsitzende der Deutsch-Österreichischen Parlamentariergruppe
brunhilde.irber@bundestag.de
www.bruni-irber.de
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Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007