Herr Kurth, was ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Mit vielen Orten in Berlin verbinde ich Erinnerungen. Von 1987 bis 1993 habe ich am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin Politikwissenschaft studiert, 1988 auf dem Kurfürstendamm gegen die IWF-Jahrestagung demons-triert und die Uni besetzt, 1989 am Moritzplatz den Mauerfall miterlebt und bin schließlich 1991 in ein Wohnprojekt in den wilden Osten Berlins gezogen. Momentan ist mein Lieblingsort ein kleiner, aber schöner Spielplatz am Spreeufer, auf dem ich mit meinem Sohn zusammen buddle.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über den Vorschlag, eine Steueramnestie für wohlhabende Rentner zu machen. Im Sommer 2003 wurde ein letztlich grotesk anmutender Aufwand getrieben, um einem gewissen Florida-Rolf eine Handvoll Dollar Auslandssozialhilfe zu streichen. Und dann sollen nach den Vorstellungen einiger Kollegen die steuerhinterziehenden Nachbarn von Florida-Rolf amnestiert werden? Wenn man über so etwas nicht erst mal kräftig lacht, droht ein Magengeschwür.
Was soll als Nächstes von Ihrem Schreibtisch?
Auf dem Schreibtisch eines Sozialpolitikers landet in dieser Wahlperiode mehr als man abarbeiten kann. Die Beschwerden von Weiterbildungseinrichtungen, Berufsbildungswerken und Beschäftigungsträgern über die Ausschreibungs- und Vergabepraxis der Bundesagentur für Arbeit sind zum Beispiel ein Dauerbrenner. Da muss und wird sich einiges ändern, damit wir auch in Zukunft über eine gute Infrastruktur für aktive Arbeitsmarktpolitik verfügen können. In der zweiten Jahreshälfte steht dann die Auswertung der Erfahrungen mit dem Schwerbehindertenrecht (SGB IX) an.
Foto: Deutscher Bundestag
Markus Kurth, Bündnis 90/Die Grünen, Jahrgang 1966, ist seit 2002 im Bundestag. Er ist sozialpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung. |