Die Vitrine ist eine Gestatterin. Sie
erlaubt uns den Blick auf ihr Innerstes.
Ein offenherziges Möbelstück
ist sie, das sich französisch
gibt. Vitre heißt Glasscheibe. Wie
prosaisch muss da die deutsche
Übersetzung
anmuten. Ein Schaukasten
kann zwar genauso schön
aussehen,
doch klingt er dementsprechend?
Vitrinen bewahren Kostbarkeiten
vor Staub und Händen,
aber für den neugierigen Blick sind
sie freigegeben. Die Vitrine sagt:
Nicht anfassen, aber gern anschauen.
Ein vornehmes Stück.
Der Schaukasten hingegen
kann Schnödes beherbergen. Ankündigungen,
Speisepläne, Informationen,
Telefonnummern, Wegweiser,
Depeschen des Hauses, alles
Dinge, die uns das Leben erleichtern
und Orientierung geben. Den
Schaukasten findet man überall in
großen Häusern, manchmal durch
Pinnwand oder Schwarzes Brett ersetzt.
Oder durch Möbelstücke, die
extra gebaut sind für die Präsentation
nützlicher Materialien. Mitnehmen
erlaubt.
Und es kommt vor, dass so ein
Schaukasten auf etwas Wunderbares
hinweist. Frauenfußball im Bundestag.
Wer hätte das gedacht.
Da gehen wir doch hin.
Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 13. August 2008