Seite Mai erstrahlt das Reichstagsgebäude in einem neuen Licht. Außerdem: Ein Anwalt des Denkmalschutzes, ein Ausblick auf die Feiern zu den 20. Jahrestagen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung und: Von Schulden und guten Vorsätzen – Zitate aus dem Plenum.
steht der Bundestag häufig, doch selten ist sein Haus so festlich beleuchtet wie am Vorabend des 60. Geburtstages der Bundesrepublik. Seit dem 22. Mai erstrahlt das Reichstagsgebäude in einem neuen Licht. Begleitet von Feuerwerk und umrahmt von einem klassischen Konzert schalteten Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Lichtkünstler Michael Batz die neue Beleuchtung ein. 400 Lampen setzen allabendlich für vier Stunden das Zentrum der Demokratie in ein helles, warmes Licht, und das selbstverständlich umweltschonend: Die Stromkosten für die energiesparende Beleuchtung betragen pro Abend gerade einmal fünf Euro. Die Illumination ist ein Geschenk einer Gemeinschaftsinitiative von Stiftungen und Sparkassen an den Bundestag zum 60. Gründungstag der Bundesrepublik Deutschland.
In einer sanierungsbedürftigen Villa in Berlin-Wilmersdorf wirbt Lothar de Maizière, Vorsitzender der Berliner Stiftung Denkmalschutz, um Unterstützung. Es geht um die Restaurierung des so genannten Schoeler-Schlösschens, eines der wenigen in der Stadt noch erhaltenen bürgerlichen Landhäuser des 18. Jahrhunderts. Vor der Verwirklichung dieses Plans hat de Maizière noch zähe Auseinandersetzungen mit der Baubürokratie zu bestehen. Er sagt, die Stiftung stecke in schwierigen Genehmigungsverfahren. „Wir kabbeln uns da rum.”
Der erste frei gewählte und zugleich letzte Ministerpräsident der DDR hatte sich 1991 nach ungerechtfertigten Stasispitzelvorwürfen aus der Politik zurückgezogen und war in seinen Anwaltsberuf zurückgekehrt. Den größten Teil seiner verbleibenden Freizeit widmet er heute dem Denkmalschutz, was nach seinen Worten „einer Neigung meiner Jugend” entspricht. Schon sein Vater habe den Kindern die Berliner Baugeschichte nahe gebracht. Später, beim Besuch des „Grauen Klosters”, des ältesten Berliner Gymnasiums, sei diese Neigung vertieft worden.
So tritt ein weiteres Ehrenamt etwas in den Hintergrund: Lothar de Maizière wirbt für die Wiederbelebung der Delphischen Spiele, die in der Antike in künstlerischen und kulturellen Disziplinen ausgetragen wurden. Kunst und Kultur hätten heute nicht eine solche Lobby wie der Sport, meint de Maizière. Es sei aber richtig, Völkerverständigung auch über die Kunst voran zu bringen.
Für den 1940 in Nordhausen geborenen Spross einer Hugenottenfamilie war der Anwaltsberuf nur zweite Wahl. Seine Liebe galt der Musik. Nach dem Studium an der Musikhochschule „Hanns Eisler” musste er seine Tätigkeit als Bratschist wegen einer Nervenentzündung im Arm aufgeben. Er absolvierte ein Jura-Fernstudium, wurde Anwalt und vertrat pazifistisch gesonnene Jugendliche vor Gericht. Schon als 16-jähriger war er in die Ost-CDU eingetreten, in der auch sein Vater aktiv war. Obwohl Lothar de Maizière dort „nicht einmal Kassierer” war, wurde er in der Wendezeit im November 1989 an die Spitze der Partei gewählt, die sich später mit der Union im Westen vereinigte. Danach war er bis zu seinem Rücktritt 1991 erster Stellvertreter des CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl.
In den Jahren 2009 und 2010 werden in Deutschland mehrere Jubiläen gefeiert: Vor 60 Jahren trat das Grundgesetz in Kraft. Vor 20 Jahren fiel die Mauer und elf Monate später wurde Deutschland vereinigt. Das Jubiläum unter dem Motto „Freiheit und Einheit” wird sich als eine „Festkette” über annähernd zwei Jahre bis zum 3. Oktober 2010 erstrecken.
Im Oktober und November 2009 erinnern unter anderem in Berlin und Leipzig Festveranstaltungen an die entscheidenden Demonstrationen 1989 in der DDR sowie an den Fall der Mauer. Im Oktober 2010 folgen Veranstaltungen zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung. Auch die Jahrestage der freien Volkskammerwahl und der Verträge zur deutschen Einheit im Frühjahr und Sommer 2010 werden mit nationaler und internationaler Beteiligung gewürdigt. In Vorbereitung sind weitere Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen. Einzelheiten des Programms sowie historisches Text und Bildmaterial und Redetexte sind zu finden unter:
„An der Tatsache, dass der Bund pro Jahr Zinsen in Höhe von 42 Milliarden Euro zahlen muss – das sind 76 000 Euro pro Minute –, ohne einen einzigen Euro zurückzahlen zu können, sehen wir schon, wie dramatisch die Situation ist. Dies gilt für die Länder in gleichem Maße. Wir müssen eingreifen.”
(Peter Struck, SPD)
„Sie müssen sich fragen lassen, warum Sie jetzt eine Schuldenbremse einführen. Warum haben Sie diese nicht schon vor einem Jahr konzipiert? Jetzt, in der Zeit der schlimmsten Krise, wollen Sie die Schuldenbremse. Sie müssen die Bevölkerung davon überzeugen, dass es Ihnen ernst ist und dass sie wirken wird. Sie hatten die Chance; Sie haben sie ungenutzt verstreichen lassen und immer mehr Schulden gemacht. Dazu müssen Sie sich bekennen.”
(Ernst Burgbacher, FDP )
„Wenn ein Raucher heute erklären würde, er höre im Jahr 2020 mit dem Rauchen auf, dann würden wir das auch nicht als guten Entschluss bezeichnen und in ihm einen zukünftigen Nichtraucher sehen, sondern wir würden sagen, dass er eine Ausrede gewählt hat, damit er noch zehn Jahre lang ordentlich vor sich hinpaffen kann.”
(Fritz Kuhn, Bündnis 90/Die Grünen)
Text: Klaus Lantermann
Erschienen am 29. Juni 2009