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Im Spreebogen, wo heute das Paul-Löbe-Haus steht, befand sich bis 1945 eines der luxeriösen Wohnquartiere der Stadt: das Alsenviertel.
Nach dem Sieg im deutsch-dänischen Krieg 1864, dem deutschen Krieg 1866 und dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurden in Deutschland neue Straßen nach den Orten der militärischen Siegen benannt. Eine Alsenstraße, eine Königgrätzerstraße oder eine Sedanstraße findet sich in fast jeder größeren Stadt in Deutschland. In Berlin und Umgebung wurden sogar zwei große Wohnviertel nach der Insel Alsen benannt, mit deren Eroberung am 29. Juni 1864 die Niederlage des Königreichs Dänemark im deutsch-dänischen Krieg besiegelt wurde. Fast alle anderen Straßen im Viertel erhielten Namen von Generälen und Kriegsherren, die in den drei Kriegen auf preußischer Seite mitgewirkt hatten.
Siegessäule mit dem Reichstag, links oben das Alsenviertel.
Aufnahme aus dem Luftschiff LZ 127 um 1930 (Landesbildstelle Berlin)
Das ab 1867 errichtete Alsenviertel mit der Alsenstraße in seiner Mitte und der Siegessäule neben dem 1894 fertig gestellten Reichstag war eines der elegantesten Wohnviertel der Stadt. Viele ausländische Vertretungen befanden sich hier. Die westliche Seite der Alsenstraße war fest in nordischer Hand. In den 1920er Jahren befanden sich hier die Gesandtschaften bzw. Generalkonsulate von Finnland, Norwegen und Dänemark. Sie mussten in den westlichen Tiergarten ziehen, denn die Nationalsozialisten planten an dieser Stelle ihre gigantomane "Große Halle". Die Halle nach Plänen des Architekten Albert Speer sollte 290 Meter hoch werden und 180.000 Menschen Platz bieten. Sie rissen einen Teil des Quartiers ab und versetzten 1938 die Siegessäule auf den "Großen Stern". Die Bombardierung und der irrsinnige Endkampf um Berlin machten diesem Ort der Bankiers, Großgrundbesitzer, Militärs und Diplomaten ein Ende.
Während der Bauzeit der neuen Parlamentsbauten kehrte der Name "Alsen" vorübergehend zurück, da, einer alten Architektentradition folgend, der noch namenlose Neubau nach der alten Bezeichnung "Alsenblock" benannt wurde.
Seit Oktober 2001 trägt das Haus den Namen des SPD-Politikers Paul-Löbe, 1920 bis 1932 Reichstagspräsident und nach dem Zweiten Weltkrieg Alterspräsident des Deutschen Bundestages.
Ausschnitt aus dem Plan von Mittel-Berlin, Diercke, Atlas für Berliner Schulen, 1911
(Archiv Karwelat, Berlin)
Heute stehen im Spreebogen statt des alten Alsenviertels neben dem Paul-Löbe-Haus, das Bundeskanzleramt, die Kindertagesstätte des Deutschen Bundestages und die Schweizerische Botschaft, die als einziges Gebäude den Zweiten Weltkrieg überstand.
Die Ausstellung ist zu sehen vom 4. Dezember bis zum 3. Januar 2003 im Deutschen Bundestag
Westfoyer des Paul-Löbe-Hauses
Konrad-Adenauer-Straße 1
Berlin-Mitte
Öffnungszeiten:
Montag: 8 - 16 Uhr
Dienstag - Donnerstag
8 - 17 Uhr
Freitag: 8 - 14 Uhr
Telefon: 030 227 32143