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Bundespräsident Christian Wulff ist am Freitag, 2. Juli 2010, in einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat im Plenarsaal des Berliner Reichstagsgebäudes vereidigt worden. Wulff sprach den Amtseid aus Artikel 56 des Grundgesetzes: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mit Gott helfe.“
Wulff dankte anschließend seinen Mitbewerbern Dr. Lukrezia Jochimsen und Joachim Gauck für den "fairen Wettstreit“. Gauck bat er, auch künftig über seine Erfahrungen mit der SED-Diktatur zu berichten und von seiner Liebe zur Freiheit zu erzählen. "Das tut besonders denen gut, die das SED-Unrecht erlitten und die Selbstbefreiung der Menschen in der DDR erstritten haben.“
Wulff dankte auch seinem Amtsvorgänger Prof. Dr. Horst Köhler und dessen Frau Eva Luise. An Horst Köhler gewandt, sagte er: "Der Kummer über Ihren Rücktritt hat noch einmal gezeigt, wie nah Sie unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern waren. Sie haben den Menschen zugehört, Sie haben ihre Sorgen und Nöte ernst genommen, Sie haben ermutigt und die vielen guten Ideen, die es in unserem Land gibt, sichtbar gemacht und unterstützt. Und wo Sie mit den Ergebnissen von politischen, gesetzgeberischen und medialen Prozessen nicht zufrieden waren, da haben Sie es deutlich ausgesprochen.“
Eva Luise Köhler habe vielen Menschen, die Zuwendung und Hilfe brauchen, Gehör verschafft. Besonders als Schirmherrin von "Achse“, der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen, habe Sie wichtige und bleibende Akzente gesetzt.
Zuvor hatten auch Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert und Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (Bremen) die Verdienste Horst Köhlers gewürdigt. Köhler habe sich in seiner sechsjährigen Amtszeit wichtiger Themen angenommen, die “gelegentlich zu sehr außerhalb des Fokus unserer Aufmerksamkeit liegen“ - dem inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft, der Bedeutung der Zivilgesellschaft und vor allem dem Thema Gerechtigkeit in einer globalen Welt.
Es sei Köhlers Verdienst, dass "unser Bild von Afrika heute mehr ist als das eines fortwährenden Krisengebietes, exotischen Urlaubsziels oder Austragungsortes einer Fußballweltmeisterschaft. Leidenschaftlich habe sich Köhler dafür eingesetzt, dass dieser Kontinent politisch und als Handelspartner ernst genommen wird.
Auch hat Köhler nach den Worten Lammerts sehr viel eher als andere kommen sehen, welche Krise sich an den Weltfinanzmärkten zusammenbraute und mit deutlichen Worten davor gewarnt. "Er hat die Menschen, ihre Sorgen und Nöte ernst genommen, und sie danken es ihm mit anhaltender Zuneigung. Solch ungekünstelte Empathie und Zuwendung strengen an, und gelegentlich konnte man Horst Köhler ansehen, wie viel Kraft ihn das Amt kostete, das eben nicht bequem ist - auch nicht für den Amtsinhaber.“
Eva Luise Köhler dankte der Bundestagspräsident im Namen des Bundestages für ihr soziales Engagement und ihren Beitrag "zum Wohle und Ansehen unsers Landes“.
Horst Köhler habe sein Amt sicher nicht leichten Herzens aufgegeben, sondern weil er unter den gegebenen Umständen keine Möglichkeit mehr gesehen habe, es auszuüben, wie es seinen eigenen Ansprüchen entsprochen habe. "Horst Köhler hat sich um unser Land verdient gemacht. Im Namen der "hier versammelten Vertreter des deutschen Volkes“ dankte Lammert für die Arbeit, "die Sie für unser Land geleistet haben“.
Nach den Worten Jens Böhrnsens hat Köhler dem Amt des Bundespräsidenten seinen "eigenen, unverwechselbaren“ Stempel aufgedrückt: "Sie wollten offen sein und notfalls unbequem, und Sie waren es. Sie haben wichtige Fragen gestellt und manches in Frage gestellt, das fragwürdig war. Die Bürgerinnen und Bürger waren Ihnen dafür dankbar.“
Deutschland habe es gut getan, in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise einen Bundespräsidenten "mit sicherem finanzpolitischem Urteil“ zu haben. Auch Böhrnsen sprach Köhlers "leidenschaftliches Engagement“ für Afrika an und erinnerte an die "schweren Stunden“, etwa nach dem Amoklauf von Winnenden, in denen Köhler ein "mitfühlender Tröster“ gewesen sei.
Einen "bequemen Bundespräsidenten“ habe niemand erwarten dürfen, als Horst Köhler in das höchste Staatsamt gewählt worden sei, betonte der Bremer Bürgermeister. Namens des Bundesrates dankte er "für das, was Sie für unser Land geleistet haben“. Zu Eva Luise Köhler sagte Böhrnsen: "Mit Ihrem ganz eigenen Stil haben Sie es vermocht, die Herzen und die Sympathie der Menschen in unserem Lande zu gewinnen.“ (vom)