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Deutschland sollte seine Chancen besser nutzen - so lautete die einhellige Meinung der Teilnehmer während der öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung am Mittwoch, 16. Juni 2010. Mit geladenen Experten erörterte das Gremium unter Vorsitz von Andreas Jung (CDU/CSU) in das Thema "Wachstumspotenzial Umwelttechnologien“.
Prof. Dr. Martin Jänicke, Mitglied des Internationalen Beirats des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie und des Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, forderte, mit dem inzwischen "dramatischen Wettbewerb“ auf dem internationalen Markt der regenerativen Technologien Schritt zu halten.
"Wer hier mithalten will, muss bei seinen Zielvorgaben dynamisch sein“, betonte er. In Deutschland sei man leider stehen geblieben bei der Setzung entsprechender Ziele. Dabei seien die Aussichten nie besser gewesen. "Von dem Fluss an Wagniskapital in erneuerbare Energien kann die Atomindustrie nur träumen.“
Ebenso von den Zukunftsperspektiven auf dem Arbeitsmarkt, wie Björn Klusmann, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energien e. V., hervorhob. "Aus den momentan bestehenden 300.000 Arbeitsplätzen können in absehbarer Zukunft 500.000 werden“, sagte Klusmann, der gleichzeitig die Politk mahnte, stärker zu differenzieren.
"In der öffentlichen Debatte dominiert stets der Stromsektor. Dabei ist das Thema der regenerativen Wärmeversorgung wesentlich wichtiger.“ Hier hinke Deutschland hinterher und sei "Entwicklungsland“.
Um diesen Rückstand aufzuholen forderte Claudia Funke, Director und Leiterin High Tech Practice McKinsey &Company, Inc., Deutschland müsse verstehen, wo seine Stärken liegen. Diese lägen insbesondere in den Produktionsprozessen und in der Energieeffizienz. Gerade im Maschinen- und Anlagenbau habe Deutschland starke Kompetenzen. "Hier müssen wir ansetzen: Green Production Made in Germany.“
Es werde aber höchste Zeit, dass sich die Ressorts Wirtschaft, Umwelt, Außen und Entwicklung zusammenschlössen, um gemeinsam in ihren Ministerien eine Landkarte für den Export entsprechender Technologie zu entwickeln. "Es ist höchste Zeit, unsere Anstrengungen zu bündeln und in anderen Ländern Möglichkeiten für die Etablierung deutscher Umwelttechnologien zu erschließen.“
Laut Prof. Dr. Kurt Rohrig, Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik, hat es hierfür bereits wichtige Weichenstellungen gegeben.
Rückblickend, so Rohrig, sei das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) richtungsweisend für die Technologieentwicklung der letzten Jahre in Deutschland gewesen, und auch die breite Förderung zugunsten der Vielfalt der erneuerbaren Energiequellen sei richtig gewesen.
Das größte Wachstumshemmnis bleibe jedoch ein zu geringer Netzausbau. "Voraussetzung für die Nutzung unserer Potenziale ist, dass weitere Speicherkapazitäten in Deutschland geschaffen werden. Um zentrale Projekte wie dieses zu bündeln, schlage ich die Einrichtung eines Energieministeriums vor.“ Außerdem müsse die Aufklärung über die Notwendigkeit dieser Technologien innerhalb der Bevölkerung ausgebaut werden.
Dieses Forderung erhob auch Franz Müntefering (SPD), allerdings in einer größeren Dimension. Er sprach sich dafür aus, den Bereich der regenerativen Energien aus internationaler Perspektive zu sehen. "Was nutzt es Deutschland, wenn es durch das Voranbringen umweltfreundlicher Technologien immer sauberer wird, sich die Welt aber gleichzeitig selbst vergiftet?“
Daher sei die Frage, wie Deutschland auch auf europäischer Ebene dazu beitragen könne, eine stärkeres Bewusstsein zu schaffen.