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Johannes Singhammer (Zweiter von rechts) freut sich über die Initiative, im Einkaufsmarkt vermehrt regionale Produkte anzubieten. © DBT/Goddar
Es ist angerichtet. Johannes Singhammer ist zu Gast in einem Einkaufszentrum, genauer: im Rewe-Markt. Kirschsaft und Käse, Eier und Eierlikör, Joghurt und Basilikumpasten; es gibt beinahe nichts, was der Direktkandidat in Münchens nördlichstem Wahlkreis nicht probieren könnte. Das Besondere daran: Alles, was für den heutigen Besuch des CSU-Abgeordneten aufgetischt wurde, stammt aus der Nähe — und überreicht wird es von den Produzenten höchstpersönlich: von der Eierlikörmacherin aus dem Chiemgau zum Beispiel, oder der Kräuteranbauer-Familie aus dem Münchner Stadtteil Ludwigsfeld.
Darum nämlich, wie mehr Produkte aus der Region in den deutschen Handel integriert werden können, geht es bei der Begehung: Der Supermarkt will zeigen, dass es — nicht zuletzt mithilfe eines Beauftragten für Lokalität und Regionalität — möglich ist, nicht alles von weither zu beschaffen.
Das freut Johannes Singhammer, den Experten für Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz — wobei ihm die Stärkung der lokalen Wirtschaft genau so am Herzen liegt wie die Vermeidung unnötiger Transportwege: "Wann sind denn die Eier gelegt? Wie weit sind sie gereist?" "35 Kilometer", lautet die Antwort. "Sehr gut", sagt Singhammer, "kurze Wege — heimische Produkte: So geht es also auch."
Der Besuch im Markt wird nicht der letzte Termin an diesem Tag sein. Früh am Morgen war Singhammer bereits bei einem florierenden mittelständischen Unternehmen zu Gast, das für den Ausbau seiner Produktion auf der Suche nach neuen Flächen ist: Das Nachbargrundstück gehört ausgerechnet einer Einrichtung des Bundes; nun wird der CSU-Abgeordnete auch mit ihr reden und versuchen, eine Lösung zu finden.
Dass ihm das immer wieder glückt, steht sogar in dem Schnipseldienst der Zeitungen, die er wie alle Abgeordneten des Bundestages an diesem Morgen auf seinem Schreibtisch vorfand: Der Automobilkonzern BMW — ganz nebenbei nur eines von fünf DAX-Unternehmen im Wahlkreis — will einem Sportverein nicht zuletzt auf sein Betreiben hin eine Halle überlassen.
Nach dem Ortstermin schwingt sich der hochgewachsene Vater von sechs Kindern in seinen Mini Cooper. Auf geht’s in das Wahlkreisbüro in der Lerchenau, einer dieser typischen Wohnsiedlungen, die die gewerkschaftseigene "Neue Heimat" in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts überall baute. Eilig wird, statt Mittagspause, telefoniert — mit dem Büro in Berlin, mit dem Bayern-Kurier. Dann werden mit der Büroleiterin die weiteren Termine durchgegangen.
Der Samstag gestaltet sich schwierig; da haben ihn gleich vier Veranstalter eingeladen: zu einem Angerfest in einer Wohnsiedlung, in ein Studentenwohnheim, zu einem Ross- und einem Feuerwehrfest. Der Besuch des Angerfestes steht im Programm, da ist Singhammer Schirmherr. Bei allen übrigen ist die Teilnahme noch offen. "Vier Termine an einem Nachmittag sind zu viel", sagt er, "so wird man niemandem gerecht. Die Leute wollen ja auch, dass man sich zu ihnen setzt und ihnen ein bisschen zuhört. Und sie haben auch ein Recht darauf: für sie sitze ich ja im Bundestag."
Singhammers ehrenamtliche Wahlkreis-Geschäftsführerin Gabriele Tomsche, die ihn heute begleitet, betont zudem, dass es eine Zwei-Weg-Kommunikation ist, an der die Leute vor Ort Interesse haben: "Viele wollen auch hören, wie im Bundestag dieses oder jenes diskutiert wird."
Häufig, sagt sie, mache der Austausch über das informelle Gespräch hinaus Sinn: Wenn sich ein Jugendzentrum melde, das auf der Suche nach Fördergeldern ist, zum Beispiel — da könne der Abgeordnete mit seiner Kenntnis der Programme ganz praktisch helfen. Und sie, bei der zahlreiche Terminanfragen, per Telefon oder Mail eingehen, erwähnt auch, dass er fast immer kommt. "Er nimmt das mit der Bürgernähe sehr ernst." Eine regelmäßige Sprechstunde gebe es zwar nicht — "aber wer sich meldet, bekommt einen Termin".
Am heutigen Nachmittag aber stehen noch zwei Termine ohne Öffentlichkeit auf dem Programm: Ein Gespräch mit der Piraten-Partei; auch sie hat ihr Bayern-Büro in Singhammers Wahlkreis. "Dialog ist wichtig", sagt Singhammer. "Es ist gut, wenn wir unsere Inhalte kennen und im Gespräch sind."
Im Anschluss wartet der Chef einer Werbeagentur: Denn natürlich wirft bereits im Sommer 2012 der Bundestagswahlkampf seine Schatten voraus — und auch Singhammer würde gern wiedergewählt. Zunächst muss er als Kandidat wieder aufgestellt werden. So absolviert er zusätzlich zu seinem Tagesprogramm schon die ganze Woche ein bis zwei Abendtermine bei den Ortsverbänden seines Wahlkreises.
Dieser Wahlkreis übrigens könnte divergenter kaum sein: Außer den fünf Top-Unternehmen und dem ländlich geprägten Feldmoching gehört auch das Hasenbergl dazu. Für die Menschen hier etwas zu tun ist dem Abgeordneten besonders wichtig: Regelmäßig setzt er sich für Projekte ein oder lädt Jugendliche aus dem Hasenbergl nach Berlin ein.
Gegen das gern bemühte Klischee der "Münchner Bronx" wehrt er sich mit Vehemenz. "Auch hier sind Gemeinsinn und Miteinander zu Hause", sagt Singhammer bestimmt, "die Menschen brauchen nur ein bisschen mehr Unterstützung." (jgo)