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Samstag, 17. März 2012
Samstag, der 17. März 2012, ist der erste Frühlingstag des Jahres. Am Ufer der Spree vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus flanieren gut gelaunte Menschen und blinzeln in die Sonne. Auf dem Wasser sind unzählige Ausflugsboote unterwegs. Wenige Meter weiter im Kunst-Raum des Bundestages spielt die Spree ebenfalls eine wichtige Rolle: Beim Workshop „Stadt Land Spree – Eine bewegte Bild-Werkstatt“ kommen Kinder mit der Ausstellung „Blickwechsel“ in Kontakt.
Die Videoinstallationen des Künstlers Christoph Brech haben viel mit Wasser zu tun. Kein Wunder: Gemeinsam mit der Architektin Nicola Borgmann gewann er den Kunst-am-Bau-Wettbewerb des Bundestages mit dem Konzept, an die Wände des künftigen Mitarbeiterrestaurants im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, die Live-Bilder von vier auf die Spree gerichteten Webcams zu projizieren.
Vorerst aber - bis zum 3. Juni 2012 - sind Videoinstallationen von Christoph Brech im Kunst-Raum zu sehen. Die Teilnehmer des Workshops – alle im Alter von neun bis elf Jahren – kommen gleich zu Beginn mit dem Element Wasser in Kontakt. Workshop-Leiterin Annika Niemann bittet die Kinder, die bereitgestellten Federhalter in „original Spreewasser“ zu tunken und das Wort aufzuschreiben, welches ihnen als erstes zum Thema Spree in den Sinn kommt. Zu den Ergebnissen zählt „Paddeln“ ebenso wie „Wellen“ und auch „Dreck“. Eher abwegig klingt da „Auto“. Doch Ben hat eine Erklärung parat: „Da ist doch mal ein Auto in die Spree gefahren“, glaubt er sich zu erinnern. Und in der Tat: Im Sommer 2010 endete die Spritztour eines jungen Pärchens im trüben Wasser der Spree.
Unter den Teilnehmern des Workshops ist auch der elfjährige Johannes, der mit seiner Mutter gekommen ist. Das Kunstinteresse hat bei ihm die Kunstlehrerin geweckt. „Wir waren schon öfter in der IFA-Galerie“, erzählt er. Gemeint ist die Galerie des Instituts für Auslandsbeziehungen. Seine Mutter hatte dann im Internet von dem Workshop im Bundestag gelesen. Ein glücklicher Umstand, denn als Berliner ziehe es einen „nicht so häufig hier her“, sagt sie und macht auf einen weiteren positiven Effekt dieser Workshops aufmerksam: „Da sind immer so nette Kinder dabei.“ Klingt, als ob sie bei anderer Gelegenheit auch schon schlechtere Erfahrungen gemacht hätte…
Ihr Sohn Johannes ist bei den Diskussionen engagiert dabei und hat offenbar auch schon den Blick für das Besondere. Als die Kinder von der Workshop-Leiterin Annika nach ihren Eindrücken der in einer Art Mini-Kino laufenden Videos zum Thema Wasser befragt werden, ist Johannes auf dem richtigen Dampfer, sozusagen. Das „Break“ genannte Video von Christoph Brech zeigt zwei Schiffe, die langsam durch offenbar tosende See fahren. Der Elfjahrige vermutet, dass das Ganze etwas mit Kanada zu tun hat. „Da war ein Ahornblatt an dem Schiff“, ist er sich sicher und liegt völlig richtig: Brech zeigt, wie ein kanadischer Eisbrecher im Atlantischen Ozean bei Minus 32 Grad unterwegs ist, gefolgt von einem Containerschiff.
Bei dem zweiten Video mit dem Titel „Sea Force One“ war den Kindern schnell klar, dass hier schäumende Schrubber am Werk sind. Um zu erkennen, dass ein Schiffsrumpf gereinigt wird, in dem sich die Wellen einer Lagune in Venedig spiegeln, brauchen die jungen Kunstexperten ein bisschen Hilfe von der Kursleiterin. Zudem ist das Video mit sanfter Musik unterlegt, die sich an der Intensität eines Wasserschlauches orientiert, der die weißen Schaumbahnen immer wieder wegwischt. Ob sie denn glauben würden, dass die Arbeiter bei der Arbeit Musik gehört haben, fragt Annika Niemann in die Runde. Achselzucken bei Bela: „Wenn, dann sicher nicht solche“, sagt er.
Doch die Kinder machen sich nicht nur Gedanken über die Arbeiten der Künstler, sondern dürfen sich auch selbst probieren. Mit Fotokamera und Computer wird der Fluss ins Bild gebracht und Bilder in den Fluss, wie Workshop-Leiterin Annika Niemann sagt, die während der zweieinhalbstündigen Veranstaltung einen guten Draht zu den „Nachwuchskünstlern“ findet.
So zieht denn auch die Mutter des elfjährigen Johannes ein positives Fazit: „Ich finde es toll, dass so etwas im Bundestag kostenlos und unkompliziert angeboten wird.“ (hau)