Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > Juni 2011 > Zeuge berichtet über Entscheidung Hannovers für Gorleben
Stuhr arbeitete damals im niedersächsischen Wirtschaftsministerium und leitete die ”Interministerielle Arbeitsgruppe Endlagerzentrum“. Der Untersuchungsausschuss prüft heute, ob es bei der zentralen Lenkungsentscheidung der Bundesregierung im Jahr 1983, sich bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll auf den Standort Gorleben zu beschränken, zu Einflussnahmen und Manipulationen wissenschaftlicher Arbeit durch die Politik gekommen ist.
Die Kriterien, sagte Stuhr, hätten sich damals um die Qualität des Salzes, die Teufe-Lage und die Oberflächen-Beschaffenheit gedreht. ”Das Wort Tourismus hat natürlich eine Rolle gespielt.“ Und auch der Infrastrukturaufbau sei ein Argument gewesen.
Bei einigen möglichen Standorten hätten sich Schwierigkeiten ergeben, etwa wegen der Nähe zu Truppenübungsplätzen oder zu Wasserbezugsgebieten. ”Wer dann Gorleben ins Gespräch brachte, weiß ich nicht“, sagte der 78-Jährige, ”das können die Bergämter oder der TÜV gewesen sein.“ Der Bund habe indes restriktive Überlegungen im Bereich Gorleben gehabt – wegen der Nähe zur DDR und eines nicht weit entfernten Salzstockes auf dem Gebiet der DDR. ”Als dann bei den anderen Standorten Probleme auftraten, kam Gorleben wieder auf den Tisch.“ Ursprünglich hatte Gorleben nicht zu den in Niedersachsen untersuchten Standorten gehört.
Stuhr berichtete auch von einem Gespräch zwischen der neu gewählten Landesregierung Ernst Albrechts (CDU) und drei Bundesministern in Hannover im November 1976 zur Endlagersuche. Die Bundesregerung drängte damals auf die Notwendigkeit eines Entsorgungszentrums. ”Ich weiß nicht, ob es ein Eklat war. Es gab eine Problematik“, sagte Stuhr. ”Die Industrie wollte ein Problem gelöst haben und drängte die Ressorts, möglichst rasch zu einer Lösung zu kommen.“ Die Objektivität sei bei der Standortsuche dann aber nicht verloren gegangen.
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