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Zum vierten letzten Mal in diesem Jahr konnten Kinder bei speziellen Führungen einen Blick hinter die Kulissen des Bundestages werfen. Am Montag, 30. November 2009, stürmten die jungen Besucher durch das Reichstagsgebäude in Berlin. Zunächst stand eine ausgiebige Führung auf dem Programm. Dabei entdeckten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen die wechselvolle Geschichte des Gebäudes: den Balkon, auf dem der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann am 9. November 1918 die "Deutsche Republik" ausrief. Oder die "Graffitis" der russischen Soldaten nach der Eroberung des Reichstages im Zweiten Weltkrieg.
Im Plenarsaal ("Der sieht im Fernsehen aber größer aus!") konnten sich die Kinder ihr eigenes Bild vom Herzen des Parlaments machen. Vor allem der Bundesadler, der mit zwei Tonnen so viel wie zwei kleine Elefanten wiegt, beeindruckte die Kids. Dass das Wappentier im Plenarsaal "fette Henne" genannt wird, fanden sie zum Totlachen.
Nach Kräften mühten sich die Mitarbeiter des Besucherdienstes des Bundestages, die vielen Fragen zu den komplexen Zusammenhängen der Politik kindgerecht zu beantworten: Warum haben einige der blauen Stühle im Plenum eine höhere Rückenlehne als die anderen? Kann man zu laute Abgeordnete aus dem Saal schicken? Wie viele Abgeordnete sitzen im Bundestag? Gibt es eine feste Sitzordnung?
Zum krönenden Abschluss stand die Besichtigung der Reichstagskuppel auf dem Programm. Dabei suchten die Kinder mit Argusaugen nach Mauerresten.
Auch diesmal fand der Kindertag wieder großen Zulauf: Mehr als tausend Schülerinnen und Schüler, aufgeteilt in 48 Schulklassen aus Vorschulen, Grundschulen und weiterführenden Schulen, drängten aus ganz Deutschland in den Bundestag. Die meisten jungen Besucher waren zwischen acht 13 Jahre alt, die jüngsten gerade einmal fünf.
Inzwischen hat sich dieser Tag zu einer so erfolgreichen Veranstaltung gemausert, dass der Bundestag im kommenden Jahr erstmals sechs statt wie bisher vier Kindertage ausrichten wird. Das Geheimnis dieses Erfolges bringt Kay Wahlen vom Besucherdienst des Bundestages auf den Punkt: "Der Trick dabei ist, das Interesse der Kinder in ihrer kindlichen Sprache zu wecken und keine langen Vorträge zu halten."
Für die Wahrnehmung der Belange der Kinder gibt es seit 1988 eine eigens eingerichtete Kinderkommission (KiKo). Sie ist ein Unterausschuss des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und hat das Anliegen, Kinderpolitik stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Dafür prüft die KiKo, welche Auswirkungen Gesetze und Vorschriften für Kinder und Jugendliche haben und definiert die Rahmenbedingungen für das Leben der Kinder auf Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention. Die Kinderkommission besteht aus je einem Mitglied jeder Fraktion sowie einem Stellvertreter und konstituiert sich Anfang 2010 wieder neu.