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  1. #1
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    Medienkompetenz 2.0

    “Baackes Medienkompetenz reloaded” sollte erst die Überschrift sein ;-).
    Die von Dieter Baacke formulierten 4 Dimensionen sind weiterhin aktuell, bedürfen aber eine neue Interpretation und Erweiterung:
    Medienkritik (analytische und reflexive Fähigkeiten umfassen dabei auch ein ethisches Betroffensein)
    Medienkunde (Wissen über Medien und Mediensysteme plus Wissen über die Bedienung der Hard- und Software)
    Mediennutzung (Anwendungen nutzen und in Angeboten interagieren)
    Mediengestaltung (Veränderung und Weiterentwicklung von Medien und Inhalten, Partizipation an und mit Medien um in die Gesellschaft hinein zu wirken)
    [Quellen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Medienkompetenz
    http://www.mediaculture-online.de/Di...cke.374.0.html
    http://www.dieterbaackepreis.de/diet...nkompetenz.php ]

    Abgrenzung zu missverstandener Medienkompetenz und “Führerscheinen”

    Allein der Blick auf die o.g. 4 Aspekte von Medienkompetenz nach Baacke zeigt, wie oft der Begriff falsch interpretiert wird. Es gilt, alle Punkte in ihrem Zusammenspiel zu stützen und nicht einzelne fördernd herauszustellen. Kognitives Bedienwissen, das in einer “Führerscheinprüfung” nachzuweisen ist, ist nicht tragfähig sondern muss selbst unter dem Aspekt Medienkritik hinterfragt werden. Und, Medien nutzen, heisst immer auch Zugang zu ihrer Gestaltung zu ermöglichen.

    Das Netz

    Der Medienwandel leitet heute einen Kulturwandel ein, der u.a.in der Konvergenz von Medien sichtbarer wird. Dabei ist das Internet als Durchdringung der Geselllschaft die elektrifizierende Struktur dieser Veränderung von Kommunikation und Ästhetik und deren medialen Trägern, und somit mehr als ein klassisches Medium. Hier warten die weiteren Potenziale und Bedingungen von Medienkompetenz, die Baacke (gestorben 1999) noch nicht erfassen konnte und die ich hier gerne zur Diskussion aufschlagen möchte.

    Chancen orientierte Kompetenzstärkung

    Förderung von Medienkompetenz darf nicht als Reparaturbetrieb des Jugendschutzes gesehen werden und sich gleichwohl auch nicht kompensatorisch ausrichten.
    Vielmehr geht es um das Hervorbringen kreativer Potenziale, die Innovationen (technisch, inhaltlich und gesellschaftlich) befördern können und sollen. Ja, es geht um Weltverbesserung im besten Sinne :-).
    Dabei sind alle Generationen und Akteure die Zielgruppe für eine zu erweiternde Medienkompetenz, die einer Gesellschaftskompetenz gleichkommt.
    Die neuen Gemeinwohl hervorbringenden Herausforderungen sind u.a. die sozial vernetzte Kommunikation und die damit verbundenen Möglichkeiten der Kollaboration. Es geht um die Nutzbarmachung von gesellschaftlichem, politischem Engagement. Dabei gilt immer Partizipation als Prinzip und Transparenz als Spiegel der Entwicklungen.

    Nummer 5 lebt!

    Fokussierende Themen bringt die Zeit des Umbruchs selber hervor. Die “handlungsorientierte Medienpolitik” als neue fünfte Dimension der Medienkompetenz kann und muss sich heute bereits den netzpolitischen Feldern informationeller Selbstbestimmung im Spannungsfeld von Privatheit, transparente Nutzung öffentlicher Daten, Urheberrecht als Konflikt von Nutzen und Ausbeutung, sowie den Möglichkeiten der Teilhabe am Gesellschaft gestaltenden Diskurs stellen. Weitere Aufgaben werden durch weitere offene Entwicklungen gestellt und sollten nicht an eine stellvertretende Enquete-Kommission gegeben werden, sondern den demokratischen Prozessen immanent unterworfen werden.
    Auf dem Weg dorthin muss Medienkompetenz-Stärkung Methoden für die Bildung online und offline, schulisch und außerschulisch i.d. Kinder- und Jugendarbeit, informell und Fächer übergreifend -auch in der Weiterbildung Erwachsener-, fortwährend und fortführend entwickeln und Zugänge hierzu garantieren. Pädagogik begleitet diesen ständigen Prozess der Orientierung hin zum autonomen Handeln als Navigator (im Sinne von http://www.Franz-Josef-Roell.de, Pädagogik der Navigation) um kollaborativ Informationen für´s bessere Leben zu produzieren, zu gestalten und Motivation ansteckend zu verbreiten.

    Ich bin als Sozial- und Medienpädagoge mit diesem Ansatz schon mehr als ein Jahrzehnt unterwegs. Mein Handeln erfährt regelmäßig positive Bestätigungen und kritische Auseinandersetzungen.
    Bitte folgen Sie jetzt ;-).

  2. #2
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    Mal ne andere Frage: Wenn man als Jugendlicher immer schön vor bösen Dingen, wie z.B. Geschichtsrevisionisten, geschützt ist, wie weiss man dann, wie man mit denen umzugehen habe, wenn ich später mal einen treffe? Sollte nicht generell besser die Gesellschaft Paroli bieten (und das lernen) anstatt dass man das Problem eher ausblendet?

  3. #3
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    Medienkompetenz gesellschaftsweit und lebenslang umsetzen!

    Danke "ertelt" für die angeführten Quellen, hat mir schon mal Arbeit erspart.

    Was m.E. allerdings in der allgemeinen Diskussion zu Medienkompetenz als Handlungskonzept einer aufgeschlossenen, gleichberechtigten Gesellschaftsform in der Regel vernachlässigt wird ist,
    dass es Medienkompetenz (und hier verwende ich Baackes Definition als Grundtenor) in einer Gesellschaft nur geben kann,
    wenn zusätzlich der Prozess des Wahrnehmens, Lernens, Begreifens und Handelns
    in allen Generationen und auf allen Ebenen des menschlichen Miteinanders gefördert wird.

    Das bedeutet, bereits ab Geburt und bis hin zum letzten Atemzug, muss die Gesellschaft dem Bürger die Möglichkeit geben sich "Medienkompetenz" durch kritische Analyse der gesamten Medien- und Kommunikationslandschaft anzueignen.
    In der aktuellen Diskussion wird meist nur von den "neuen elektronischen Medien" gesprochen. Nur das reicht nicht!
    Zur Forderung der Medienkompetenz für die Gesellschaft, müssen alle Ebenen der Kommunikation und Wahrnehmung berücksichtigt werden.
    Zwar haben die neuen Medien die Wege der Kommunikation "schneller" gemacht, und fordern nunmehr auch "Multitaskingsfähigkeiten" und "eine globale Sicht" vom Bürger, jedoch bedienen auch sie sich der herkömmlichen Reiz-Reaktionsmechanismen und Sender-Emfängermodelle der gesamten Evolution des Menschen.
    ...
    Geändert von Jasenka (13.09.2010 um 14:55 Uhr)

  4. #4
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    ...Medienkompetenz muss daraufhin abzielen, dass der Mensch durch sie befähigt wird, sich der Medien zwar zu bedienen, aber durch bewusste Verwendung der eigenen Fähigkeiten, und des Wissens der Zusammenhänge, auch dazu befähigt wird, sich bewusst aus dem Prozess zurückzuziehen.
    Die bewusste Nutzung von Medien, beinhaltet auch, das bewusste Ausgrenzen von Forderungen durch Kommunikationskanäle und Werbung.
    Das bezieht Warenpräsentation genauso ein, wie den Inhalt von Schulbüchern, oder die Verfügbarkeit weltweiter Informationen ab dem ersten Blick auf den Bildschirm.
    Um den Bürger vor Ungerechtigkeit durch einseitige (meist technisch determinierte) Kompetenzen einzelner "machtorientierter" Anbieter zu bewahren und ihm gleichsam die Möglichkeit zu geben, seine Belange trotzdem weltweit leben zu können, muss ihm durch den Staat und die gesamte Gesellschaft die Möglichkeit zur Selbstkritik im Umgang dieser Kommunikations- und Informationsform ausgewogen und angstfrei vermittelt werden.
    Die Vermittlung, darf nicht nur auf dem traditionellen "Schul"-Bildungsweg stattfinden, sondern bedarf der thematisch übergreifenden Unterstützung aller verfügbaren Kanäle, auch der Erziehung , der Betreuung, der Pflege und der Spiegelung der Kritik in den allgemeinbildenden Angeboten und zudem noch den Angeboten der öffentlich-rechtlichen Sender des Rundfunks....
    Geändert von Jasenka (13.09.2010 um 15:08 Uhr)

  5. #5
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    ...
    Nur durch Aufklärung über die Möglichkeiten und die Grenzen im Umgang mit Medien kann Medienkompetenz entstehen.
    Jegliche automatisierte Sperren der Medienlandschaft sind hiergegen kontraproduktiv.
    Sie führen nicht zur Kompetenz im Umgang und dem Leben mit Medien.

    Jugendschutz darf nicht von "Automaten" übernommen werden und dadurch die Illussion bei Eltern und in der Bevölkerung schüren, dass ihre Kinder sicher seien und sie sich um den Medienumgang nicht mehr kümmern müssen.

    --JW: Diplom-Pädagogin und Medienwissenschaftlerin, Erfahrung im Umgang mit Medienhandeln, Medienwirken und Medienanalyse seit 1980,
    1990 Einführung und Betreuung der ersten internetangebundenen Schulen in meiner Region.
    Unterricht von Schülern , Weiterbildung von Lehrern und Auseinandersetzung zu diesem Thema seitdem. Mitglied in der GMK und bei weiteren Medienkompetenz betreffenden, thematisch relevanten Foren und Plattformen
    Geändert von Jasenka (13.09.2010 um 15:04 Uhr)

  6. #6
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    Zitat Zitat von mrtopf
    Mal ne andere Frage: Wenn man als Jugendlicher immer schön vor bösen Dingen, wie z.B. Geschichtsrevisionisten, geschützt ist, wie weiss man dann, wie man mit denen umzugehen habe, wenn ich später mal einen treffe? Sollte nicht generell besser die Gesellschaft Paroli bieten (und das lernen) anstatt dass man das Problem eher ausblendet?
    Eine sehr interessante Frage. Im Prinzip ist das eine ähnliche Frage wie: wie würde es heute bei uns (politisch) aussehen, wenn es nicht diese extreme Judenverfolgung (Judenvernichtung) in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gegeben hätte, die vor allem von uns Deutschen auf die Spitze getrieben wurde?

    Ich persönlich empfinde es als schwachsinnig (vielleicht sogar manchmal etwas als diskriminieren), wenn als Argument der "Schutz der Jugend" angeführt wird - viele Sachen, vor denen man die Jugend schützen möchte sind Sachen, vor denen man die Gesellschaft schützen sollte.

    Es ist generell immer besser, etwas aufzuarbeiten anstatt es unter den Tisch zu kehren. Nur dürfte das Aufarbeiten oftmals schwieriger und zeitintensiver sein und wird deshalb (von den verantwortlichen) lieber gelassen.


    Zitat Zitat von Jasenka
    Die Vermittlung, darf nicht nur auf dem traditionellen "Schul"-Bildungsweg stattfinden, sondern bedarf der thematisch übergreifenden Unterstützung aller verfügbaren Kanäle, auch der Erziehung , der Betreuung, der Pflege und der Spiegelung der Kritik in den allgemeinbildenden Angeboten und zudem noch den Angeboten der öffentlich-rechtlichen Sender des Rundfunks....
    Mich würde interessieren, was Du mit den "allgemeinbildenden Angeboten" meinst. Zählen dazu Angebote wie Lexikas (Beispiel Wikipedia, welches durch die Nutzerschaft eine Art Selbstkontrolle hat) oder bezieht sich das eher auf Zeitschriften und Fernsehsender (wobei ich bei beiden einen starken Nachholbedarf beim Thema "kritische Bewertung der eigenen Inhalte" sehe)?



    _________


    Eine kleine Bitte, die sich vor allem an Jasenka richtet: ich möchte darauf hinweisen, dass es die Möglichkeit gibt, eigene Beiträge zu bearbeiten. Es stört den Lesefluss, wenn drei Beiträge des gleichen Benutzers, die inhaltlich zusammen gehören, direkt hintereinander gepostet werden. Bei einem Postabstand von vier Minuten ist das nicht notwendig

    Und dann noch eine kleine Bitte an die Moderatoren: es wäre sinnvoll, inhaltlich verwandte Themen miteinander zu verschmelzen, so würde zum Beispiel der Thread hier inhaltlich hervorragend zu dem von mir erstellten Thread "Medienkompetenz, wem diese vermittelt werden muss und wie sie genutzt werden kann" passen, da schon im Eröffnungsbeitrag zwei der drei von mir gestellten Fragen beantwortet werden.

  7. #7
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    Hallo "Götz",
    unter "allgemeinbildenden Angeboten" sind alle Angebote zu verstehen, die dem Bürger zur Erlangung seiner Allgemeinbildung zur Verfügungs stehen.
    Die Angebote von Bibliotheken, gehören genauso dazu, wie die Angebote in Kulturvereinen, Jugendtreffs, Kirchen, Fortbildungsinstituten (egal welcher Couleur) oder auch TV, Radio und Online -Medien und -Lehrangeboten.
    Alles was dem Bürger dient, sich in seiner Gesellschaft zurechtzufinden und selbstverantwortlich an ihr Teil zu haben.

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