Wenn wir die vielfältigen Folgen und Konsequenzen betrachten, die sich aus den jüngsten Wikileaks-Veröffentlichungen ergeben haben, dann ist das auch ein Beispiel dafür, wie das Internet unser Leben verändert.
Vieles von dem, was dort veröffentlicht wurde, war wenig schmeichelhaft für die betroffenen Politiker und Regierungen. Manches könnte man vielleicht sogar als skandalös bezeichnen.

Ein weiterer Skandal besteht natürlich auch darin, wie die Vereinigten Staaten mit diesen sicherheitsrelevanten Daten umgegangen sind – dass eine solche Veröffentlichung überhaupt möglich wurde.

Der größte Skandal besteht meiner Ansicht nach aber darin, wie auf diese Veröffentlichungen reagiert wird.

Wir empören uns vollkommen zu Recht, wenn Regimegegner in totalitären Staaten mundtot gemacht werden, wenn sie unter irgendeinem Vorwand verhaftet werden oder wenn fundamentalistische Kreise und Regimes zum Mord an Kritikern und Abweichlern aufrufen. Aber aktuell können wir erleben, wie genau das in unserer angeblich „freiheitlich-demokratischen Ordnung“ in aller Öffentlichkeit stattfindet und geduldet wird.

Wikileaks wird auf diese Weise für uns zu einer ganz wichtigen Prüfung – ob wir es wirklich ernst meinen mit unseren hohen Zielen von Meinungsfreiheit und Pressefreiheit oder ob das alles nur leere Worte sind.

Die freiheitlich-demokratische Ordnung zeigt sich meiner Ansicht nach in erster Linie daran, wie mit politischen Gegnern, Andersdenkenden und Kritikern umgegangen wird. Denn Mittläufer und Duckmäuser haben auch totalitären Staaten nichts zu befürchten.