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Berlin: (hib/HAU/ELA) Im Interesse einer bestmöglichen Unterstützung müssen die Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche unabhängig von ihren eventuellen seelischen, geistigen oder körperlichen Behinderungen in der Jugendhilfe zusammengefasst werden. Mit dieser Einschätzung stimmten die geladenen Experten bei einer öffentlichen Anhörung des Familienausschusses am Montagvormittag den Schlussfolgerungen des 13. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (16/12860) zu, der unter dem Titel ”Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen - Gesundheitsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe“ stand.
Derzeit, so der Vorsitzende der Berichtskommission, Professor Heiner Keupp, gebe es ”Strukturdefizite“ im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention. Die vier verschiedenen Sozialgesetzgebungen, in denen sich die entsprechenden Regelungen finden, führten zu einer unübersichtlichen Komplexität, die an den Schnittstellen zu großen Reibungsverlusten und nicht selten auch zu ”schwarzen Löchern“ führe. Keupp sprach sich daher für die ”große Lösung“ in der Jugendhilfe aus, die eine Zusammenführung der Leistungen in einem einzigen Gesetz vorsieht. ”Wir brauchen nachhaltige Strategien“, forderte er und sprach sich für ein Ende der ”Projektismuslandschaft“ aus.
Die gewünschte ”Inklusion“ für alle Heranwachsenden werde nur durch eine solche ”große Lösung“ realisierbar, bestätigte auch der Kinder- und Jugendpsychiater Professor Jörg Fegert von der Universität Ulm. Dies habe der vorliegende Bericht, den Fegert wie auch alle weiteren Sachverständigen als ausgesprochen gelungen würdigte, aufgezeigt. Fegert kritisierte das noch immer ausgeprägte ”Ressortdenken“ bei der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen. Er hätte sich gewünscht, dass bei diesem Thema Familienausschuss und Gesundheitsausschuss eine gemeinsame Anhörung durchführten.
Auch Norbert Müller-Fehling, Geschäftsführer des Bundesverbandes für körper- und mehrfachbehinderte Menschen, machte deutlich, dass es kein Sondersystem für behinderte Kinder geben solle. Der ”isolierte“ Blick auf die Behinderung eines Kindes müsse durch eine ganzheitliche Betrachtung der Familie ersetzt werden. ”Wir erwarten eine absehbare und gut durchdachte Lösung, um die Leistungen für behinderte Kinder und ihre Familien unter dem Dach der Jugendhilfe zusammenzuziehen“, sagte Müller-Fehling.
Im Interesse des Ausbaus der Gesundheitsförderung müsse ein Gesundheitsförderungsgesetz auf den Weg gebracht werden, forderte Professor Raimund Geene von der Hochschule Magdeburg-Stendal. Damit könne es gelingen, die vielfältigen ”Schnittstellenprobleme“ zu überwinden. Auf die Bedeutung von Kindertagesstätten in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung ging Fabienne Becker-Stoll vom Staatsinstitut für Frühpädagogik ein. Sie kritisierte, dass es derzeit keine bundesweit gültigen Qualitätsstandards für die Kinderbetreuung der unter Dreijährigen gebe. So hänge die Qualität ”von der Finanzkraft der Kommunen, dem Engagement der Eltern und den 16 verschiedenen Ländergesetzgebungen ab“, sagte Becker-Stoll. Das sei schlicht ein ”Skandal“.
Auch Professor Birgit Babitsch von der Charité Berlin vermisste ein Gesamtkonzept zur Sicherung der Teilhabe- und Verwirklichungschancen von Kindern und Jugendlichen. Sie sprach sich für eine stärkere Verzahnung der Familien-, Bildungs-, Kinder- und Jugend- sowie der Gesundheitspolitik aus. Nur so könnten verbindliche Standards auf kommunaler sowie Länder- und Bundesebene geschaffen werden.
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