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”Es sind bereits viele Proben genommen und ausgewertet worden“, informierte die Ministerin den Ausschuss. Doch der Herd der Infektion sei nicht zu identifizieren - sei bei der Produktion, dem Transport oder im Einzelhandel. ”Diese Möglichkeiten wurden untersucht, führten aber zu keinen konkreten Ergebnissen.“
EHEC ist eine Infektion mit dem enterohämorrhagischen Escherichia coli-Bakterium. Von dem Darmkeim betroffene Patienten erkranken an dem so genannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), das unter anderem mit Nierenschädigungen einhergehe. Als Quelle der Infektion wurde bislang verunreinigtes Gemüse ausgemacht.
Die Sondersitzung war auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unter Zustimmung der übrigen Fraktionen einberufen worden. ”Um alle Wege der Informationen an die Verbraucher zu gehen“, sagte der Ausschussvorsitzende Hans-Michel-Goldmann (FDP). Die EHEC-Infektion habe zu Todesfällen geführt und verursache ”erhebliche wirtschaftliche und soziale Schäden“, stellte er fest.
Der eingeladene Sachverständige Andreas Sammann vom Institut für Hygiene und Umwelt hält die Erregerquelle für aktiv. ”Aber die festgestellte Antibiotikaresistenz bereitet aus medizinischer Sicht keine Sorgen“, sagte er. Denn schwer erkrankte Patienten würden nicht mit Antibiotika behandelt. Wenig Hoffnung machte er über das Auffinden der Ursache. ”Die Quellen werden bei solchen Erregern in den wenigsten Fällen gefunden.“
Auf die Fragen seitens des Abgeordneten Alois Gerig (CDU), ob die ”pauschale“ Warnung vor Rohgemüse nicht irgendwann ersetzt werden könne, verteidigte Sammann die Form der jetzigen Warnhinweise: ”Die Warnung an die Verbraucher ist richtig.“ Der Ausschussvorsitzende Hans-Michael Goldmann kritisierte jedoch die Wissenschaftler, die seiner Meinung nach durch eine zu allgemeine Warnung vor Gemüse aus Norddeutschland viele Erzeuger an den Rand ihrer Existenz treibe, obwohl diese durch Eigenproben nachweisen könnten, dass ihr Gemüse nicht belastet sei.
Professor Andreas Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung räumte ein, dass das Verunreinigungsproblem auch nicht unbedingt bei den Erzeugern, sondern auf dem Weg der Zubereitung, der Verpackung oder im Verkauf liegen könne. ”Wir wissen nicht, ob es tatsächlich Gemüse sind“, sagte er. Die Warnung beruhe aber auf der Befragung von Patienten und seien der bisher belastbarste Hinweis in der Untersuchung der Ursachen.
”Die Verzehrhinweise sollen Verbrauchern die Möglichkeit geben, ihre Familien zu schützen“, erklärte Hensel. Weil die Quelle nicht eindeutig zu identifizieren sei, würde dies Warnung am effektivsten schützen. Privat in Auftrag gegebene Tests
seien zwar ein Verkaufsargument für die entsprechenden Unternehmen, um auf ihre Produkte hinzuweisen. ”Aber eine Gurke von 200.000 zu testen und zu behaupten, die sind EHEC-frei, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht sicher.“
Landwirtschaftsministerin Aigner versprach, dass über Beihilfen für betroffene Landwirte mit dem EU-Agrarkommissar Dacian Ciollos gesprochen werde. Weiter erklärte sie mit Hinweis auf die herausgegebene Warnung, dass eine Eingrenzung auf die drei Produktgruppen bereits vorgenommen worden sei, sodass der Schaden sich nicht noch weiter ausgeweitet habe.
Bärbel Höhn (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte die schleppende Informationspolitik der Regierung: ”Eine Nummer des Bürgertelefons ist selbst im Internet kaum zu finden.“ Die Bevölkerung wisse nicht, an wen es sich wenden könne. Auch die EU-Partner seien befremdet über die schleppende Informationspolitik aus Deutschland, beklagte sie.
Aigner hingegen schloss aufgrund der breiten Kaufzurückhaltung gegenüber Gurken, Salat und Tomaten, dass ” die Warnung angekommen ist.“ Ein Bürgertelefon sei bereits seit dem 26. Mai zum Thema EHEC vorgestellt worden. ”Doch die Nachfrage ist gering.“
Karin Binder (Die Linke) interessierte, wie viele EHEC-Erreger insgesamt bekannt seien und woher sie kommen. Sachverständiger Andreas Sammann geht von rund 150 verschiedenen sogenannten Serotypen aus, deren ”Quelle leider in den wenigsten Fällen gefunden wird“. Diese schon vor einem Ausbruch identifizieren und bekämpfen zu können, sei momentan methodisch nicht zu lösen.
Auch Professor Reinhard Burger, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), konnte nicht ausschließen, dass die Erregerquelle ”weiterläuft“. Fünf Einsatzteams des RKI würden vor Ort in Norddeutschland allen Spuren nachgehen. Ob die Infektionswelle abklingt und die Warnhinweise fruchten, müsse in den nächsten Tagen abgewartet werden. ”Denn die Inkubationszeit der Erkrankung dauert sieben bis acht Tage“, erläuterte er. Die erst vor knapp einer Woche ausgesprochenen Hinweise, könnten dann Erfolge zeitigen.
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