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Mahlke sagte, die bald darauf erfolgten Kaufangebote hätten die Grundstücksbesitzer in Gorleben aus heiterem Himmel getroffen. „Die Landesregierung hatte doch noch von einer Vorläufigkeit gesprochen.“
Der Untersuchungsausschuss geht der Frage nach, ob es bei der Entscheidung der Bundesregierung aus dem Jahr 1983, sich bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll auf den Standort Gorleben zu beschränken, zu Einflussnahmen oder Manipulationen gekommen ist.
Der evangelischen Kirchengemeinde gehört ein Teil jenes Gebiets über dem Salzstock, der für eine Eignung erkundet werden soll. So wurden die Gemeinde und zahlreiche weitere Eigentümer konsultiert. „Es gab ein Kaufangebot von 4,10 Mark pro Quadratmeter“, sagte Mahlke. „Der Verkehrswert wurde von den Anbietern mit 41 Pfennig beziffert.“ Der Pastor kritisierte, dass für eine Verkaufsentscheidung den Besitzern eine Frist von 40 Tagen eingeräumt wurde. „Einige Bauern lebten am Existenzminimum, zwei Jahre zuvor war der Waldboden abgebrannt. Es herrschte Angst, dass bei einer Verweigerung sofort für einen Appel und Ei enteignet wird.“ So hätten dann 60 Eigentümer dem Kaufangebot zugestimmt. „Ist die Fristsetzung ein Element zur Durchsetzung eines Großprojekts oder zur Verschleierung dessen? Das müssen sich die Politiker fragen.“ Die Kirchengemeinde weigert sich bis heute, ihren Grund der Erkundung zur Verfügung zu stellen.
Ferner berichtete Mahlke von einem Brief des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) an den Bürgermeister Gartows vom 21. Mai 1981. „Darin bestätigte Albrecht, dass die Landesregierung einem Antrag auf eine Wiederaufarbeitungsanlage keinesfalls zustimmen werde“, zitierte der 64-Jährige. Vorher hatte Albrecht von den Plänen eines NEZ Abstand genommen, weil dies politisch nicht durchsetzungsfähig sei. Er verfocht seitdem die Fortführung des Projekts als Endlager. „Am 1. November 1982 nannte Albrecht aber einen anderen Ort im Landkreis als möglichen Standort einer Wiederaufarbeitungsanlage.“ Dies hätten er und die anderen Pastoren der Region als unverantwortlichen Umgang mit der Wahrheit kritisiert.
Abgeordnete hielten Mahlke eine Antwort der evangelisch-lutherischen Kirche auf ein Schreiben der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) aus dem Jahr 1987 vor, wonach ein Verkaufspreis von zwei Mark pro Quadratmeter gefordert werde. „Für uns als Kirchengemeinde vor Ort spielte die Preisfrage keine Rolle“, erwiderte Mahlke. „1987 war eine Positionierung der Landeskirche in Hannover noch unklar. Erst Anfang der Neunziger Jahre änderte sich das.“
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