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Der Sprecher der Geschäftsführung der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), Bruno Wenn, sagte, prinzipiell bestehe bei den deutschen Touristikunternehmen ein großes Interesse, bestimmte Produkte lokal zu beziehen. Dies scheitere in Entwicklungsländern in der Regel nicht am Preis, sondern an der Qualität und der Zuverlässigkeit der Lieferung. So genügten beispielsweise die Kühlmöglichkeiten lokaler Anbieter von Fisch nicht den Anforderungen großer Hotels. Die DEG, ein Unternehmen der KfW-Bankengruppe, finanziert und berät private Unternehmen, die in Entwicklungsländern investieren.
Auch der Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements des TUI-Konzerns, Harald Zeiss, betonte, es gehe darum, lokale Produkte in die Wertschöpfungskette des Tourismus einzubeziehen. Zeiss, der auch Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz ist, berichtete, dass die Hotels auf den Kapverden Tomaten und Zwiebeln größtenteils per Schiff aus Spanien bezögen, obwohl diese Produkte vor Ort angebaut werden könnten. Die Geschäftsführerin des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung, Birgit Steck, ergänzte, die Agrarstrukturen in Entwicklungsländern seien zum Teil so beschaffen, dass sie größere Hotels nicht beliefern könnten.
Der Professor für Touristik und Verkehrswesen der Fachhochschule Worms, Adrian Freiherr von Dörnberg, sagte, bislang sei der Preis das zentrale Entscheidungskriterium für potenzielle Urlauber. Einige Unternehmen, etwa aus der Luftfahrtbranche, böten zwar beispielsweise CO2-Rechner an, mit denen Kunden die Emissionskosten ihrer Reise ausgleichen könnten. „Der Kunde nutzt das nicht“, stellte Dörnberg fest. Hier sei noch viel Aufklärungsarbeit nötig, auch über das Internet. Der GIZ-Experte pflichtete ihm auf Nachfrage der Unions-Fraktion bei. Auch deutsche Urlauber im All-inclusive-Segment interessierten sich etwa durchaus für das Thema Menschenrechte an ihrem Urlaubsort. Dies sei aber nicht kaufentscheidend, sagte der Professor auf Nachfrage der SPD-Fraktion.
Der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Jürgen Büchy, sagte, die Tourismusbranche sei sich ihrer Verantwortung bewusst. „Wir bekennen uns ausdrücklich zum Gebot der Nachhaltigkeit“, betonte Büchy. Dies sei „im ureigenen Interesse“ der Branche. Büchy erläuterte, aus Sicht der Reiseunternehmen sei es ein „richtiger Ansatz“ in der Entwicklungszusammenarbeit, auf das Thema Bildung zu setzen. „Wir brauchen überall ausgebildetes Personal“, sagte Büchy auf Nachfrage der FDP-Fraktion. Er berichtete in diesem Zusammenhang von einer touristischen Anlage in Tunesien, wo die praktische Ausbildung von Mitarbeitern im Sommer stattfinde, die theoretische Ausbildung außerhalb der Saison im Winter.
Birgit Steck betonte auf Nachfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, für die Entwicklungsländer seien die Nettodeviseneinnahmen entscheidend – also die Restgröße, die sich nach Abzug aller Devisenausgaben etwa für Importe von Nahrungsmittel für Touristen ergebe. Der Anteil an touristischen Deviseneinnahmen, der zur Finanzierung importierter Leistungen ins Ausland fließt, die sogenannte Sickerquote, sei von Land zu Land sehr unterschiedlich. Als Faustregel könne genommen werden, dass der Nettodeviseneffekt für ein Land umso positiver ausfalle, je weiter es in seiner Entwicklung fortgeschritten sei, sagte die Geschäftsführerin des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung. Steck betonte, der Tourismus könne nur dann eine Schlüsselrolle in der Entwicklungszusammenarbeit spielen, wenn er eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen und eine Nutzung lokaler Produkte gewährleiste.
Die Experten äußerten sich in der Anhörung auch zu Risiken des Tourismus für Entwicklungsländer, etwa durch hohen Ressourcenverbrauch oder sexuelle Ausbeutung. So sei etwa die Bekämpfung der Kinderprostitution sehr schwierig, machte der Geschäftsführer des Unternehmens Studiosus Reisen, Peter-Mario Kubsch, deutlich. Zwar habe der „Verfolgungsdruck“ gegen dieses Verbrechen nicht zuletzt auf Initiative der Reisebranche deutlich zugenommen. Zugleich sei aber zu beobachten, dass die Nachfrage nach Kinderprostitution in solche Länder verlagere, in denen der Druck geringer sei, erläuterte Kubsch auf Nachfrage der Fraktion Die Linke.
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