Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > April 2012
Franz-Martin Rausch vom Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels plädierte dafür, dass die Verbraucher besser über die Bedeutung der Mindesthaltbarkeitsdauer auf Produkten informiert werden müssten. Auf diese Weise könne vermieden werden, dass pauschal Lebensmittel den Weg in die Mülltonne finden würden, die nur aufgrund des Verfalls des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verzehrt würden, obwohl diese in der Regel gut seien.
Klaus-Peter Feller von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie pflichtete bei: „Die Verbraucher müssen befähigt werden, sorgsam mit Lebensmitteln umzugehen.“ Von rund elf Millionen Tonnen weggeworfener Lebensmittel würden etwa 6,6 Millionen Tonnen im Hausmüll entsorgt. Feller schlug vor, mehr für die Verbraucherbildung zu tun, indem in der Früherziehung und an Schulen mit der Sensibilisierung für das Thema begonnen wird. Er lehnte jedoch die Forderung ab, dass Mindesthaltbarkeitsdatum als Orientierung abzuschaffen. „Es grenzt sich klar vom Verfallsdatum ab und ist zu verstehen.“ Neue Begriffe müssten ebenfalls erst eingeführt werden und könnten auch missverstanden werden.
Jürgen Benad vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband machte deutlich, dass es nicht im Interesse der Gastronomie sei, Lebensmittel zu verschwenden. Zum einen sei die gewerbliche Entsorgung teuer und zum anderen würde keine Unternehmer gerne auf den Kosten unverbrauchter Lebensmittel sitzenbleiben wollen. „Die Weitergabe übrig gebliebener Lebensmittel an Tafeln ist nicht einfach“, erklärte er. Was an Gäste nicht verkauft und mitgegeben wurde, unterliege bei der bloßen Weitergabe für gute Zwecke strengen Vorschriften. „Ein Risiko, das die Gastronomen scheuen.“ So müsste bei einem Weitertransport die Einhaltung der Kühlkette beachtet werden, Desinfektionsschutzgesetze und Hygieneverordnungen eingehalten werden, die über den bloßen guten Willen zu extra Kosten und mehr Verantwortung führen.
Der Journalist Stefan Kreutzberger widersprach seinen Vorrednern jedoch, dass das Problem in erster Linie ein Problem auf der Seite der Verbraucher sei. „Es müssen sich auch mal die Äcker genau angeschaut werden“, sagte er. Viele Lebensmittel würden untergepflügt, weil sie nicht den Normen entsprechen oder die Preise nicht gut genug seien. „Diese werden bloß nicht als Lebensmittel betrachtet“, kritisierte er, „klar, dass dann in den Studien nur noch die Verbraucher übrig bleiben.“ Auch glaubte er, dass es dem Handel im Grunde egal sei, wie viel die Kunden wegwerfen würden: „Hauptsache, es wird viel verkauft.“ Kreuzberger schlug vor, dass die Normen gelockert werden, wie Lebensmittel auszusehen haben. Auf diese Wiese könnten Lebensmittel unterschiedlicher Qualitätsstufen angeboten werden, ohne dass vermeintlich „hässliche“ Gurken oder Möhren erst gar nicht in den Handel kommen.
Auch der Journalist Valentin Thurn machte das Mantra der Vielfalt, der frischen Optik und der ständigen Verfügbarkeit von Lebensmitteln als wesentliche Ursache für die Verschwendung aus und kritisierte die Lebensmittelindustrie und den Handel dafür, sich bei der Kritik an den Verbrauchern vor der eigenen Verantwortung zu drücken, denn der Verbraucher müsse genauso ins Boot geholt werden wie die Produzenten und die Industrie. Thurn trat dafür ein, dass die Normierung von Lebensmitteln abgeschafft, das Wegwerfen von Lebensmitteln teurer und die Weiterverwertung gestärkt werden müsse.
Auch unterwegs aktuell informiert mit der kostenlosen App "Deutscher Bundestag" und unter m.bundestag.de.
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Jörg Biallas
Redaktion: Dr. Bernard Bode, Alexander Heinrich, Claudia Heine, Michael Klein, Claus Peter Kosfeld, Hans Krump, Hans-Jürgen Leersch, Annette Sach, Helmut Stoltenberg, Alexander Weinlein