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Erstmals gehört habe er von dem Trio im Jahr 2000, als eine TV-Fahndung in der Sendung „Kripo Live“ geplant wurde. Seinerzeit, so erinnerte sich der Zeuge, sei ein Aufenthalt des Trios in Chemnitz „nicht ausgeschlossen gewesen“. Ebenso habe es aber Gerüchte gegeben, die drei seien im Ausland untergetaucht. Ende 2000 habe es dann im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen Volksverhetzung eine Hausdurchsuchung bei Thomas S. gegeben, der in Sachsen als „Größe“ des im September 2000 verbotenen rechtsextremen Netzwerks Blood and Honour bekannt war. Dabei, so Jehle, sei auch ein Notizbuch gefunden worden, in dem die Geburtstage von Zschäpe und Böhnhardt vermerkt waren. Ein Jahr später habe dann Thomas S. einen befreundeten Neonazi benannt, der angeblich Kontakt mit den Untergetauchten halten würde. Auf Wunsch des LKA Thüringen habe man diesem Kontaktmann zweimal eine Ladung zu einer Befragung zugestellt, der aber nicht gefolgt wurde.
Für Kopfschütteln sorgte diese Aussage beim Unionsabgeordneten Clemens Binninger. „Jedem Rotlichtsünder wird mit mehr Akribie nachgegangen“, sagte er. Der sächsische LKA-Beamte stimmte dem grundsätzlich zu. Weitere Maßnahmen hätten jedoch vom LKA Thüringern ergriffen werden müssen, machte er deutlich. Auf die Frage, ob man nicht auf Thomas S. einen genaueren Blick hätte werfen müssen, verwies Jehle ebenfalls auf die Zuständigkeit Thüringens und machte gleichzeitig deutlich: „Wir haben damals nicht nach Mördern gesucht." Insofern habe das Ganze nicht die oberste Priorität besessen. Da es für die Soko Rex in Sachsen nicht erkennbar gewesen sei, „inwieweit Thomas S. involviert ist“, habe man den Kollegen in Thüringen nur mitgeteilt, „was wir über ihn wissen“. Die SPD-Abgeordnete Eva Högl zeigte sich überrascht ob der eher geringen Priorität, die die Suche offenbar gehabt habe. Ob es denn oft vorkomme, „dass Gewaltbereite untertauchen“, wollte sie wissen. Jehle antwortete mit Nein, fügte aber hinzu, es sei ein Unterschied, ob man eigene Ermittlungen führe, oder lediglich unterstützend wirke. „Aus heutiger Sicht“, so der Beamte, „hätte man manche Nachfrage energischer stellen sollen.“
Mangelnde personelle Ausstattung sei nicht das Problem gewesen, sagte Jehle weiter. Während seiner Leitung der Soko Rex hätten 35 bis 40 Personen darin mitgearbeitet, erläuterte er auf Nachfrage des FPD-Abgeordneten Patrick Kurth. Petra Pau (Die Linke) wollte wissen, ob man sich beim LKA auch mit den Strategien der Neonazis in Sachsen beschäftigt habe. Jehle bejahte dies. Aufgabe der Soko Rex sei es aber gewesen, sich mit konkreten Straftaten zu beschäftigen. Zugleich räumte er ein, dass es bekannt gewesen sei, dass ehemalige Mitglieder von Blood and Honour zum bewaffneten Kampf aufgerufen hätten. Ob bei ihm nicht die Alarmglocken geschrillt hätten, als dann das LKA Thüringen im Rahmen der Fahndung nach Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt um die Überprüfung einzelner ehemaliger Blood-and-Honour-Mitglieder gebeten habe, wurde Jehle gefragt. „Der Zusammenhang ist von mir nicht hergestellt worden“, antwortete der Kriminalbeamte.
Wolfgang Wieland (Bündnis 90/Die Grünen) erkundigte sich schließlich danach, ob Jehle bekannt gewesen sei, dass das LKA Berlin laut Aktenlage Thomas S. Ende 2000 als V-Mann angeworben hat und ihn den sächsischen Kollegen als Quelle zu Verfügung stellen wollte. Nein, so Jehle, davon wisse er nichts. Das fand Wieland merkwürdig: „Wie kann es denn sein, dass so etwas bei der Soko Rex nicht ankommt?“ Der damalige Soko-Leiter konnte darauf keine Antwort geben.
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