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Rund 8.000 Tonnen an Arzneimitteln gingen in Deutschland jährlich über die Tische der Apotheken, sagte Steinhäuser. Von den insgesamt zur Verfügung stehenden 3.000 Wirkstoffen seien etwa die Hälfte „potenziell umweltschädigend“. Das Problem, so der Experte, ergebe sich daraus, dass die Medikamente wasserlöslich sein müssten, um vom Körper aufgenommen zu werden. Kläranlagen könnten jedoch nicht alle der schädigenden Stoffe herausfiltern. Steinhäuser verweis auf das Schmerzmittel Diclofenac, dessen nierenschädigende Wirkung bekannt sei und das schon in geringer Dossierung die Nieren von Fischen schädigen könne. Ein spezieller Fall seien auch die Antibiotikaresistenzen. „Wir stellen in Gewässern immer wieder antibiotikaresistente Keime fest“, sagte.
Aus Sicht des Umweltbundesamtes sollte man die Umweltqualitätsnorm für wichtige Wirkstoffen rechtlich verankern. Zudem sollte der Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter als Risikobeurteilungswert in die Zulassung eingeführt werden. Auch die Risikokommunikation müsse eine größere Rolle spielen, forderte Steinhäuser. Dabei sei es nicht das Ziel, Arzneimittel zu verbieten oder in die Handlungsfreiheit von Ärzten einzugreifen. Vielmehr könnten mit einer Ampellösung „umweltkritische Mittel“ gekennzeichnet werden. Schließlich gehe es auch um die Entsorgung. Es müsse deutlich gemacht werden, dass Arzneimittel nicht in die Toilette gehören. Eine Entsorgung über den Hausmüll nannte der Umweltbundesamts-Vertreter hingegen hinreichend.
Die Reduzierung oder Vermeidung des Arzneimitteleinsatzes ist mit Blick auf den Schutz der Umwelt nachhaltiger als eine Optimierung der Kläranlagen, lautete die Einschätzung des ebenfalls zu dem Fachgespräch geladenen Vertreters des Genossenschafts-Verbandes Emscher-Lippe, Issa Nafo. Sein Verband sei der größte Abwasserentsorger in Deutschland, betreibe 60 Kläranlagen und reinige eine Milliarde Kubikmeter Abwasser pro Jahr, sagte Nafo. In verschiedenen Anlagen habe man neue Techniken der Abwasserentsorgung, wie etwa die Membranfiltration, die Oxidation und die Adsorption an Aktivkohle getestet. Ergebnis dessen sei, dass sich die Reduktionsrate von vielen Spurenstoffen im Vergleich zu konventionellen Kläranlagen von 65 auf 80 Prozent erhöht habe. Eine vollständige Elemination sei aber auch mit weitergehenden Abwasserbehandlungsverfahren nicht zu erreichen, fügte er hinzu.
Außerdem, so Nafo weiter, seien die neuen Verfahren mit einer Steigerung des Energieverbrauches „um 30 Prozent und mehr“ verbunden. Auch er forderte daher eine Minimierung der Einträge in die Gewässer. Dazu sei eine „Gewässerampel“ für bestehende Medikamente ebenso nötig, wie der Ausbau und die Optimierung der Rücknahmesysteme von Arzneimitteln. Aber auch eine Veränderung der derzeitigen Verschreibepraxis, die Anpassung der Dosierungsmenge auf den Bedarf des menschlichen Körpers und die Entwicklung von abbaubaren Medikamenten könnten aus seiner Sicht einen Beitrag zum Gewässerschutz leisten.
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